Ins Bistum Limburg soll nach päpstlichem Willen nun erst einmal Ruhe einkehren. Dass Bischof Tebartz-van Elst die Leitung seiner Diözese nicht mehr möglich ist, hat auch Franziskus erkannt und ihn daher auch unbestimmte Zeit von seiner Residenzpflicht im Bistum Limburg entbunden und ihm damit einen Erholungsurlaub verordnet. Die Rückkehr des Bischofs in die Kleinstadt an der Lahn gilt zurecht als eher unwahrscheinlich. Und doch ist es ein gutes Zeichen, dass der Pontifex sich von der öffentlichen Meinung der deutsche Medien nicht hat mitreißen lassen und den Untersuchungsbericht der Prüfungskommission zu den Vorgängen im Bistum Limburg abwarten möchte, bevor er eine endgültige Entscheidung in der Causa Tebartz-van Elst trifft. Es ist wichtig, dass auch einem gescheiterten Oberhirten Gerechtigkeit zuteil werden kann. So oder so wird in den nächsten Tagen und Wochen Ruhe bei den Diözesanen einkehren. Zeit sich zu fragen, was die Konsequenzen des Dramas um Bischof Franz-Peter sind.
Abgesehen von den persönlichen Folgen für den Bischof, die noch nicht ganz zu überblicken sind, und den Problemen innerhalb des Bistums Limburg, gibt es vor allem zwei wichtige Konsequenzen aus den Limburger Ereignissen: eine innerkirchliche und eine außerkirchliche.
Transparenz ist gefragt
Die große Herausforderung für die katholische Kirche in Deutschland, die sich aus dem Skandal um die bischöflichen Bauarbeiten ergibt, ist der Umgang mit Transparenz. Hätte Bischof Tebartz-van Elst einen offeneren Führungsstil in seiner Diözese gepflegt, in einem ständigen Gespräch mit den beratenden Gremien und den hauptamtlichen Mitarbeitern gestanden und speziell beim Anstieg der Baukosten diesen auch öffentlich gemacht, dann wäre er jetzt ein Oberhirte, für dessen Verbleib im Bistum sich sein Domkapitel auch einsetzen würde. In unseren postmodernen Zeiten können sich Bischöfe und andere Kirchenvertreter nicht mehr hinter den Mauern der Domfreiheiten verschanzen und auf ein eigenes Recht pochen, ohne die Zustimmung der Gläubigen zu haben. Fürstbischof konnte man ohne Gläubige vielleicht sein, Bischof jedoch nicht. Dass die Katholiken und alle anderen Bürger über die Finanzen eines Bistums oder einer Kirchengemeinde Bescheid wissen möchten, ist verständlich und sollte in unserem Land, in dem die Kirchen wichtige Träger des sozialen und kulturellen Lebens sind, selbstverständlich sein. Transparenz ist aber nicht nur für die Finanzen wichtig, sondern auch im Hinblick auf die Kommunikation.
Kommunikationsdefizite abbauen
Es hat sich in den vergangenen Wochen gezeigt, dass es eine Verwirrung und ein Problem sein kann, dass die katholische Kirche in Deutschland nicht mit einer Stimme sprechen. Vielmehr zeigte sich in der öffentlichen Wahrnehmung, dass es 27 einzelne katholische Stimmen in Deutschland gibt. Der Medienethiker Alexander Filipović empfiehlt daher die Schaffung einer Stabsstelle für Krisenkommunikation, die für die Kirche mit einer Stimme sprechen kann. Doch wie dies möglich sein sollte angesichts der vielen Bischöfe, die sich theoretisch in ihrem Bistum in nichts hineinreden lassen müssten, weiß selbst der Professor nicht. (http://geloggd.alexander-filipovic.de/2013/10/23/tebartz-van-elst-und-die-medien/) Fest steht jedoch, dass die Kirche eine transparente Kommunikation einüben und praktizieren sollte, um mit ihren Gläubigen und der Gesellschaft in einem guten Kontakt zu bleiben.
Die Kirchenfinanzierung wird hinterfragt
Die weitere Konsequenz, die eher den außerkirchlichen Rahmen betrifft, ist die Frage nach der Kirchenfinanzierung. Die Berichterstattung rund um die Bauvorhaben an der Lahn haben die Vermögensverhältnisse der Bischöflichen Stühle und der Kirche insgesamt in den Mittelpunkt gestellt. Eine Frage, das schon seit Jahren auf der Agenda einiger Politiker steht, bekommt damit neue Relevanz: Warum erhalten die beiden großen Kirchen in Deutschland finanzielle Vorteile vom Staat? Die Entschädigungszahlungen für die enteigneten Gebäude und Gebiete von vor mehr als 200 Jahren scheinen vielen Menschen ein Relikt aus längst vergangener Zeit zu sein. Dass es sich dabei um Verluste von unermesslichem Wert handelt, wird meist ausgeblendet. Doch die katholische Kirche zeigt sich durchaus offen, auf ihre rechtmäßigen Zuwendungen gegen eine einmalige Zahlung, die mit Summen zwischen 10 und 25 Milliarden Euro beziffert werden, zu verzichten. 2010 gab es Verhandlungen zu diesem Thema, die jedoch zu keinem Ergebnis geführt haben. Den Vertretern der Länder, die beispielsweise für die Gehaltszahlungen der Bischöfe und anderer Geistlicher zuständig sind, wird die gerechtfertigte Summe der Einmalzahlung zu hoch gewesen sein. Es wäre jedoch für die Kirche von Vorteil, sich von einigen dieser staatlichen Zahlungen zu befreien. Sie sind kaum noch gesellschaftlich vermittelbar und werden von vielen Zeitgenossen als im krassen Gegensatz zur biblischen Botschaft stehend wahrgenommen. Und in der Tat wäre der Verzicht auf dieses Geld eine Entscheidung mit Signalwirkung. Die Kirche hat die Aufgabe, in den nächsten Monaten zu schauen, welche Konsequenzen sie zieht.
Roland Müller
kath.de-Redaktion
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