Foto: Verlag Katholisches Bibelwerk

Rezension: "Die heilende Kraft des Kirchenjahres"

(explizit.net) Anselm Grün / Michael Reepen, "Das Kirchenjahr mit seiner heilenden Kraft verstehen und feiern"

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Seit über 1500 Jahren feiert das Christentum Jahr für Jahr die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben Jesu Christi. Doch viele Gläubige haben den Eindruck, dass sich in der offiziellen Liturgie der Feste und Feierlichkeiten des Kirchenjahres „etwas abspielt, das mit ihnen selbst nichts zu tun hat. Ja sie fühlen sich oft unbeteiligt, nicht angesprochen, es geht an ihnen vorbei.“ (14) Mit ihrem Buch „Das Kirchenjahr mit seiner heilenden Kraft verstehen und feiern“ möchten Pater Anselm Grün OSB und der Münsterschwarzacher Abt Michael Reepen OSB den Weg zu einem neuen, tieferen Verständnis des Kirchenjahres aufzeigen. Durch einen psychologischen Zugang zu den jährlich wiederkehrenden Kirchenfeiern werde es möglich, so die Überzeugung der beiden Autoren, diese als Feste zu erfahren und zu begreifen, „an denen etwas Größeres durchbricht, an denen der Sinn des Ganzen durchscheint, weil man sich von Gott berührt weiß.“ (28)

(explizit.net) Anselm Grün / Michael Reepen, "Das Kirchenjahr mit seiner heilenden Kraft verstehen und feiern"

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Seit über 1500 Jahren feiert das Christentum Jahr für Jahr die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben Jesu Christi. Doch viele Gläubige haben den Eindruck, dass sich in der offiziellen Liturgie der Feste und Feierlichkeiten des Kirchenjahres „etwas abspielt, das mit ihnen selbst nichts zu tun hat. Ja sie fühlen sich oft unbeteiligt, nicht angesprochen, es geht an ihnen vorbei.“ (14) Mit ihrem Buch „Das Kirchenjahr mit seiner heilenden Kraft verstehen und feiern“ möchten Pater Anselm Grün OSB und der Münsterschwarzacher Abt Michael Reepen OSB den Weg zu einem neuen, tieferen Verständnis des Kirchenjahres aufzeigen. Durch einen psychologischen Zugang zu den jährlich wiederkehrenden Kirchenfeiern werde es möglich, so die Überzeugung der beiden Autoren, diese als Feste zu erfahren und zu begreifen, „an denen etwas Größeres durchbricht, an denen der Sinn des Ganzen durchscheint, weil man sich von Gott berührt weiß.“ (28)

In der Tat hat ein psychologisches Verständnis des Kirchenjahres seine Wurzeln schon in der Bibel: „Lukas, der als der Evangelist des Kirchenjahres gilt, beschreibt das Wirken Jesu als Heilsjahr, als Jahr, in dem Gott durch Jesus den Menschen sein Heil geoffenbart und gewirkt hat. Dieses eine Jahr des Heiles wird Jahr für Jahr gefeiert, damit es sich immer tiefer in unsere Welt eingräbt und die Geschichte verwandelt und heilt.“ (8) Es geht darum zu erkennen, was die vielen feierlichen und stimmungsvollen Momente des Kirchenjahres mit uns selbst, mit unserem eigenen Leben zu tun haben.

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Die Botschaft des archetypischen Christuslebens

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Das kann gelingen, wenn man offen ist für den archetypischen Charakter der Feste. „Archetypen sind Urbilder der menschlichen Seele“ (19), erklären die beiden Autoren und zitieren den berühmten Schweizer Psychoanalytiker Carl Gustav Jung, der in Jesus den „Archetyp des ‚Selbst‘ (…), des eigentlichen Wesenskernes im Menschen“ (19) verwirklicht sieht. Wenn wir uns aufbrechen lassen für die Botschaft des archetypischen Christuslebens, könnten wir erkennen, so Grün und Reepen, dass die einzelnen Stationen im Leben Jesu, die uns die Liturgie des Kirchenjahres immer wieder vor Augen führe, exakt den Stationen unserer eigenen Menschwerdung entsprächen. Und somit ist das ganze Kirchenjahr für Jung „ein Heilssystem, ein System von Riten, die den Menschen heilen, eine Schule für das Erlernen der Kunst des Lebens, eine Initiation in die Menschwerdung.“ (20)

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Die Liturgie als Kraftquelle der Lebenssteigerung

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Vor allem die Riten und Symbole der offiziellen Liturgie seien in der Lage, die unbewussten Inhalte der menschlichen Seele anzusprechen, ins Bewusstsein zu leiten und so zu integrieren, dass sie zu einer „Kraftquelle der Lebenssteigerung“ (21) würden. Als Beispiel nennen Grün und Reepen unter anderem das Fest der Darstellung des Herrn, das die katholische Kirche am 2. Februar feiert. Maria, die Jungfrau, die das göttliche Kind geboren hat, übergibt es Gott – sie lässt es los und empfängt es dann wieder neu. Ein mutiger Schritt, der uns zeigt, wie wir auf dem Weg unserer eigenen Selbstwerdung heil werden können: „Wir müssen uns selbst verschenken, um uns zu gewinnen. Wir müssen alles hergeben, um alles zu bekommen. Wir müssen sterben, um zu leben.“ (56) Das Kirchenjahr mit seinen Festen kann so als „Drama der eigenen Seele“, als „Psychodrama“ (30) verstanden werden.

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Übungen für den Alltag und die Adventszeit

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Damit wir auch in unserem Alltag immer mehr das Heil Christi erfahren, schlagen die beiden Autoren vor, das Mitfeiern des Kirchenjahres nicht auf die offizielle Liturgie zu beschränken. Sie geben zahlreiche Anregungen, „wie wir das, was wir in der Liturgie gefeiert haben, in einer Meditation oder Übung vertiefen können.“ (30) Der Advent, mit dem das Kirchenjahr beginnt, ist zum Beispiel eine Zeit des Wartens auf die Ankunft Gottes und der Stille. Deshalb kann es in der Adventszeit eine gute Übung sein, „wenn wir uns öfter einmal still hinsetzen würden, bewußt gar nichts tun, sondern einfach in uns hineinhorchen und uns fragen: worauf warte ich eigentlich? Wonach sehne ich mich? Was könnte mein Leben erfüllen?“ (34)

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Kerzen bringen Licht in unsere Dunkelheit

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Die Kälte des Winters könne da auch zum Symbol für die Kälte unseres Herzens werden, sind Grün und Reepen überzeugt. „Die Kerzen, die wir in der Adventszeit anzünden, bringen nicht nur Licht in unsere Dunkelheit, sondern auch Wärme in unser Herz.“ (41) Betrachte man die brennenden Kerzen dann in voller Achtsamkeit, öffne man sich für die Erkenntnis, dass „meine Sehnsüchte keine Illusionen sind, sondern eine Welt verheißen, in der das Licht Gottes Wärme und Liebe verbreitet, in der ich wahrhaft daheim sein kann.“ (42)

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Anselm Grün / Michael Reepen, Das Kirchenjahr mit seiner heilenden Kraft verstehen und feiern. 128 Seiten, Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2012.

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Weitere Informationen zum Buch auf den

<p>.</p> <p>.</p> <h2>Rezension von Beate Rasch</h2>


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