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Glaubenskommunikation: Internet legt als Kommunikationsmedium zu - Zukunft liegt in der Crossmedialität

Der frisch veröffentlichte MDG-Trendmonitor "Religiöse Kommunikation" 2020/21 belegt einen "Digitalisierungs-Schub" während der Corona-Pandemie aber auch einen "Digítalisierungs-Gap" zwischen den Generationen. Auch wenn es bei den Gläubigen ein breites Interesse an Medienbeiträgen zu Glauben und Religion im Internet gibt, liegt die Zukunft in der Crossmedialität. Die größte Herausforderung bleibt aber, die digitale Transformation kirchlicher Medien(arbeit) umzusetzen.

Bereits zum vierten Mal ist der Trendmonitor „Religiöse Kommunikation“ seit 1999 erschienen. In dieser Woche stellte die Medien-Dienstleistung Gesellschaft (MDG) die Ergebnisse der neuesten Untersuchung vor, bei der Mitte 2020 1.690 Katholik:innen – erstmal ab 14 Jahre – befragt wurden. In Kooperation mit der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) sowie den Instituten für Demoskopie Allensbach (lfD) und der Sinus Markt- und Sozialforschung (sinus) wurde die letzte Studie aus dem Jahr 2010 nicht nur fortgeführt, sondern auch um Impulse aus der Pastoral und Wissenschaft ergänzt.

Konstanz in der Religiosität – Papstbindung nimmt zu - Kirchenbindung nimmt ab

„Ein wichtiges Erkenntnis daraus ist, wie konstant Religiosität nach wie vor ist. Dabei bedeutet der Rückgang der Kirchenmitglieder nicht, dass die Religiosität in der Bevölkerung an Bedeutung verliert.“ Mit dieser „guten Nachricht“ eröffnete Ariadne Klingbeil, Geschäftsführerin der MDG Medien-Dienstleistung bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des MDG-Trendmonitors 2020/21 ihr Statement. Wie die unten abgebildete Grafik verdeutlicht, ist der Anteil der Menschen, die sich als „religiöse Menschen“ beschreiben, in den letzten 25 Jahren „bemerkenswert stabil und schwankt in einem schmalen Korridor zwischen 42 und 49 Prozent“, führt Klingbeil aus. Dieses Studienergebnis dürfte Kirchenvertreter:innen, die zuletzt vor allem eine hohe Zahl an Kirchenaustritten sowie zurückgehende Akzeptanz in der Bevölkerung „verdauen“§ mussten, ebenso Mut machen, wie die Statistik über die wachsende Zustimmung zur Rolle des Papstes. Zwischen 2002 und 2020 stiegt der Zuspruch von 34 auf 53 Prozent an, währenddessen die Ablehnung parallel von 53 auf 35 Prozent absank.

Allerdings hatte Ariadne Klingbeil auch eine schlechte Nachricht zu verkünden: „Tendenziell gewachsen ist (…) das Segment der Katholiken, die sich als Christen fühlen, ohne dass ihnen die Kirche viel bedeutet. Diese Gruppe stellte damit erstmals das (knapp) größte Segment“, verwies die MDG- Geschäftsführerin auf eine wachsende Kirchenbindung.

„Digitalisierungs-Gap“ zwischen den Generationen

„Der MDG-Trendmonitor verdeutlicht, dass über eigene kirchliche Medien insbesondere kirchenaffine Katholikinnen und Katholiken zuverlässig das passende Angebot finden“, betonte Bischof Dr. Gebhard Fürst, Vorsitzende der Publizistischen Kommission der DBK bei der Studienpräsentation.

Aber auch hier gießt die Studie auch Wasser in den Wein. „Es ist deutlich ein ‚Digitalisierungs – Gap‘ zwischen den Generationen zu verzeichnen“. Die „zielgruppenspezifische Kommunikation“ bei den kirchlichen (Medien-) Angebote sollten daher ausgeweitet werden und dadurch „wesentlich zur Orientierung und einem Sicherheitsgefühl beitragen“, so der Vorschlag der MDG-Geschäftsführerin.

