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Nicht weniger als ein Wunder. Papst und Patriarch treffen sich endlich

Ob noch viele Menschen, auch unter den Christen, wirklich an ein Wunder glauben? Das weiss ich nicht genau, aber ich bin mir sicher, dass deren Zahl nach dem 12. Februar besonders unter den Katholiken Russlands erheblich gestiegen ist. Was noch vor ein paar Wochen genau so fern schien wie nach dem Ende des Kommunismus, ist Wirklichkeit geworden.

Ob noch viele Menschen, auch unter den Christen, wirklich an ein Wunder glauben? Das weiss ich nicht genau, aber ich bin mir sicher, dass deren Zahl nach dem 12. Februar besonders unter den Katholiken Russlands erheblich gestiegen ist. Was noch vor ein paar Wochen genau so fern schien wie nach dem Ende des Kommunismus, ist Wirklichkeit geworden.

Die Katholiken Russlands haben unter der Glaubensspaltung erheblich gelitten und nicht wenige haben ihre Kirchentreue mit dem eigenen Blut bezahlen müssen.

Auf die polnisch-litauische Herrschaft folgt die russische Oberhoheit

Die Geschichte der Beziehungen zwischen den Katholiken und Orthodoxen in Russland war nie einfach. Zuerst kamen die Orthodoxen unter die Herrschaft der katholischen Fürsten von Polen-Litauen. In dieser Zeit entstanden auch die Kirchen, die man traditionell Unierte nennt. Sie selbst bezeichnen sich lieber als Orthodoxe Kirchen, die in Beziehung mit Rom stehen.

Im 18 Jahrhundert wendete sich der Blatt. Da wurde ein großer Teil Polen-Litauens von Russland annektiert, zusammen mit den dort lebenden lateinischen Katholiken sowie den Unierten. Zumindest zwei grosse Aufstände gegen Russland führten lediglich dazu, dass in Sibirien die katholischen Gemeinden entstanden, weil die russische Regierung viele Aufständische dorthin schickte.

Wolgadeutsche Katholiken

Deutsche Katholiken kamen freiwillig nach Russland, als Siedler in die Gebiete an der Wolga und am Schwarzen Meer. Sie besaßen kulturelle und religiöse Autonomie. Nach der Revolution wurde sogar eine autonome Deutsche Republik gegründet, was freilich keine Garantie gegen Religionsverfolgung war. Diese Privilegien gingen mit dem Zweiten Weltkrieg verloren, als Stalin die Wolgadeutschen nach Sibirien und Kasachstan verbannte.

Die Einstellung der Katholiken gegenüber Staat und Orthodoxer Kirche

Die Katholiken in Russland hatten wenig Gründe, um positive Gefühle gegenüber dem Staat zu entwickeln. Diese Groll wurde, auch manchmal unbewusst, auf Russland als Ganzes und damit auch auf die orthodoxe Kirche sowie die russische Kultur übertragen, auch wenn die Orthodoxen vom kommunistischen Regime nicht weniger grausam als die Katholiken verfolgt waren.

Konvertiten - mehr Europäer als Russen

Es gab schon in der Geschichte Russen, die Katholisch wurden. Einer der bekanntesten Konvertiten war Herzog Gagarin, der nicht nur Katholik, sondern gleich auch Jesuit wurde. Da es bis 1905 verboten war, die orthodoxe Kirche zu verlassen, musste er auf alle seine Besitzungen verzichten und nach Europa auswandern. Und das nur, weil er ein Adeliger war. Wer kein Adeliger war und zum Katholizismus konvertierte, wurde verhaftet und nach Sibirien geschickt.

Nach dem Fall von Sowjet Union wurde es wieder möglich, Katholik zu werden, ohne Verfolgungen ausgesetzt zu sein. Es gab und es gibt bis jetzt viele, die in die Katholische Kirche übertreten. Die Beweggründe sind unterschiedlich. Für einen alten Dominikaner, der viele Jahre in der Sowjet-Zeit als Priester gearbeitet hat, war das Katholisch-Sein wie eine geistige Auswanderung, da man sich eher als ein Europäer als ein Russe empfand.

Man war trotzdem in diesem Land geboren, groß geworden, hatte eine Familie gegründet. Man war trotz allem ein russischer Staatsbürge und trotz allem liebte man dieses Land, auch wenn es nicht immer Mutter, sondern manchmal wie eine genervte Stiftmutter war. Man sehnte sich nach der Versöhnung, mit der Geschichte, mit den orthodoxen Nachbarn, mit sich selbst. Man wollte diese zwei Teile in sich versöhnen – ein Katholik und ein Russe zu sein. Die Spaltung der Kirche ging durch Seele jedes einzelnen Katholiken in Russland.

Auch und wahrscheinlich gerade deswegen wurde das Treffen zwischen dem Papst und dem Patriarch von den Katholiken in Russland als besonderes Ereignis empfunden, das helfen wird, alte Wunden zu heilen, zu vergeben, zu versöhnen, was eine Vergebung braucht. Man fühlt sich jetzt, so die Stimmung, mehr in Russland zu Hause, als je zuvor. Es kann sein, dass die Katholiken in anderen Teilen der Welt sich auch über das Treffen gefreut haben. Aber hier habe ich Tränen der Freude auf den Gesichten gesehen.

Viele Anstrengungen, die in den letzten Jahren gemacht wurden, um ein solches Treffen zustande zu bringen und die bis jetzt alle fruchtlos geblieben sind, ließen auch diesmal zweifeln, ob das doch passiert. Und es geschah doch.

Es ist zu schön um wahr zu sein, so hat eine Frau gesagt. Ein Wunder, dass wir alle gesehen haben. Das Treffen selbst und besonders die Erklärung über die Kirche der Unierten, wird als etwas Besonderes empfunden. Man hat viel weniger oder sogar gar nichts von diesem Treffen erwartet. deshalb , und was heraus kam, überrascht. Verteidigung der Familienwerte und besonders das Schicksal der verfolgten Christen im Nahen Osten, das ist auch für Katholiken hier sehr wichtig. Jeden Tag gedenken die Katholiken in Russland in ihren Gebeten der verfolgte Christen.

Versöhnung wird zu gegenseitiger Bereicherung führen, so ist die Hoffnung. Man weiss nicht, was uns die Zukunft bringt und ob nach diesem Treffen noch weitere Schritte folgen. Aber das, was geschehen ist, hat gezeigt, dass für Gott nichts unmöglich ist. Es ändert, auch wenn dieses Treffen möglich wurde, weil die Interessen einiger Politikern, besonders in Russland, zu seinem Zustandekommen beitrugen, daran nichts: Gott kann alles, aber alles, zum besten wenden. Das glauben wir. Deshalb ist unsere Hoffnung größer und als noch am 11 Februar.

Vladimir Pashkov, Moskau



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