Kind, Mutter und Großmutter Anna, F: explizit.net

Kinder sind der Sinn der Ehe

1875 hat Reichskanzler Otto von Bismarck den Mose gemacht: Er hat es erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen. Nach Jesus ist das keine Frohe Botschaft, sondern Ausdruck eines verhärteten Herzens. Es ist schon merkwürdig, denn heute gilt doch der umgekehrte Fall: Wer an der Unauflöslichkeit der Ehe festhält, der gilt als hartherzig, ja unbarmherzig.

Wieder einmal stellt Jesus die Welt auf den Kopf. Er geht dabei sogar noch viel weiter, als man auf den ersten Blick sieht. Denn in der Mitte der Ehe stehen nicht Mann und Frau, sondern das Kind.
«Laßt die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran!» - Kaum ein Satz der Verkündigung Jesu ist so aktuell wie dieser. Unsere Zeit ist für Kinder feindlich. Bereits in den frühen Kindertagen hat man genug von ihnen. Die Fürsorge für sie wird an professionelle Erzieher ausgelagert. Man opfert die Nähe zu den Kindern für Freizeit, Geld, Karriere. Kinder scheinen diese drei Dinge zu mindern: Freiheit, Reichtum und Ansehen. Um diese drei Dinge zu erreichen, ist man sogar bereit, seine Sexualität zu opfern. Dass Kinder zu einem kommen, wird bereits am Anfang verhindert. Mechanisch und hormonell. – Die Krise der Kinder führt zielstrebig in die Krise der Familie und damit des Menschen überhaupt.

Wer die Kinder einmal befragt, ob es okay ist, wenn Mama und Papa sich trennen, der bekommt eine glasklare Antwort. Da man instinktiv um diese Antwort weiß, fragt man sie nicht. Erst wenn die Trennung vollzogen ist, rechtssicher besiegelt, dann werden sie befragt. Dann geht es plötzlich um Sorgerechte und dergleichen, obwohl das Wohl des Kindes viel, viel früher anfängt. Die Eltern weisen ihre Kinder an dieser Stelle ab. So als hätten sie nichts damit zu schaffen. Ebenso taten es die Jünger Jesu. Doch Jesus stellt wiederum die Kinder in die Mitte. Warum tut er das?

Chesterton bemerkte es einmal vortrefflich: Die antike Ehe ist hierarchisch. An erster Stelle steht der Vater, dann die Mutter, dann das Kind. Die christliche Ehe, ebenfalls hierarchisch, kehrt sie völlig um. Zuerst das Kind, dann die Mutter, dann der Vater. Das Modell der Ehe ist die Heilige Ehe, die Heilige Familie: Zuerst Jesus, dann Maria, dann Joseph.
Genau darum geht es, wenn Markus von der Frage nach der Ehescheidung berichtet. «Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.» Das Kind ist die Schnittstelle, wo Reich Gottes und Familie sich treffen. Der Ehebruch beginnt nicht erst bei der Ehescheidung. Er beginnt nicht einmal bei einem moralischen Ehebruch, dem Seitensprung. Er beginnt beim Kind, das nicht angenommen wird. Der Sinn der Ehe hängt vom Kind ab. Wozu ist denn eine Ehe gut, wenn nicht für Kinder? Wozu in einer Ehe leben, wenn sie nicht Kinder hervorbringt? Wozu eine Frau heiraten, die nicht Mutter wird, wozu einen Mann, der nicht Vater wird?

Wer die Kinder von der Ehe trennt, der trennt die Ehe von sich selbst. Das ist die Wahrheit, die Jesus hier ausspricht. Aber noch mehr: Nicht nur die Ehe wird von sich selbst getrennt. Auch der Mensch, sagen wir es genauer: Mann und Frau werden voneinander getrennt. Doch diese beiden Kreaturen sind nicht mehr trennbar. Sie sind schon eins geworden. Ein Fleisch sie sind sie geworden. Wer versucht dieses Fleisch zu trennen, der trennt sich nicht von seinem Partner, sondern von sich selbst. Ja der Begriff Partner ist schon falsch geworden. Denn Mann und Frau sind gar kein Gegenüber mehr. Sie haben sich in einander verloren und sind unzertrennlich.

Im Herzen der Botschaft Jesu steht diese Annahme: Die Kinder sollen bedingungslos angenommen werden. Und damit – sie sind das Siegel der Familie, wovon sich die Familie in Wahrheit her konstituiert – ist die Ehe erst wirklich eins geworden. Erst im Kind hat der Mann die Frau angenommen und die Frau den Mann. Erst im Kind ist aus dem Mann ein Vater und aus der Frau eine Mutter geworden.
Warum ist die Familie in unseren Tagen nicht ein Stück vom Himmel? Sie sollte doch ein Stück des Reiches Gottes sein. Die Antwort ist recht einfach: Ohne Kinder hat der Mann die Frau nicht angenommen und der Frau den Mann nicht. Im tiefsten Grund des Herzens sind Mann und Frau nicht eins geworden. Im Kern der Familienkrise liegt die Zurückweisung. Es ist die Zurückweisung von Vaterschaft und die Zurückweisung von Mutterschaft. Die Frau macht den Mann zum Vater und der Mann die Frau zur Mutter. Bei beiden ist es das Kind, was ihnen eine neue Identität verleiht. Und diese Identität macht erst den Menschen. Das ist die tiefe Bedeutung von «Gott hat sie als Mann und Frau geschaffen». Ohne Kinder ist der Mensch als Mann, als Frau ein geschlechtsloser Unfall.

Solange Mann und Frau Kinder daran hindern, in die Welt zu kommen, in ihr Leben zu kommen, solange werden sie verkrümmte Existenzen sein. Ihre Identität ist noch unvollendet. Sie wissen nicht, wer sie sind.
Wir wissen, dass alle Vaterschaft auf der Welt ihren Namen hat vom wahren Vater, dem Vater Jesu im Himmel. Jesus hat uns diesen Vater offenbart. Der Sohn hat uns den Vater offenbart. Wenn wir wissen wollen, wer wir sind, so müssen wir auf unsere Söhne und Töchter schauen. Unsere Identität liegt verborgen in unseren Kindern. Wir sind uns selbst verborgen. Unsere eigene Identität ist immer in der Krise, solange wir keine Kinder haben. Wir wissen nicht, wer wir sind. Wir sind uns ein Rätsel. Und dieses Rätsel kann nur gelöst werden, wer die Kinder zu sich kommen lässt. Wer sie annimmt, der nimmt schließlich seinen Mann oder seine Frau an und damit sich selbst. Dann ist das Reich Gottes in der Familie angekommen.

Die Darstellung oben der drei Generationen Jesus, Maria, Anna ist seit Generationen Ort des Gebetes der Großmütter. aufegneommen in St. Lorenz in Nürnberg

Der Text des Evangeliums



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