Aufgeholt haben die „silver surfer“ übrigens auch in der (kath.) Kirche: 39 Prozent der über 60-Jährigen nutzen das Internet täglich, in der Altersgruppe unter 60 Jahren sind es 90 Prozent. Insgesamt nutzen 2020 von den befragten Katholik:innen 83 Prozent das Internet (2009: 62,9 Prozent). Internetnutzer:innen, die in einer kirchlichen Organisation aktiv sind, nutzen das Internet zu 48 Prozent „häufig“ oder „ab und zu“ für kirchliche und religiöse Inhalte.

Potential in der Kommunikation mit jungen Katholik:innen

Ein weiterer Befund der Studie verdient besonderer Beachtung: „14- bis 17-jährige Katholiken sind besonders engagiert in der Kirche und beschäftigen sich intensiv mit ihren Glaubensvorstellungen“, so Klingbeil und verweist darauf, dass „diese Gruppe eine andere sprachliche und mediale Ansprache als ältere Gruppen“ bedarf. „Hier ist ein Potential deutlich“. Gleichzeitig belegt die Studie aber auch, dass sich „18- bis 29-jährige Katholiken hingegen kaum noch in der Kirche engagieren.“ Dieses Ergebnis ist alarmierend, da es belegt, dass kirchliche Angebote – sei es pastoral oder medial – besonders bei den “Millennials“ nicht greifen. Aber gerade diese Generation ist es, die die Kirchenzukunft prägen wird.

Ein Umstand auf den bereits die "Millennial" - Journalist:innen Kerstin Barton auf https://www.kath.de/kommentar/2021-06-17-auslaufmodell-frontalmesse-hierarchisch-keine-naehe-und-kaum-spirituell und Matthias Alexander Schmidt auf https://www.kath.de/kommentar/2021-04-01-das-sakrament-des-bronzenen-hut-hakens hingewiesen haben. 

„Digitalisierungs-Schub“ durch die Corona-Pandemie

„Mut macht die gelebte Flexibilität und Kreativität der Medienarbeit während der Corona-Pandemie. (…) Diese Angebote werden besonders von Kirchennahen wahrgenommen und geschätzt. Reflexion und Analyse dieser liturgischen Angebote in den digitalen Medien haben gerade begonnen“, führte Medienbischof Gebhard Fürst weiter aus. Bezogen auf den Untersuchungszeitraum im Sommer 2020 wurden beim MDG-Trendmonitor vor allem die Erkenntnisse aus dem ersten Corona-Lockdown zu zwischen Ostern und Fronleichnam 2020 ausgewertet (in der die Gemeinden und Pfarreien sehr kurzfristig die pastorale Arbeit auf digitale Angebote umstellen mussten, da Präsenzgottesdienste untersagt waren). Insgesamt nutze in diesem Zeitraum jeder sechste Katholik bzw. jede sechste Katholikin ein Onlineangebot erstmals oder häufiger. Die Befragten gaben zudem an, auch zukünftig stärker digitale (pastorale) Angebote nutzen zu wollen.

Allerdings gibt es auch kritische Stimme. Bei der (Online-) Tagung „Kirche im Web“ kritisierte bereits im März 2021 der CDU-Politiker Ruprecht Polenz, dass er während der Corona-Pandemie zu wenig von den (kirchlichen) Medienangeboten mitbekommen habe. Eine Aussage, die nicht nur in (kath.) Medienkreisen heftig widersprochen wurde, aber die dennoch auch einen Quäntchen Wahrheit entspricht. Denn die Resonanz von (kirchlichen) Medienbeiträgen in (nicht-kirchlichen) Medien war gering, auch wenn die Relevanz bei katholischen Internetportalen, wie dem von der Bischofskonferenz geförderten Portal katholisch.de, beachtlich ist. Aber auch einige Bistümer und Hilfswerke sowie unabhängige Portale wie kath.de haben während der Corona-Pandemie ihre Angebote ausgeweitet. Außerdem wurden und werden „Kirchenferne“ durch die Kirchen-Angebote nach wie vor nicht erreicht.

