(explizit.net / kath.de)
Kath.de-Wochenkommentar
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Wer Christ ist und in Syrien lebt, muss gegenwärtig um sein Leben fürchten. Vor allem gilt dies in den umkämpften Gebieten wie beispielsweise der Kleinstadt Maalula bei Damaskus. Aufständische Milizen vertreiben die Regierungstruppen und umgekehrt.
Zum einen gelten die nicht-muslimischen Minderheiten in Syrien als Unterstützer von Präsident Assad, zum anderen betreiben die muslimischen Aufständischen eine aggressive Islamisierung und schrecken vor Gewalt, Missbrauch, Verschleppung und Mord nicht zurück.</p> <p>Den Christen in Syrien würde es unter einer islamistischen Regierung – und nichts anderes wird kommen, sollte Assad stürzen, schlechter gehen. Daran können, wenn man die gegenwärtig agierenden Kräfte betrachtet, kaum Zweifel entstehen. Dass Assad den Christen die Freiheit eingeräumt hat, ihre Religion weitgehend ungestört auszuüben, rechtfertigt keinesfalls das andere unmenschliche Unrecht, auf dem seine Macht ruht. Dennoch, Politik ist immer auch die Kunst des Möglichen und muß sich von idealistischer Naivität befreien. Deshalb müssen sich Politiker, die sich in Syrien einmischen, diese Fragen stellen: Was wird besser werden nach einem politischen Neubeginn? Was zeichnet sich gegenwärtig ab? Was ist jetzt besser und anders nach dem Sturz der Diktatoren Mubarak, Gadaffi? Was ist besser im Irak nach zwei blutigen Kriegen? Wem geht es jetzt besser als zuvor?</p> <p>.</p> <p>Für die Christen in Syrien stellt sich unter diesen Umständen die Frage: Fliehen oder bleiben. Kirchenführer rufen die Menschen dazu auf, trotz aller Schwierigkeiten und Bedrohungen zu bleiben. Christen haben in Syrien eine lange, bis an den Ursprung des Christentums reichende Tradition. Im 7. Jahrhundert, vor der Islamisierung, war Syrien ein christliches Land, zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren noch etwa 30% der Bevölkerung Christen, heute sind etwa 8% der etwas mehr als 20 Mio. Syrer Christen. </p> <p>.</p> <p>Die Situation der Christen in Syrien kann uns nicht gleichgültig lassen. Sie sollten die Solidarität der Glaubensgeschwister spüren. Dazu braucht man sich weder auf die eine oder andere Seite des Unrechts, weder auf die Assads oder auf die der islamistischen Aufständischen schlagen. Christen in Syrien brauchen, da sie aufgrund der Zugehörigkeit zu der christlichen Glaubensgemeinschaft bedroht sind, auch unsere Hilfe.</p> <p>.</p> <p>Die Bundesregierung hat das Aufnahmekontingent für syrische Flüchtlinge auf 10.000 begrenzt. In der Praxis ist es schwer, als Syrier ein Einreisevisum in die Bundesrepublik zu bekommen. Die Zulassungsbedingungen werden streng ausgelegt. Nur direkte Familienangehörige von Bundesbürgern dürfen gewöhnlich aus Syrien einreisen, selbst wenn sich die Angehörigen in Deutschland verpflichten, für sämtliche Kosten einzustehen.</p> <p>.</p> <p>Gegen die 10.000 in der Bundesrepublik willkommenen Syrer steht die Zahl von einer halben Million syrischer Christen, die ihre Heimat verlassen haben, um ihr Leben zu schützen. Das ist etwas jeder vierte syrische Christ. Es fällt einfach schwer zu glauben, dass damit alles getan ist, was einem Land, dessen Bevölkerung immerhin zu gut 60% einer christlichen Kirche angehört, zuzumuten ist.</p> <p>.</p> <p>Das Engagement für die Syrischen Christen sollte entschiedener ausfallen. Politiker, die um ihr christliches Profil bedacht sind, könnten hier ein reiches Betätigungsfeld finden. Volker Kauder geht mit gutem Beispiel voran, Unterstützung wäre angesagt. Vielleicht wäre es ein Impuls für die Osterzeit, der in die kirchlichen Gemeinden, Gemeinschaften und Gruppierungen getragen werden könnte: Was können wir für die Christen in Syrien tun?</p> <p>.</p> <p><emphasize>Theo Hipp</emphasize>
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