Wahrscheinlich ist die Zahl der Anhänger dieser Organisationen größer als wir wahrhaben wollen. Doch sowohl Presse und Politik nutzen diese verirrten Schafe zu ihren Zwecken. Und möglicherweise hat Christoph Waltz über den neuen James Bond Film „Spectre“ genau das Richtige gesagt: James Bond ist der Kasperle. Und der Bösewicht Franz Oberhauser ist der Räuber in diesem Kasperletheater. Und so wie James Bond mit Spionage nichts, aber auch gar nichts zu tun hat, so haben AfD und Pegida mit Politik und Gesellschaftskritik nichts zu tun.
Jetzt könnten sich die Realisten zurücklehnen und sich sicher wiegen, da Szenarien wie in „Spectre“ reine Fantasie sind. Es ist und bleibt ein Kasperletheater, ebenso wie AfD und Pegida hier vom Genre einzuordnen wären. Doch wer nur die Realität für wirksam hält, der verschließt die Augen vor den Beweggründen. „Spectre“ liefert einen alten Stoff, der nur neu ausgestaltet wird. Es ist die Geschichte von Kain und Abel. Der eine Sohn wird vom Vater geliebt und gefördert, der andere wird links liegen gelassen. Bei AfD und Pegida wäre es rechts und der Kalauer ist etwas platt. Doch man sollte keinen Kalauer auslassen, wenn man damit deutlich machen kann, wie simpel die Wirklichkeit ist. Wenn ein Verlag sich Carl Auer nennt, dann liegt der Kalauer genauso nah.
Nur verrückt geht es weiter
„Nicht im Wahnsinn drückt sich fehlendes Denkvermögen aus, sondern im Denken, das seinen Wahnsinn verkennt, indem es sich vernünftig nennt.“ So formuliert es Marcus Steinweg in seinem neuen Buch „Evidenzterror“. Genau dies scheint den Bürgern ständig vorgegaukelt zu werden. Tatsachen werden geschildert, Statistiken angeführt und dies wird in einer Weise vorgestellt, die nichts als Witz erscheinen lässt, sondern als evident. Merkwürdigerweise kann da der neue James Bond mehr über die Wirklichkeit aussagen als Merkel, Seehofer, Gabriel und andere Statisten der Weltgeschichte. Im neuen 007 kann herzhaft gelacht werden, James Bond wird zur Karikatur. Joke folgt auf Joke, es gibt mächtig was zu lachen in diesem Agentenfilm. Natürlich wird auch ordentlich rumgeballert, Bettszenen dürfen auch nicht fehlen, dafür fährt der Agent dann auch am Vatikan vorbei, holt sich quasi die Absolution im Schnellvorbeifahren ab. Und wenn James mit seinem Aston Martin bei der Verfolgungsjagd einen Fiat 500 anschiebt, dann ist jedem noch so verkrampften James Bond Fan klar, dass hier Logik nicht zählt, sondern der Gag. „Spectre“ kann nur von kognitiv nicht besonders gut Ausgestatteten für realistisch gehalten werden. Schwierig wird es bei der Rezeption für Action-Liebhaber, andere Ebenen erkennen zu können. Doch die drängen sich auf, ganz im Gegensatz zur Politik.
Wer Politik ernst nimmt, hat sein Denken eingestellt
Wenn schlaue Leute meinen, man sollte die Rechten nicht so ernstnehmen und in der Presse die Zahl der Pegida-Anhänger lieber etwas niedriger angeben und die Zahl der Gegner verdoppeln, dann mag das statistisch harmloser aussehen, doch es verschärft nur das Problem. Die Presse könnte die Demonstrationen doch auch wie den neuen James Bond lustiger kommentieren. Es könnte deutlich werden, dass es nicht um Tatsachen geht, sondern um den Grund des Tuns. Relativiert sich das Töten bei „Spectre“ als nette Kulisse und rückt die Unterhaltung deutlich in den Vordergrund, so wird James Bond zu einem Lehrstück, wie Politik auch verstanden werden kann. Politik ist nichts anderes als eine Tragödie, der der Mut zur Komödie fehlt. Die Politik nimmt sich zu ernst und trägt den Nimbus von Wichtigkeit. James Bond scheint zu wissen, dass alles nur ein Spiel ist, das die ironisch-komische Haltung aus den Tatsachen eine erträgliche Sicht auf die Wirklichkeit macht. Und eigentlich geht es nur darum, mit der Geliebten Hand in Hand den Ort des ungeschehenen Geschehens zu verlassen. Man könnte ergo schweigen zu Pegida, AfD u. a., einfach an die Hand nehmen und Liebe machen, irgendwie findet jeder Pott einen Deckel. Ob rechts, ob links, ob rot, ob schwarz, ob grün, ob sonstetwas, ich liebe alle Frauen…
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!