Ein Grundstück am Johannestag
Mit der Eingemeindung der Dörfer Wiehre und Adelhausen in die Stadt Freiburg wuchs die Bevölkerungszahl im neuen Stadtteil rasant. Die alte Pfarrkirche St. Cyriak und Perpetua wurde zu klein. Ein neuer Kirchenbau, der 1899 auf das Patronat Johannes des Täufers geweiht wurde, sollte Abhilfe schaffen. Noch heute erinnert die Portalapsis in Richtung der stark befahrenen Straße an das bauliche Vorbild, den Bamberger Dom. Aufgrund der Säkularisierungsverträge lag die Bauherrschaft damals beim Staat Baden, der den großherzoglichen Baudirektor Josef Durm als Architekten für das Bauvorhaben wählte. Die Wahl des Patroziniums fiel ähnlich schnell, da die Stadt den Baugrund am 24. Juni, dem Hochfest Johannes des Täufers, unentgeltlich zur Verfügung stellte.
Geburtstag im Jahreskreis
Neben Maria und Joseph, Petrus und Paulus ist Johannes der Täufer der einzige Heilige, der mit einem Hochfest verehrt wird. Das besondere daran: Es wird seiner Geburt gedacht und nicht wie bei den meisten Heiligen seines Todestages. Rekonstruiert wurde sein Geburtstag aus einer Angabe im Lukasevangelium: Der Engel weist Maria bei der Verkündigung darauf hin, dass auch Elisabeth, ihre als unfruchtbar geltende Cousine, schwanger sei, und zwar bereits im sechsten Monat. Diese Zahlenangabe wird ins Kirchenjahr eingefügt: Die Geburt des Täufers müsste drei Monate nach Mariä Verkündigung stattgefunden haben, die neun Monate vor Weihnachten gefeiert wird. Der Geburtstag des Täufers fällt somit genau sechs Monate vor Weihnachten.
„Er muss wachsen, ich aber geringer werden.“
Passend dazu ergeben sich die Termine der Wintersonnenwende, der 25. Dezember für Weihnachten und der Sommersonnenwende, 22~24. Juni, für den Johannestag. Die Geburt Christi findet in der längsten Nacht statt, von der aus die Tage länger werden, die Geburt des Täufers, am längsten Tag, von dem aus die Tage kürzer werden. Die kirchliche Tradition hat in den beiden Terminen in Anlehnung an Joh. 3,30 eine Lichtmetaphorik erkannt: Christus, für den der Tag steht, muss wachsen, Johannes, für den die Nacht steht, muss geringer werden.
Ein Heiliger des Alten und des Neuen Bundes
In der Johanneskirche gibt es eine Vielzahl von Heiligen-Darstellungen. Das Ambo zeigt Adam und Eva, im Hochaltar lassen sich weitere alttestamentliche Heilige finden wie Abel und Melchisedek, aber auch Heilige des Neuen Bundes wie die früheren Pfarrpatrone Cyriak und Perpetua und regionale Heilige wie Bischof Konrad von Konstanz oder der Selige Bernhard von Baden sind vertreten. Und dann ist da noch der Kirchenpatron Johannes der Täufer, der irgendwie zu beiden Gruppen gehört. Mit seinem Verweis auf Jesus: „Seht das Lamm Gottes!“ gilt er als der letzte Prophet. Er ist vor Christus, aber er, der nach ihm kommt ist größer als er. Das Lukasevangelium berichtet, davon, dass Johannes Jesus bereits im Mutterleib erkannt hat und vor Freude über ihn hüpft. Seine Stellung als Herold bringt ihn in eine besondere Nähe zu Christus.
„Seht, das Lamm Gottes“
Eine Statue am letzten Pfeiler des Langhauses im Übergang zur Vierung, zeigt den Täufer wie der mit seinem ausgestreckten Zeigefinger auf das Lamm Gottes deutet. Nicht nur damals, sondern auch heute gilt sein Hinweis für die Gläubigen. Der Finger deutet nicht nur auf das Lamm, sondern auch in Richtung Altarbereich, wo das Lamm Gottes in jeder Messe der Gemeinde gezeigt wird und im Empfang der Eucharistie ganz nah kommen will.
Christus, das Lamm Gottes im Zentrum
Mit der Erneuerung der Liturgie in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde ein neuer Altarraum mit Volksaltar geschaffen. Seitdem befindet sich eine achteckige Altarinsel im Bereich der Vierung, also direkt unter der Kuppel, dem Bereich, in dem sich Lang- und Querhaus schneiden. Mit dem Umbau hat der Kirchenraum ein neues Zentrum erhalten. Die Zahl acht steht für die Auferstehung am achten Tag und die erfüllte Zeit. Kuppelraum und Altar bilden eine harmonische Einheit. Im Langhaus und in den beiden Seitenschiffen befinden sich Bänke, sodass sich die Gemeinde halbrund um den Altar versammeln kann. Das ganze wirkt so stimmig, dass man sich nur schwer vorstellen kann, dass es ursprünglich einmal anders gedacht war.
Das Geheimnis des Lammes
Ähnlich wie Johannes der Täufer auf Christus verwiesen hat, weisen die beiden Türme von St. Johann in den Himmel. Der Kirchenraum lädt zum Verweilen ein. Die romanischen Mauern verschaffen Ruhe und ermöglichen es, sich dem Geheimnis des Lammes zu nähern.
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