Festung gegen die Türken, Foto: explizit.net

Orthodoxie in Spannung zum Islam

In der Orthodoxie werden geschichtlich Konflikte durch Erzählungen verarbeitet. Oft stützen sie eine Verschwörungstheorie. Prägend für die Orthodoxie ist die seit Jahrhunderten dauernde Auseinandersetzung mit dem Islam. Alexander Radej gibt Einblick in die Auseinandersetzung der Orthodoxie mit dem Islam, die sich oft in Geschichten und visionsartigen Erzählungen niederschlägt

Die Liste der orthodoxen Verschwörungstheorien ist lang. Ängste, sowie gesellschaftliche Zusammenhänge lassen sich in diesen Theorien widerfinden. In Griechenland und Serbien ist die Angst vor dem Islam groß, da sie entweder eine gemeinsame und besonders gewaltsame Vergangenheit haben oder heutzutage noch in Konflikt treten. Griechenland stand lange Zeit unter osmanischer Herrschaft. Nach dem Jugoslawienkrieg ist die Situation in Bosnien und Kosovo für die Christen schwierig geworden. Fast jeden Monat brennen Kirchen im ehemaligen Jugoslawien.

Die böse Türkei

Die Türkei ist der Inbegriff des Bösen für die Griechen. Verschiedene Theorien ranken sich um die Türkei. Der Heilige Paisios der Agiorit soll Theorien über das schlechte Verhältnis geschrieben haben. Der Mönch beschreibt einen Krieg, der zwischen der Türkei und Griechenland entstehen soll. Griechenland wird unterjocht werden. Nach jahrelanger Unterdrückung wird am Ende Christus zurückkehren und aus Russland heraus agieren. 
 Eine andere Theorie rückt Griechenland in den Vordergrund. In einen langen Krieg wird Griechenland die Türkei besiegen und die gelobte Stadt Konstantinopel, das heutige Istanbul, befreien. Dann wäre das ökumenische Patriarchat von Konstantinopel wieder frei und das große Priesterseminar von Chalki würde wieder geöffnet werden. Beide Theorien gehen von  einem Sieg der Griechen über den Islam aus. Unverkennbar sind die traumatischen Erlebnisse. Die einzige Heilung der Wunden der Vergangenheit, wird in diesen Geschichten durch einen Sieg der christlichen Griechen gegen den Islam beschrieben.

Der neue Zar rettet die Welt

Was passiert eigentlich genau, wenn die Welt vom Islam unterjocht wird? Das Christentum wird in West- und Mitteleuropa vom Islam verdrängt, die Christen werden verfolgt. Die einzig freien Christen werden sich in Russland leben. Die russische Bevölkerung reagiert auf die Unterjochung der Christen mit einem politischen Manöver: Das Zarentum wird wieder eingeführt. Unter der Herrschaft des Zaren, sein Name ist noch unbekannt, wird ein Krieg den Islam wird zurückdrängen und das Christentum, in der Gestalt der Orthodoxie, wird den Islam bekämpfen. Dann wird Christus an der Seite Russlands gegen den bösen Antichristen, den Islam, kämpfen. Das neue Zarenreich wird glorreich aus der Schlacht hervorgehen. Diese Zukunftsvision wird in der serbischen Kirche oft erzählt. Sie zeigt das politische Verhältnis: Der große Bruder Russland wird Serbien beschützen und retten.

Der Islam ist der Antichrist - Polemik der Orthodoxie

Der Islam bleibt das Feindbild der Orthodoxie. Dies gilt besonders für Serbien. Aufgrund der brennenden Kirchen im Kosovo und der Gewalt gegen Christen haben sich die Beziehungen zum Islam enorm verschlechtert. Auch Russland hat ein großes Problem mit dem Islam. Aufgrund der „Islamischen Bewegung Usbekistans“ und unterschiedlichen radikalen islamischen Bewegungen. Griechenland hat eine tiefe Wunde aufgrund der osmanischen Unterjochung und dem Verlustes Konstantinopels zu verkraften. Die jüngsten Ereignisse, einmal der Islamischen Staat und die Repressalien durch Erdogan scheinen nicht zu einer Abmilderung der Verschwörungstheorien beizutragen.

Zur Festungsanlage Akkermann, türkisch Weiße Stadt, liegt an der Mündung des Dnister, war zuerst von Griechen gebaut, dann auch Handelsplatz der Genueser, 1484 von den Türken erobert, 1812 wurde die Festung nach dem Frieden von Bukarest in das Russische Reich eingegliedert.

Links:
Verschwörungstheorien: Der Westen als Antichrist
Islamismus in Zentralasien 


Kategorie: Religion

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