Zukunft liegt in der Crossmedialität

Auch wenn der Trend zu digitalen Medienangeboten der Kirche durch den MDG-Trendmonitor bestätigt wird, liegt die Zukunft (kirchlicher) Medienarbeit nicht in einem Medium, sondern in der „Crossmedialität“. „Es gibt kein Medium, das klar von einer Mehrheit der Katholikinnen und Katholiken genutzt wird. (…) Die Zukunft liegt in der Crossmedialität (…) für den Medienmarkt gelten keine eigenen Gesetze“, betont Ariadne Klingbeil als Konsequenz aus dem MDG-Trendmonitor 2020/2021.

Digitale Transformation

Bei der „digitalen Transformation“ soll die (kirchliche) Medienarbeit weiterentwickelt werden, wie Gebhard Fürst betonte. „Kirchliche Medienarbeit sollte (…) nicht jeden Trend unhinterfragt befördern (…) aber „die Kirche muss selbst kommunikationsfähig bleiben und die Menschen dort errei-chen, wo sie unterwegs sind.“ Dabei ergänzt der Medienbischof: „Die digitale Transformation ist ein laufender Prozess, dessen aktive Gestaltung Kompetenzen und Ressourcen erfordert“. Nicht nur deshalb dürfte die Deutsche Bischofskonferenz im letzten Jahr ihre Präsenz in den Sozialen Netzwerken Facebook und Twitter aufgebaut haben. „Hier haben wir aber noch ‚Luft nach oben‘“, wie DBK-Pressesprecher Matthias Kopp betonte und verwies dabei vor allem auf die Bistümer, die hier „schon viel weiter“ sind.

Das bei der „digitalen Transformation“ gerade aber auch vor Ort in den Gemeinden und Pfarreien angesetzt werden sollte, betonte Prof. Alexander Filipovic, Sozial- und Medienethiker der Universität Wien, in seiner Bewertung der Handlungsmöglichkeiten aus dem MDG-Trendmonitor. „Kirche muss experimentieren. Es ist ein Fehlurteil zu denken, dass es für das Lokale keine Digitalität braucht.“ Dies dürfte vor allem den Medienschaffenden vor Ort „Rückenwind geben“, die dort – befeuert durch den Digitalisierungs-Schub nicht nur aus der Corona-Pandemie – an neuen digitalen (pastoralen) Angeboten arbeiten. Dabei muss es auch nicht immer alles „neu“ sein. Auch wenn die Bedeutung von (gedruckten) Pfarrbriefen zu Gunsten (digitaler) Angebote zurückgegangen sind: Rund die Hälfte (46 Prozent) der Katholik:innen liest Pfarrbriefe und Pfarrnachrichten, ein Viertel dabei regelmäßig. Allerdings teilweise auch digital auf den Internetseiten oder Newslettern der Gemeinden / Pfarreien.

Das Gedruckte ist also noch nicht tot...

...sondern wird um neue Medienformen (Podcast & E-Book) crossmedial ergänzt. „Digitale Kanäle werden wie alle Kanäle interessengesteuert genutzt. Mit dem Unterschied, dass dieses Verhalten digital genauer gemessen werden kann. (…) Digitale Kanäle bieten die Möglichkeit zur Interaktion (…) und zudem immer die Chance, einen Dialog zu eröffnen“, betont MDG-Geschäftsführerin Ariadne Klingbeil abschließend die Chancen der „digitalen Transformation“ für die (kath.) Kirche.

Lesetipp:
Der MDG-Trendmonitor – Religiöse Kommunikation 2020/21 ist auf der MDG-Website erhältlich. 

Christian Schnaubelt (CS)

P.S.: Dieser Artikel gehört zum Monatsthema „Digitaler Kirchturm“ von publicatio e.V. In dessen Mittelpunkt steht die Digitalisierung der pastoralen Arbeit in (kath.) Gemeinden, Pfarreien und Verbänden. Alle Beiträge der Reihe sind hier zu finden: https://explizit.net/monatsthema/.  

 

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Copyright: lfD Allensbach - www.mdg-online.de

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Kategorie: Medien Religion Monatsthema

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