(explizit.net / kath.de)Die mögliche Rolle der Kirchen im Krim-Konflikt
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Man braucht nicht Putin-Versteher vom Schlag einer Sarah Wagenknecht zu sein um festzustellen, dass das im Westen gängige Bild des russischen Präsidenten zu korrigieren ist. Mit Worten, die in unseren Ohren geradezu unglaublich klingen, rührt Putin die russische Nation zu Tränen. „Wir werden ständig in eine Ecke gedrängt, aber alles hat seine Grenzen.“ Putin präsentiert Russland als Opfer westlicher Expansionspolitik.
Die Annexion der Krim vergleicht er mit der deutschen Wiedervereinigung und verlangt vom deutschen Volk dafür Verständnis, auch deshalb, weil Russland sich der Deutschen Vereinigung nicht widersetzt habe (
<p>). </p> <p>.</p> <p>Dass hier verletzte Weltmachtträume gleichgestellt werden mit der Erfahrung einer mörderischen Grenze und Trennlinie durch Familien, Ortschaften, Städte und menschliche Schicksale, sucht seinesgleichen. Es braucht schon ein ans Pathologische reichendes Trauma, wenn ein solcher Vergleich gezogen wird. Eine Großmacht, die sich durch überfallartige Gebietserweiterungen nach der Manier eines Banküberfalls ihre Minderwertigkeitskomplexe therapieren muss, begibt sie sich nach heutigem Verständnis auf das Niveau von Schlägerbanden. Für die Diplomatie ist hier ein therapeutischer Tonfall angesagt.</p> <p>.</p> <p>Der Moskauer Patriarch Kyrill II. blieb der Rede Putins zur Annexion der Krim - entgegen der üblichen Gewohnheiten - fern und hat die Struktur der Kirchenverwaltung bislang nicht den von Putin geschaffenen Fakten angepaßt. Dafür hat Kyrill gute Gründe. Die wachsende Zersplitterung der Orthodoxen Kirche der Ukraine in drei Kirchen (</p> <p> <p>, schwächt die Orthodoxe Kirche. </p> <p>.</p> <p>Umso mehr, als die Ukraine und Kiew als Augapfel der slawischen Orthodoxie gelten. Diese Spaltung kann aber faktisch nur in einer Richtung überwunden werden, nämlich indem sich die Teilkirchen wieder stärker an das Moskauer Patriarchat binden. Dies aber werden sie nur tun, wenn Kyrill sich nicht von den naiven Weltmachtsträumen Putins vor den Karren spannen lässt. Das Moskauer Patriarchat muss zeigen, dass es im Stande ist, in einer veränderten Welt eine Rolle zu übernehmen, die nicht nur dann plausibel erscheint, wenn man Russe ist und sich seit 200 Jahren bedrängt fühlt, wie Putin es ausdrückte.</p> <p>.</p> <p>Um in einer solchen Situation den Frieden zu bewahren, braucht es Fingerspitzengefühl und Entschiedenheit. Ob sich Putin, der sich auf dem Weg wähnt, die uralte Bestimmung Russlands zu verwirklichen, von Sanktionen wie Reisebeschränkungen und Geldblockaden beeindrucken lässt, darf bezweifelt werden. Zu sicher dürfte er sich fühlen angesichts der Gefühle des russischen Volkes. </p> <p>.</p> <p>Eine Lösung auf für die kirchliche Diplomatie könnte sein, den Moskauer Patriarchen darin zu bestärken, sich von der Putinschen Doktrin zu distanzieren. Wenn Kyrill die Krim nicht in die russische Kirchenstruktur einverleibt, sondern sie bei der ukrainischen belässt, wird sein Ansehen in der christlichen Welt steigen.Die Verve, die Christen zeigen sollten, richtet sich nicht auf die Sehnsucht nach Weltmacht, sondern auf Frieden und Gerechtigkeit.Neben den politischen Konsequenzen, die Putin durch sein Verhalten provozieren wird, wie beispielsweise eine größere Unabhängigkeit von russischen Gaslieferungen, könnte in der gegenwärtigen Situation eine ökumenische Chance liegen. Wenn sich das Moskauer Patriarchat entscheidet, im Blick auf die Ukraine einen eigenen und nach christlichen und humanen Grundsätzen zustimmungsfähigen Kurs zu fahren, wäre dies eine Einladung an die Christen weltweit, sich mit der russisch-orthodoxen Kirche zu solidarisieren. Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine, die um Ihre Freiheit kämpfen, hätten gute Chance, Putin eher nachdenklich zu stimmen als wirtschaftspolitische Sanktionen, die ihn in seiner Opferrolle unter der Knute des westlichen Kulturimperialismus weiter bestärken.</p> <p><emphasize>.</emphasize> <p><emphasize>Theo Hipp</emphasize>
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