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Israel gegen Hamas

(explizit.net) Immer, wenn man denkt, eine extreme Weltlage sei eingetreten, kommt es noch ärger wie vorige Woche. Im Bürgerkrieg schossen Wladimir W. Putins Anhänger ein Zivilflieger über der Ostukraine ab, wobei 295 Menschen starben. Mossuls Jihadis trieben die letzten Christen aus der Stadt, signalisierend, Andersgläubige im Kalifat Syroirakistan nicht zu dulden, wozu für sie Schiiten zählen. Syriens Autokrat Bashshar al-Asad trat seine dritte Amtszeit im vierjährigen Krieg an. Und Sonntg, den 20. Juli lief der Termin für den Pakt gegen Nukes mit Iran aus. Statt die eingangs durch Barack H. Obama für den erfolglosen Fall angekündigten Sanktionen zu verhängen, wird Teherans Zeit vier Monate verlängert. Am selben Tag wollte Premier Benjamin Netanjahu in CNN-TV nicht erklären, was denn passiere, wenn das schief läuft. Er war betroffen, denn Sonntag starben weitere 13 Israelis und 87 Palästinenser. Kein Kriegsende ist in Sicht, aller Vermittlungsansätze zum Trotze.

(explizit.net) Immer, wenn man denkt, eine extreme Weltlage sei eingetreten, kommt es noch ärger wie vorige Woche. Im Bürgerkrieg schossen Wladimir W. Putins Anhänger ein Zivilflieger über der Ostukraine ab, wobei 295 Menschen starben. Mossuls Jihadis trieben die letzten Christen aus der Stadt, signalisierend, Andersgläubige im Kalifat Syroirakistan nicht zu dulden, wozu für sie Schiiten zählen. Syriens Autokrat Bashshar al-Asad trat seine dritte Amtszeit im vierjährigen Krieg an. Und Sonntg, den 20. Juli lief der Termin für den Pakt gegen Nukes mit Iran aus. Statt die eingangs durch Barack H. Obama für den erfolglosen Fall angekündigten Sanktionen zu verhängen, wird Teherans Zeit vier Monate verlängert. Am selben Tag wollte Premier Benjamin Netanjahu in CNN-TV nicht erklären, was denn passiere, wenn das schief läuft. Er war betroffen, denn Sonntag starben weitere 13 Israelis und 87 Palästinenser. Kein Kriegsende ist in Sicht, aller Vermittlungsansätze zum Trotze.

Tunnelkrieg

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Als Angelpunkt in Israels Krieg gegen die Hamas zeigen sich zwei Dutzend Tunnel, die in den Jahren der Hamas-Regierung seit 2007 für Militärzwecke gegraben worden sind. Offenbar sind selbst die Israelis von dem System überrascht, aus dem nicht nur Kämpfer ab- und auftauchen, sondern Raketen bei gewissen Abschusspunkten abgefeuert werden.

Wer denkt nicht an das Tunnelsystem im amerikanischen Vietnamkrieg, dem eine Rolle in Angriff und Abwehr zuwuchs. In der Tat reisten Palästinenser in den 60er Jahren nach Nordvietnam und China. Yasir Arafat und sein Stellvertreter Khalil al-Wazir alias Abu Jihad studierten dort die Arten eines „ständigen Volksbefreiungskriegs“. Sicher zählt dies zu den Wurzeln dieses Tunnelkriegs, der hohe Verluste einbringt. Im Vergleich zu einst freilich regiert in der heutigen Hamasmacht eine Fraktion, die offen Israels Ende und die eigene Vernichtung betreibt. Eine Seite versucht, punktgerichtet Zivilopfer zu vermeiden.

Die andere Seite wehrte nicht nur zwei Angebote der Waffenruhen ab und durchbrach sie durch Raketenschläge. Sondern sie forderte die eigene Bevölkerung auf, als Schutzschild zu verbleiben. Gegensätzlicher und asymmetrischer kann dieser Krieg nicht ausfallen, der mit dem Untergang eines Regierungsmodells in Ghaza abschliessen wird. Ob mithin aber die damit verknüpfte Todesideologie aufhört, wird die viel größere Herausforderung sein.

Diesmal stösst die arabische Hilfe für Hamas auf Grenzen. In Qatar, wo der Hamasführer Khalid Mashal agiert, trocknen Geldquellen aus. Am Nil, wo Abd al-Fattah as-Sisi der Muslimbruderschaft einen unversöhnlichen Kampf ansagte, der Urorganisation, aus der sich 1979 die al-Jihad al-Islami und 1987 die Hamas abzweigten, haben breite Schichten wenig dafür übrig, dass Hamasführer die durch Kairo vermittelte Kriegspause ablehnten. Ägypter sehen den Islamistischen Widerstand, die Hamas, als schwach an und zweifeln am Sinn, Raketen über Israel abregnen zu lassen im Wunsche, trotz einer Abwehrrate von 90 Prozent wohl noch Zivilisten zu treffen. Diese lernten, binnen Sekunden Vorwarnung in das Bunkersystem zu flüchten. Hamasführer hingegen haben statt Schutzpunkte für ihr Volk Raketentunnel für ihre Jihadis gebaut, die im blutigen Ringen zerstört werden. Ohne sie unbrauchbar zu machen, gibt es keine Waffenruhe. Jede Regierung hat das Recht und die Pflicht, ihre Bürger zu schützen. Dieser Formel pflichteten in Arabien wie auch im Westen viele bei, darunter die Außenminister John Kerry und Frank-Walter Steinmeier.

