St. Marien, Lübeck Foto: explizit.net E.B.

Sabbat - das Reich Gottes kommt an

Heute lehrt uns Jesus etwas Wichtiges: Die faule Ausrede, warum wir nach Gutdünken am Sonntag die Füße hochlegen können. – Nein? Lehrt er das nicht? Was lehrt er denn dann?

In der Tat findet man das Wort Jesu über den Sabbat als handelsübliche Ausrede, um allerlei sonntägliche Bequemlichkeiten zu rechtfertigen: «Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht, nicht der Mensch um des Sabbats willen.» Ausschlafen statt Gottesdienst? Museum statt Kirche? Waldspaziergang statt Kommuniongang?
Für fromme Ohren erwecken diese Ersetzungen ein Gefühl des Unbehagens. Für stolze Ohren erwecken diese Ersetzungen Hochgefühle, da sie meinen, mit der biblischen Rechtsfertigungstaktik den frommen Ohren eins auswischen zu können. Diese Dynamik steigert sich sogar soweit, dass der Kirchgänger der Seite der Pharisäer zugerechnet wird.

 

Zugleich weiß der Kirchgänger nicht mehr, ob er nicht doch das Wort Jesu so annehmen müsse. Er wird unsicher in seinem Verständnis der Schrift und seine Schritte beginnen zu wanken.

Jesus gibt dem gesetzlichen Ruhetag ein neues Gesicht

Die Lösung der Konfliktlinie findet sich im wenig gelesenen Nachsatz Jesu: «Darum ist der Menschensohn auch Herr des Sabbats.» Wer seine Bequemlichkeiten rechtfertigt, der hat sich selbst zum Herrn über den Sabbat erhoben. Er fragt nicht, was Gott für ihn vorgesehen hat, sondern setzt sich an Gottes Stelle und beantwortet die Frage selbst. Der Sinn des Sabbats erschließt sich aber über Jesus, den Herrn. Dagegen meinten die Pharisäer, der Sinn erschließe sich über das Gesetz und die Anwendung des Gesetzes. Doch, wie Paulus sagt, ist das Gesetz ohne den Geist Gottes nur toter Buchstabe. Daher ist Jesus der Herr des Sabbats: In seinem Geist erfüllt er das Gesetz und haucht ihm Leben ein.
Nun stehen wir vor der Frage: Was hat Jesus als Herr des Sabbats für uns vorgesehen, was wir am Sabbat tun sollen? Um uns das zu lehren, gibt er uns ein Beispiel aus dem Leben Davids. David und seine Leute hungerten. Daraufhin gingen sie in das Haus Gottes und aßen von den Broten, die den Hohepriestern vorbehalten sind. Wir finden hier drei Lehrstücke: das Haus des Herren, die Brote und der Priester. Betrachten wir sie.

Regeln für das Haus Gottes

Im Haus Gottes gelten verschiedene Regeln. Wer gibt diese Regeln vor? Der Hausherr. Und der Hausherr ist Gott. Das sieht einfach aus, ist es aber nicht. Gott selbst macht die Regeln. Jesus, Gottes Sohn und Herr, ist der Gesetzgeber in diesem Haus. Es sind nicht die Priester. Die Hohepriester haben keine Regeln gegeben, sondern sind die Folge der Regel. Sie haben keine Verfügungsgewalt. Wie oft meint jemand, die Bischöfe hätten die Macht, die Regeln des Hauses Gottes zu ändern! Die Bischöfe sind auch Folge der Regel, nicht ihr Macher. Uns passiert das Gleiche wie den Pharisäern: Wir verstehen das Gesetz falsch, weil wir nicht auf den Gesetzgeber schauen.

Umkehrung – nicht mehr Brot für Gott

Im Hause Gottes werden Brote dargeboten. Sie sind für die Priester. Das wahre Haus Gottes, das Haus Jesu, bietet auch Brot dar. Das Ziel des Hauses Gottes ist es, genährt zu werden. Nicht mit einem vergänglichen Brot, sondern mit dem unvergänglichen Leben. Das Brot, was sich David nimmt und ausspendet, ist ein Sinnbild für das Brot der Eucharistie, für das Leben Jesu selbst. David hatte Not, er hungerte. Wir haben auch Not und Hunger. Wir hungern nach dem Leben, das nicht vergeht. Unser Hunger wird im Haus Gottes gestillt.
Schließlich lehrt uns Jesu sein Priestertum. Die Brote waren für die Priester, die stellvertretend für Gott die Brote aßen. Die Brote wurden über die Priester Gott dargereicht. Das Priestertum Jesu ist umgekehrt. Gott reicht sich über die Priester im Brot. Die Bewegung des Brotes ist nicht von der Erde in den Himmel, sondern vom Himmel auf die Erde. Der Priester ist nicht Vertreter des Volkes, der im Namen des Volkes und dessen Stellvertretung das Opfer darbringt. Der Priester ist Vertreter Gottes, der im Namen Gottes und dessen Stellvertretung dem Volk das Leben bringt.

Der Sabbat lindert die Not des Menschen

Was bedeutet es nun, dass der Sabbat für den Menschen da ist? Wir haben drei Antworten erhalten:

  1. Was das Gebot Gottes ist, erfahren wir nicht in der bloßen Lektüre des Gesetzes, d.h. wenn wir die Bibel lesen, sondern wenn wir den Gesetzgeber, Jesus, kennenlernen. Der Sabbat ist dazu da, Jesus kennenzulernen.
  2. Der Sabbat antwortet auf die Not des Menschen überhaupt: die Sorge um das ewige Leben. Natürlich gibt es viele Nöte. Schlafmangel, Sehnsucht nach Kultur, Bedürfnis nach Natur. Aber die Not, die der Sabbat lindert, ist von anderer Art. Schlafmangel kommt und geht, Kultur kommt und geht, Natur kommt und geht. Das ewigen Leben aber, das Brot des Lebens, das bleibt. Das ist die einzige Not, die wirklich Not tut.
  3. Um des Menschen willen ist der Sabbat da, weil im Sabbat Gott sein Leben dem Menschen spendet. Der Sabbat ist der Tag, an dem Gott wirklich als Herr vor unser Leben tritt. Es ist der Herrentag. Wir können uns das ewige Leben nicht nehmen, nicht verdienen, es herbeiführen. Das Reich Gottes, der Himmel, kommt nicht durch unsere Mühe zu uns. Das Paradies ist nicht die Frucht unserer Anstrengung. Es wird uns geschenkt - am Sabbat. Das zeigt auch noch einmal den Unterschied zu Ausschlafen, Museum, Wald: Das Paradies besteht nicht darin. Es sind alles Dinge, die wir durch unsere Mühe erwerben können. Den Sabbat können wir uns nicht erwerben. Er wird uns geschenkt. Und das bedeutet es, wenn Jesus sagt: «Der Mensch ist nicht um des Sabbats willen da, sondern der Sabbat um des Menschen willen.»


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