Habe ich gerade einen journalistischen Artikel gelesen oder war das Werbung? Facebook hat einen riesigen Gewinn eingefahren mit der Nichtbeantwortung genau dieser Frage. Werbung im klassischen Sinn gibt es im Zeitalter der digitalen Heimatlosen kaum noch. Die User schalten die Werbung einfach weg. Sie glauben, jetzt habe ich aber der Werbeindustrie ein Schnippchen geschlagen. Doch weit gefehlt, die Werbung kommt nicht mehr heimlich durch die Hintertür, nein ganz offen kommt sie als seriöse Nachricht durch die Haustür. Naiv wie die User sind, haben sie nicht verstanden, dass die Nutzung von Facebook u. a. durch die Werbeeinnahmen finanziert wird und es genau deshalb Facebook noch gibt.
Es gibt nichts umsonst, auch wenn es manche meinen mögen. Ich mag unempfindlich sein gegen Werbung, doch bald kann ich kaum noch unterscheiden, um was es sich da handelt, was ich gerade lese. Das Netz macht es nötig, immer diffizilere Methoden zu finden, um die Unterschiede aufzuheben. Und einfach etwas als Werbung deklarieren, das geht nicht. Ich wüsste dann allerdings, hier handelt es sich um Werbung und die Vorzüge des Artikels, den ich kaufen soll, werden schöngefärbt. Beim Native-Advertising werde ich ganz bewusst in die Irre geführt. Und damit verdienen Zuckerberg u. a. ihre Milliarden.
Bezahlt wird sowieso
Pecunia non olet hieß es bei den Römern und eine besondere Geruchs-Note hat Geld nicht. Es hat allerdings etwas Haptisches, ich merke, wenn ich einen Geldschein abgebe. Überweise ich eine Summe, dann habe ich etwas auf einen Zettel geschrieben oder in den PC getippt. Die Beziehung dafür geht verloren, dass ein Wert gegen einen anderen Wert getauscht wurde. Diese Entwicklung sorgt dafür, dass die Käufer nicht mehr merken, wann sie Geld ausgeben. Die Geldflüsse sind unterirdisch geworden. Wer an meine Geldbörse geht, das weiß ich gar nicht. Ich müsste mir die Mühe machen, die Wege zu verfolgen. Das ist allerdings kaum möglich. Klar ist, irgendwer verdient ein Vermögen und hat es verstanden, die Geldströme bei sich zusammenlaufen zu lassen. Merkwürdig ist, dass im globalen Zeitalter die Menschen im Alltag nur selten auf die Idee kommen, dass eine Leistung oder ein Kaufgegenstand von irgendwem bezahlt werden muss. Dass sie es selber sind, fällt ihnen nicht ein, weil sie ja scheinbar kein Geld ausgegeben haben.
Geld fließt beziehungslos
Geld braucht keine Menschen, mit Geld kann kein Mensch mit einem anderen in Beziehung treten. Es strömt einfach, ob in Scheinen oder einfach als Zahlen. Die Kunst besteht darin, die Geldströme auf sein eigenes Konto zu lenken. Mit Arbeit ist noch nie jemand reich geworden. Und wer im digitalen Zeitalter bestehen will, der muss den Aberglauben von einer ehrlichen Arbeit aufgeben. Zwar mag er salbungsvolle Worte hören über sein Engagement und seine große moralische Leistung, doch dafür kann man sich nichts kaufen. Es scheint jedoch einen Ausweg zu geben: Aufgeben! Und zwar seine altertümliche Gesinnung vom guten Menschen. Anarchie! Und zwar im Sinne davon, die vielen nichtgeschriebenen Gesetze einfach missachten. Wieder in Beziehung gehen mit realen Menschen. Und aus dieser Beziehung heraus Ansprüche stellen. Wenn der andere eine Ware oder Dienstleistung erwerben will, dann soll er einen klaren Preis genannt bekommen. Und Werbung verändert sich zum lustvollen Erzählen von dem, was man gut findet, wofür man sich begeistert. Es gibt keine anonymen Geldströme mehr, sondern da gibt mir jemand etwas ganz real Existierendes für das, was er von mir bekommt.
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