Foto: explizit.net

Mutter der Kairoer Müllmenschen, Sr. Maria Grabis, verstorben

Es begann 1979. Da führte die Schlesierin Sr. Maria Grabis ihr Weg zu den Christen und wenigen Muslimen, die in einem Stadtteil Kairos, kurz vor den Toren der Stadt und nahe dem damals noblen Viertel Mohandessin, Moytamadeia, als Müllsammler- und Trenner tätig waren. Sie gründete, was zu dieser Zeit für Ausländer sehr schwierig war, eine Kooperative nach ägyptischem Recht und gewann den damaligen evangelischen Auslandspfarrer Unkrig und den katholischen Auslandspfarrer Pater Ludwig, ofm, als Mitstreiter. In Deutschland besteht auch heute noch der „Hilfsfonds Sr. Maria Kairo e.V.“, der die Kooperative tatkräftig hilft. Die Kooperative führt heute eine Schule für etwa 500 Schülerinnen und Schülern aus ärmsten Verhältnissen. Der „Schwester-Maria-Kindergarten“ bereitet die Kinder in derzeit 4 Gruppen auf die Schule vor. In einer Nähschule lernen 15-20 junge Frauen Nähen und Sticken und verkaufen ihre Produkte. Eine Holzwerkstatt ist in Planung.

Es begann 1979. Da führte die Schlesierin Sr. Maria Grabis ihr Weg zu den Christen und wenigen Muslimen, die in einem Stadtteil Kairos, kurz vor den Toren der Stadt und nahe dem damals noblen Viertel Mohandessin, Moytamadeia, als Müllsammler- und Trenner tätig waren. Sie gründete, was zu dieser Zeit für Ausländer sehr schwierig war, eine Kooperative nach ägyptischem Recht und gewann den damaligen evangelischen Auslandspfarrer Unkrig und den katholischen Auslandspfarrer Pater Ludwig, ofm, als Mitstreiter. In Deutschland besteht auch heute noch der „Hilfsfonds Sr. Maria Kairo e.V.“, der die Kooperative tatkräftig hilft. Die Kooperative führt heute eine Schule für etwa 500 Schülerinnen und Schülern aus ärmsten Verhältnissen. Der „Schwester-Maria-Kindergarten“ bereitet die Kinder in derzeit 4 Gruppen auf die Schule vor. In einer Nähschule lernen 15-20 junge Frauen Nähen und Sticken und verkaufen ihre Produkte. Eine Holzwerkstatt ist in Planung.

Seit nunmehr 20 Jahren fahren jährlich hunderte Menschen aus der Müllsiedlung Moytamadeia nach Ras Sudr am Roten Meer, um dort Erholung von ihrer oft buchstäblich mörderischen Arbeit zu finden. 1995 errichtete sie im Sinai eine kleine Feriensiedlung am Roten Meer, denn sie betrachtete das Klima dort als „Apotheke Gottes“, aus der man sich wieder die nötigen „Medikamente“ (Frische Luft, Schwimmen im Meer) zum Weiterleben holen kann. In den Monaten Juli bis September finden regelmäßig kostenlose „Kurzferien“ statt, die durch Spenden auch aus Deutschland ermöglicht werden.

Für Tausende von Müllmenschen im Gebiet von Moytamadeia in Kairo war Sr. Maria ein wahrer Engel. 1996 erhielt Sr. Maria das Bundesverdienstkreuz, einige Jahre später eine weitere Stufe dieses Verdienstordens.

Wenige Tage vor Vollendung ihres 88sten Lebensjahres verstarb, versehen mit den Sakramenten der Kirche, am Sonntag, dem 18. Oktober, Sr. Maria Grabis, die deutsche „Mutter der Müllmenschen“, im Altenheim der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Karl Borromäus in Alexandria/Ägypten. Die ehemalige Salvatorianerin starb am Samstag, den 17.10. ruhig und ohne Schmerzen. Sie hatten den Autor, den deutschen Auslandsseelsorger bereits im Jahre 1998 beauftragt, ihr Werk als ihr Vertreter und stellvertretender Vorsitzende der Kooperative weiter zu führen. Seit dieser Zeit wuchs ihre Arbeit auch hinein in die Markusgemeinde, die, wie die gesamte deutschsprachige und internationale Community, engagiert mitarbeitet.

Der Lebensweg einer Schneidermeisterin

Sr. Maria wurde 1927 in Schlesien geboren und wirkte als Salvatorianerin seit 1950 im Ausland, unter anderem auch in Jordanien. 1966 kam sie nach Ägypten und förderte sehr eigenständig verschiedene Frauenprojekte in Mittelägypten. Als gelernte Schneidermeisterin fing sie in dieser Zeit schon an, den Frauen, die in Ägypten zumeist vollkommen abhängig von ihrer Familie bzw. von ihren Männern waren, Eigenständigkeit beizubringen. Emanzipation war dabei ihr wichtiger Impuls.

Seit 1969 arbeitete sie, zunächst zusammen mit der griechisch-katholischen Gemeinde, dann mit den beiden Auslandsgemeinden der evangelischen und katholischen Kirche, in von ihr gegründeten Haushaltszentren und Alphabetisierungsgruppen in Alt-Kairo und anderen Stadtteilen.

Mit Maria Grabis ist eine deutsche Katholikin gegangen, deren Platz nicht wirklich wieder zu füllen ist. Ihr Leben war reine Hingabe für Ägypten und für jeden Menschen, der an ihre Tür klopfte. Sie bleibt den Müllmenschen in Kairo eine Fürsprecherin im Himmel.

Präsenz der deutschen Kirche im Nahen Osten

Für Christen und Muslimen, denen Sr. Maria ein Segen und ein lebendiges Zeichen der Liebe Gottes war, musste die Entscheidung, dass die Deutsche Bischofskonferenz sich aus der pastoralen Arbeit für die deutschsprachigen Katholiken in Ägypten und fast dem ganzen Nahen Osten zurückzieht, zu einer Grundsatzfrage. Sie fragen sich nach dem Tode von Sr. Maria, wie es nun weiter gehen wird. Auch sie sehen, dass sich Christen aus dem Nahen Osten nach Europa und Deutschland orientieren. Sehnsüchtig warten sie darauf, dass ihnen „vor Ort“ Hilfe zuteil wird – denn sie fühlen sich als Orientalen, die sie auch bleiben wollen. Die Frage an die Bischofskonferenz, die anscheinend eine starke Fraktion der Bischöfe der Welt bilden wollen, scheint dringender denn je; wie helft ihr Christen uns „vor Ort“?

Msgr. Joachim Schroedel, Seelsorger in Ägypten



Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Zum Seitenanfang