Der Geist ergießt sich über die Apostel, Klosterkirche Ebrach

Heiliger Geist – wer ist das eigentlich?

An Pfingsten haucht Jesus seinen Jüngern neues Leben ein: seinen Geist. Im Leben der Kirche scheint der Geist aber eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Jesus steht mehr im Vordergrund. Und im Vaterunser taucht er nicht einmal auf. Was hat es mit dieser ominösen Person auf sich?

Im Anfang schuf Gott den Menschen nach seinem Bilde. Dazu formte er einen Leib aus Erdboden und blies diesem irdischen Leib Leben ein. Gott hauchte den Menschen an und füllte ihn mit Geist. Der Mensch wurde so lebendig. Der Geist ist also das Lebensprinzip des Leibes. Vom Geist her erhält der Leib seinen Sinn und auf den Geist hin soll er gebraucht werden. Der Leib dient dem Leben, weil der Geist das Leben ist.

Der Geist ist die Seele des Leibes

Dieser Geist meint das, was wir normalerweise mit Seele bezeichnen. Die Seele ist das Leben der Person. Die Seele ist das, was den Menschen zum Menschen macht und darüber hinaus zum individuellen Menschen, zur Person. Jeder Mensch hat eine einzigartige Seele. Jeder Mensch ist ein unschätzbares Geheimnis, was niemand vollständig lüften kann. Er ist unersetzbar. Daran sieht man auch: Seele meint nicht so etwas wie intellektuelle Fähigkeiten. Seele ist mehr als das, was unser Gehirn tut und auch mehr als unser übriges Nervensystem.
Die Seele ist das Leben des individuellen Menschen. Sein Verstand mit Vernunft und Erkenntnis dienen in einer ähnlichen Art und Weise der Seele, so wie der Leib der Seele dient. Beides, der vernunftbegabte Teil des Menschen und der Leib, dienen dem Leben. Vom Leben her, der Seele, haben sie ihren Platz und ihre Stellung im Menschen.

Pfingsten ist Schöpfung

An Pfingsten passiert eine ähnliche Sache wie am Anfang der Schöpfung: Jesus haucht seinen Jüngern neues Leben ein. Der Heilige Geist ist Geist Gottes, das Leben Jesu selbst. Das Lebensprinzip Jesu gibt er seinen Jüngern weiter, damit dieses Lebensprinzip in ihnen Wohnung findet. Der Heilige Geist verbindet sich mit der Seele des Menschen und gibt so dem Leben eine neue Form. Der intellektuelle Teil des Menschen und der Leib bekommen einen neuen Platz. Sie dienen nicht mehr nur der einfachen Menschenseele, sondern dienen nun auch dem Leben Gottes. Sie werden in allem verwandelt.
Paulus benennt diese Verwandlung: der irdische Leib wird nun ein pneumatischer, d.h. geistiger, Leib; der irdische Sinn wird nun ein pneumatischer Sinn. Das Leben des Menschen verwandelt sich in das Leben Jesu. Der Heilige Geist ändert das Leben in das Leben Gottes. Und in diesem Sinn bekommt der Mensch auch eine neue Identität: Er ist nun nicht bloß von dem Erdboden genommen, sondern er ist von Gott genommen. Wie der irdische Leib einst zurück zum Erdboden geht, so geht der pneumatische Leib dort hin, wo er herkommt: zu Christus, von dem er genommen wurde, von dem er gehaucht wurde.

Geist ist personhaft

Und so ist auch verständlich, warum die Kirche sagt, dass der Heilige Geist eine Person ist. Was dem Menschen Leben ist, macht ihn zur Person. Und was Gott Leben ist, macht ihn zur göttlichen Person. Es ist die Person Gottes selbst, die Wohnung nimmt im Menschen und sich mit dem menschlichen Leben verbindet. Daher kann man nie genug Pfingsten feiern. An Pfingsten sendet Jesus seinen Jüngern den Heiligen Geist. Er nimmt so in ihnen Wohnung. Er schenkt ihnen neues Leben. Das Christentum feiert das neue Leben in Christus. An Pfingsten wird den Jüngern Jesu das neue Leben geschenkt. Jesus ist einzig und allein dazu Mensch geworden: Damit wir das Leben Gottes haben und so aus der Kraft des Heiligen Geistes leben.

Foto: ehem. Zisterzienserkloster Ebrach im Steigerwald, Foto: explizit.net E.B.



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