Denkweisen

Berlins Außenminister gesellte sich in Tel Aviv am Dienstag, den 15. Juli, demonstrativ an Netanjahus Seite. Er sei nach Israel gekommen, um eine klare Botschaft zu senden: Israels Sicherheit sei für Deutsche von größter Bedeutung. Es habe das völkerrechtliche, politische und moralische Recht, seine Menschen gegen Raketenangriffe zu schützen. Zu viele Unschuldige, Israelis und Palästinenser, müssen mit der ständigen Bedrohung durch Angriffe leben. Viel zu viele Menschen seien in den letzten beiden Wochen zu Schaden gekommen, wurden getötet, verletzt oder sind auf der Flucht. Der Raketenabschuss auf Israel aus Gaza müsse sofort enden. Das hebt Steinmeier heraus, der aber nachlegen mag.

Deutsche wissen aus ihrer Geschichte, wie sehr eine irreführende Ideologie Menschen bis zum bitteren Ende fehlleiten kann. Wenn also am Jordan und am Mittelmeer die Waffen ruhen, wird es, abgesehen vom Wiederaufbau, wie einst eine primäre Aufgabe sein, die Denkschule der Hamas zu deligitimieren, die so viele Einwohner Ghazas geprägt hat und diese sogar weiterhin gefangen hält. Das hat auch in Deutschland lange gedauert, wo drei Besatzungsmächte viele Forschungen unter der Frage unterstützt haben, wie das Denken und die damit einhergehende Ideologie funktioniert haben. Diese Kernfrage tauchte dann abermals auf, als die Berliner Mauer samt Sowjetsystem zusammenbrachen. Ostdeutsche stellten sich dem in der tiefen Geschichtsarbeit. Es half ihnen, dass Bonn und Berlin dann auch Archive öffneten und jedem Bürger erlaubt haben, persönliche Antworten zu finden.

Die Lage um Ghaza unter der Hamas kennt diverse Eigenheiten. Aber sie ist nicht so verschieden. Es fragt sich daher, ob es gemeinsame Forschungen zu der Problematik gibt oder ob und wie Berlin in diesen Aspekten Anstöße geben könnte. Denn um solche kann es sich nur handeln, da die gedankliche Hauptarbeit von den Einwohnern Ghazas und der Westbank selbst geleistet werden muß. Anregungen und viele Hilfen erhielten auch die Deutschen dies- und jenseits der Elbe - von außen, was heute alle nicht vergessen sollten.

Umdenken

In Mittelost klaffen enorme Geschichtslücken, die oft einen Bezug zur Berliner Politik vor und nach 1914, 1945, 1990 und 2001 haben. Wer um schwarze Löcher der Historie nicht weiss, ist verurteilt, darin unterzugehen. Osmanen und Deutsche, Islamisten und Nazis sowie Araber, Israelis sowie West- und Ostdeutsche waren in Weltkriegen und im Kalten Krieg in Achsen verbündet. Umgekehrt gab es nicht wenige Mittelostler, die für Alliierte optierten. Ein guter Ansatz. Wer dies anerkennt, mag fragen, ob und wie Folgen daraus in Mittelost verarbeitet worden sind. An Israel scheiden sich stets die Geister. So viel ist klar: der Todeskurs, den Hamas in den eigenen Reihen und gegenüber Israel und Juden fährt, hat auch ideologische Wurzeln und Bausteine, die aus jenen Achsen folgen.

Sucht man echten Frieden, so geht es wie bei Deutschen nach 1945 nimmer mit den alten Ideologien. Sich dem zu entledigen, geriet qualvoll, aber unabdingbar. Ob Außenminister Steinmeier seinem Auftritt unterm Raketenhagel noch praktische Anstöße in Sachen einer gemeinsamen Aufarbeitung der Geschiche gebe könnte, zumal das Forschungspotenzial beachtlich ist? Sicher gäbe es dafür Prämissen. Ein davon wäre, das Gestern möglichst so zu erkunden, wie es ausgefallen ist. Dies bedeutet, Unarten der politischen Korrektheit, die oft nur eine akademische Unkorrektheit ist, zu entsagen. Wie mag das wohl gelingen?

<emphasize>Wolfgang G. Schwanitz</emphasize>


Schlagworte: #Israel #Hamas

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