Schweizer Franken verliert gegen den Euro

Ist der Schweizer Franken in Not? Seit einem Jahr verliert der Schweizer Franken an Wert gegenüber dem Euro. Nach dem Anstieg des CHF und dessen Status als sicherer Hafen in den letzten Jahrzehnten überrascht dies. Vielleicht hat sich der Status der Schweiz und seiner Währung aber nur normalisiert.

Ist der Schweizer Franken in Not? Seit einem Jahr verliert der Schweizer Franken an Wert gegenüber dem Euro. Nach dem Anstieg des CHF und dessen Status als sicherer Hafen in den letzten Jahrzehnten überrascht dies. Vielleicht hat sich der Status der Schweiz und seiner Währung aber nur normalisiert.

Der Aufstieg des Franken und die Intervention der SNB

Beginnend in 2008 hat der CHF massiv an Wert gegen EUR gewonnen. Er stieg von 0,6 bis auf ca. 1 EUR pro CHF. 2011 entschied die Schweizer Nationalbank SNB, den Wert des CHF zu begrenzen. Sie kündigte an, am Devisenmarkt so viele Euros aufzukaufen, um den Kurs des Franken auf maximal 1,20 CHF pro EUR (also ca. 0,8 CHF pro EUR) steigen zu lassen. Ein Kurs unter 1,20 CHF pro EUR sah die SNB als Verzerrung, die die Produkte der Schweizer Industrie unverhältnismäßig verteuern würde. Ähnliches hatte die SNB in den 70ern gegenüber der DM getan. Das Risiko dieser Intervention, so konnte man aus den Erfahrungen der Maßnahmen gegen die DM ableiten, war eine gesteigerte Inflation, die sich die Schweiz damit einhandeln könnte.

Finanzkrise auch in der Schweiz

Gleichzeitig zur internationalen Bankenkrise (Lehman u.a.) und Staatsfinanzkrise seit 2008 gab es eine Bankenkrise in der Schweiz. Die UBS hatte eine Bilanz weit größer als der Staatshaushalt der Schweiz. Sie drohte in der Finanzkrise die komplette Schweiz in Schieflage zu bringen. Umfangreiche Gesetzgebung, de facto eigene UBS-Gesetze waren die Folge

Bankgeheimnis und Steuergeheimnis wird teilweise aufgegeben

Das Geschäftsmodell, unversteuertes Vermögen oder solches unklarer Herkunft in die Schweiz zu bringen und vor Besteuerung im Ursprungsland zu schützen, geriet in Bedrängnis. Die USA, die Deutschland u.a. hatten sich auf rechtlich fragwürdige Weise Daten von Kunden der Schweizer Banken besorgt. Gestohlene Bankdaten waren aufgekauft oder erpresst und den Steuer- und Ermittlungsbehörden übergegeben worden. Politiker wie Steinbrück und seine „Kavallerie, die er in die Schweiz senden würde“, erhöhten den Druck auf die Schweiz.

Parallel dazu wurden in Deutschland Steueramnestieregelungen verabschiedet. Danach gab es eine Unzahl von strafbefreiend wirksamen Selbstanzeigen und die Rückführung riesiger Vermögen aus der Schweiz.

Die Schweiz konnte ihr Bankgeheimnis in der alten Form gegen den Druck der USA, EU u.a. nicht mehr aufrechterhalten. Sie ist hinsichtlich Steuertransparenz und Datenaustausch ein Bankplatz unter vielen geworden

Der neue Finanzplatz Schweiz

Dennoch blieb die Schweiz ein bevorzugter Platz zur Aufbewahrung von Vermögen. Vermögensbesitzer sehen das politische System und die Finanzbestimmungen der Schweiz als verlässlicher im Vergleich zu anderen Länder. Anleger bevorzugen den CHF gegenüber USD oder EUR, als stabile und für politische Einflüsse weniger anfällige Währung.

SNB gibt Interventionen gegen eigene Währung auf

Im Januar 2015 hat die SNB aufgegeben, gegen den Anstieg des CHF zu handeln. Der Präsident der SNB nannte folgenden Grund: Der Euro hätte gegen fast alle Währungen massiv verloren. Eine Obergrenze für den CHF in Euro hätte damit alle in CHF notierten Werte massiv entwertet. Das Aufgeben der Obergrenze des CHF gegen den EUR verteuert die Produkte der Schweiz im Euro-Raum. Die SNB betrachtete dies als weniger gewichtig als die „weltweite“ Abwertung. Zudem hätte die Schweizer Industrie während der Jahre der Intervention genug Zeit gehabt, um sich anzupassen.

Die SNB hat sich also gegen eine feste Kopplung zum Euroraum und zur Abwertungspolitik der EZB entschieden.

Ereignisse nach Ende der Intervention

Der Wechselkurs sackte sofort von 1,20 auf ca. 1 CHF zu 1 EUR. Aber danach begann der Wert des EUR kontinuierlich zu steigen bis auf 1,1 CHF. Auch aktuell steigt der EUR gegen den CHF weiter. Dieser Anstieg ist überraschend und passt wenig zum Bild des sicheren Hafens.

Die Schweiz im Meer der EU

Die Ereignisse zeigen die Situation und Zwänge der Schweiz an. Sie ist umgeben von der EU. Diese wie die USA haben mächtige Zentralbanken, die Währungspolitik in neuem Ausmaß und Wirkung treiben. Beide setzen Themen Steuertransparenz durch und andere Staaten haben sich zu fügen. Die EU ist gleichzeitig der bei weitem größte Handelspartner der Schweiz und ein Nachbar, der sie, wenn man Lichtenstein ausnimmt, umschließt. Sie muss also mit der EU kommunizieren.

Leben mit dem übermächtigen Nachbarn EU

Der weise Satz von Karl Valentin „Nicht mal ignorieren“ ist wahrscheinlich der einzig mögliche Weg für die Schweiz. Ein Abkoppeln von der EU geht nicht. Ein Anpassen an die EU kann dazu führen, dass man „geschluckt“ wird. Die Entwicklung des Wechselkurses CHF zu EUR zeigt: Der Euro kann in Schwierigkeiten geraten, aber der Wechselkurs CHF zu EUR ist keine Einbahnstraße wie in den vergangenen Jahrzehnten gegenüber den alten Währungen des Euro-Raums. Der Euro wird, all dem Gerede seiner Auflösung entgegen, eine Weltleitwährung bleiben. Ein solcher Währungsraum wird öfters mit seiner Währung selbst gegenüber den harten CHF aufwerten. Die Politik der Schweiz insbesondere der SNB hat dies verstanden: Das zeigen u.a. die letzten Entscheidungen zum Wechselkurs.



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