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Jauch: Abtritt eines Weichgespülten

Der Sonntagabend wird ein anderer sein. Nach dem Tatort gibt es demnächst nicht mehr die Auflösung der schwierigen politischen Fragen auf Rosamunde Pilcher Niveau. Ein Ärgernis bleibt den Zuschauern erspart, doch es ist keineswegs ausgemacht, dass es nicht noch schlimmer kommen kann. Günther Jauch nimmt seinen Hut, wobei man sich diesen großen Jungen mit unschuldigem Blick gar nicht mit Hut vorstellen kann. Eine Ära ist vorbei und die ARD hätte die Chance, ihren Auftrag mit einem neuen Format von Diskussionsrunde und einem guten Mann oder einer guten Frau endlich mal wieder zu erfüllen.

Der Sonntagabend wird ein anderer sein. Nach dem Tatort gibt es demnächst nicht mehr die Auflösung der schwierigen politischen Fragen auf Rosamunde Pilcher Niveau. Ein Ärgernis bleibt den Zuschauern erspart, doch es ist keineswegs ausgemacht, dass es nicht noch schlimmer kommen kann. Günther Jauch nimmt seinen Hut, wobei man sich diesen großen Jungen mit unschuldigem Blick gar nicht mit Hut vorstellen kann. Eine Ära ist vorbei und die ARD hätte die Chance, ihren Auftrag mit einem neuen Format von Diskussionsrunde und einem guten Mann oder einer guten Frau endlich mal wieder zu erfüllen.

Günther Jauch, das ehrt ihn, kann man keine Bösartigkeit unterstellen. Von ihm sind keine Skandale bekannt. Er hat sich bemüht oder wie es in einem Arbeitszeugnis stehen würde: er war stets bemüht. Und vielleicht ist es auch gar nicht Günther Jauch, sondern das, was die Programmmacher meinen, den Zuschauern anbieten zu müssen, um Quote zu machen. Denn oft erkennt man Moderatoren nicht wieder, wenn sie in ein bestimmtes Format gequetscht werden. Günther Jauch ist als listiger Bube bei seiner Quizsendung passend, wenn er sich in die politische Diskussion begibt, merkt der Zuschauer, dass es nicht wirklich sein Metier ist.

Was machen wir mit dem Abend?

Interessierte Laien und semiprofessionelle Fernsehgucker haben nun einen Abend frei. Es wäre doch mal an der Zeit, keine Talkshow mehr zu gucken, sondern sich der Lektüre eines Buches hinzugeben, sich tiefgehender über eine Sache zu informieren und sich nicht von selbsternannten Fachleuten verwirren zu lassen. Talkshows sind ein Format geworden, es geht nicht mehr um eine wirkliche Diskussion und Auseinandersetzung. Wird etwas diskutiert oder wird man über etwas informiert? Das lässt sich kaum noch unterscheiden. Diskussionen sind zu einer schlechten Unterhaltung geworden und der Zuschauer hält sich für schlauer. Und es ist ihm gar nicht übel zu nehmen, denn oft wird er es auch sein. Der Sonntagabend kann ob dieser Erkenntnis nun umgestaltet werden. Es wird eine Weile dauern, aber dann wird man sich fragen: Was vermisse ich eigentlich gar nicht?

Das ist der erste Schritt

Mit dem Sonntagabend wird es anfangen. Es wird nicht nur Tage geben, an denen man nichts einkauft, sondern auch Tage, an denen man nicht die Glotze anmacht. Mit dem Sonntag wird es anfangen, irgendwann vergisst man, dass da im Zimmer so ein Bildschirm steht, in den man reinstieren kann. Politiker und all die Sternchen werden sich wundern, sie werden auf der Straße gar nicht mehr erkannt. Kaum noch interessiert sich jemand für sie. Die Einschaltquoten tendieren gegen Null. Wer Stimmen hören will, schaltet das Radio ein oder telefoniert mit Freunden. Am Sonntag geht man vielleicht ins Kino. Dort kann man sogar andere Menschen kennen lernen, die sich zuhause auf der Couch nie einfinden würden.

Talk by vine

Und wer wirklich Sehnsucht verspürt, den Günther Jauch so unschuldig gucken zu sehen, der fährt an die Saar. Dort hat der Günther Jauch ein Weingut und dann plaudert man bei einem Gläschen Wein über dies und das. Ist der Weg zu weit, dann reicht auch das Glas Wein. Die Gedanken entfalten sich, der Abend ist besinnlich, statt Aufregung über irgendwelche kruden Thesen macht man sich seine eigenen Gedanken und spricht mit dem, der neben einem sitzt auf der Couch oder am Tisch. Vielleicht redet man auch über den Zaun hinweg mit seinem Nachbarn. Und der ist gar nicht so einfältig wie man immer dachte. Im nächsten Sommer gibt es dann nicht nur Gartenfeste mit Würstchen und Bier, sondern Gespräche mit Sinn und Verstand.



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