(explizit.net / kath.de)Akzeptanz sexueller Vielfalt – oder Respekt vor dem, der anders ist?
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Eine Gesellschaft, die immer unterschiedlichere Menschen miteinander in Beziehung bringt, braucht ein Umfeld der Offenheit und des gegenseitigen Respekts. Menschen mit homosexueller Orientierung dürfen sich nicht verstecken müssen. Sie haben ein Recht darauf, in ihrer Würde geachtet zu werden. Es ist dem Kultusminister in Baden-Württemberg, Andreas Stoch, nicht zu verübeln, dass er aus dieser Einsicht ein Bildungsziel machen will, denn Schulen sollen bekanntlich junge Menschen auf das Leben vorbereiten und ihren Beitrag zu einer gedeihlichen und friedlichen Gesellschaft leisten.
Im Entwurf zum neuen Bildungsplan der Landesregierung findet sich der Satz: „Die Schüler kennen Lebenssituationen von LSBTTI-Menschen (Gruppen der lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuelle, transgender und intersexuellen Menschen) und setzen sich mit Menschenrechten und Diskriminierung auseinander.“ Schüler sollen über die „Vielfalt in der sexuellen Identität“ Bescheid wissen und zur Akzeptanz sexueller Vielfalt geführt werden. Es soll also plausibilisiert werden, dass Sexualität in einer Vielfalt von Möglichkeiten gelebt werden kann. Die Frage, was gut und richtig ist, scheint verschwinden zu müssen hinter der Tatsache, dass alles möglich ist. Die entstandene rege, emotionale und hitzige Debatte hat bereits gezeigt, dass sich „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ wohl so, wie vom Bildungsminister geplant, nicht verwirklichen lassen wird. Das Thema „sexuelle Identität“ ist weit komplexer, als dass man jungen Menschen einfach durch Vermittlung von Information und Einreißen von Tabus wie auf Knopfdruck Offenheit und Toleranz verpassen könnte.
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Am Ziel vorbei
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Die heiligsten Tugenden einer liberalen Gesellschaftsform, Offenheit und Toleranz, entstehen eben gerade nicht dadurch, dass man jede Manier, Lebensform und Eigenart zur Normalität erklärt wird. Auch eine liberale Gesellschaft muß das Problem bewältigen, wie Menschen, die nicht Mehrheitskonform sind, Respekt, Würde und Schutz erhalten können. Und es wird immer Menschen geben, die an sich selbst entdecken, dass sie anders sind als die meisten. Sie brauchen einfühlsame Hilfe, damit sie einen Weg finden, sich als „Andere“ zu begreifen und auch zu behaupten.
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Was ist „sexuelle Vielfalt“?
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Der Kanon der sexuellen Lebensformen „LSBTTI“ ist lang. Es bleibt jedoch die Frage: Ist er denn vollständig? Warum steht dort nicht Pädophilie und extremer Sadomasochismus? Formen gelebter sexueller Identitäten sind es auch und unter den Begriff der sexuellen Vielfalt ließen sie sich problemlos einordnen. Aber sie verstoßen gegen Gesetze, bzw. können lebensgefährlich werden.
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Aber müsste es davon nicht auch eine softe und damit legale Version geben, die akzeptiert werden könnte? Gab es denn nicht das Bestreben in den 80ger Jahren, ein Recht auf Sex mit Kindern in Gesetzesvorlagen einzubringen und hat nicht erst der Skandal um die Vertuschung der Pädophilie eindeutig zu Tage gefördert, dass genau das, was man vor 30 Jahren einfordern wollte, heute als Tabu gelten muss, weil Pädophilie Kindern immer schweren Schaden zufügt? Es ist eben vieles nicht gut, was auf den ersten Blick gut scheinen mag.
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Man braucht den Katechismus der katholischen Kirche nicht studieren um festzustellen, dass auch liberale Gesellschaften nicht umhin kommen, die Frage nach dem guten und richtigen auch in der Sexualität zu stellen. Schließlich bedeutet die Ausbildung einer persönlichen sexuellen Identität nichts anderes, als diese Frage für sich zu beantworten.
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Sexuelle Identität ist mehr
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Die Debatte, die sich um den Entwurf des Bildungsplanes in Baden-Württemberg entzündet hat, könnte fruchtbar werden. Sie hat bereits jetzt viele Frage zu Tage gefördert, die vom Bildungsminister ernst genommen werden müssen, wenn er seinem größeren Ziel entsprechen will, Schule so zu organisieren, dass sie die Schülerinnen und Schüler aufs Leben vorbereitet. Es genügt nicht, vor allem auf die sexuell gelebten Praktiken zu blicken, wenn man junge Menschen in der Entwicklung ihrer eigenen sexuellen Identität fördern will. Freilich müssen Kinder wissen, dass es Homosexualität auch im Tierreich gibt, dass es Menschen gibt, deren Geschlecht sich gar nicht so einfach angeben lässt. Aber sie müssen auch wissen, dass sexuelle Identität mit Kultur und Religion zu tun hat.
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Das Interessensverbände muslimischer Gemeinden auf die katholische Kirche zukommen, so zum Beispiel in Mannheim, weil sie spüren, dass am vorliegenden Entwurf des Bildungsplanes etwas nicht stimmt, werden manche als Kungelei unter Fundamentalisten abtun. Wer aber so denkt und Fakten derart übergeht, hat sich selbst bereits überführt.
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<emphasize>Kommentar von Theo Hipp</emphasize>
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