(explizit.net) „Wir sind das Volk“, das klingt noch in den Ohren, die Bevölkerung der ehemaligen DDR verschaffte sich mit diesem Ruf Gehör und durchbrach sogar die Mauer. Nun kommt aus dem Osten wieder so ein Ruf, allerdings ganz leise. Die SPD-Leittiere erhielten in Leipzig nicht die Zustimmung, die sie für ihr Ego brauchen. Sigmar Gabriel beschwerte sich bei der Basis, der Parteitag wurde unterbrochen, um die Basis ins Gebet zu nehmen und überhaupt, das dürfe man der Andrea Nahles doch nicht antun. Man sieht sie schon schluchzend an der starken Schulter von Sigmar Gabriel, das Singen ist ihr vergangen und auch Sigmar Gabriel guckt nur noch bedröppelt aus der Wäsche.
Nun fragt sich der Bürger, der nach der Wahl im September immer noch ohne Regierung ist, was war die Bundesrepublik doch mal für ein demokratischer Staat? Die SPD kämpfte für das Recht der Arbeiter und Unterdrückten, die CDU hatte dem Kapitalismus abgeschworen, die FDP war liberal, Linke und Grüne waren gar nicht notwendig. Unglaublich, aber wahr, es steht tatsächlich im Ahlener Programm der CDU folgender Satz: „Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch kann nur eine Neuordnung von Grund auf erfolgen. Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein."
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Der Wille des Gerechten
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Während die SPD noch die Bedingungen für die Koalition aushandelt und ihre Mitglieder auf diesen Deal einschwören will, kommt mal kurz der reichste Mann der Welt Bill Gates nach Berlin und macht der Bundesregierung ein Angebot. Er hat die größte private Stiftung der Welt gegründet und 1100 Menschen arbeiten dafür. Die Ausgaben für Entwicklungshilfe, die Bill Gates in die Waagschale wirft, entsprechen 40 Prozent der Entwicklungshilfe der Bundesrepublik in 2012. Er reist herum wie ein Monarch und Kämpfer für das Gute, verspricht den Regierungen Geld, wenn sie auch Geld geben. Währenddessen kämpft ein ehemaliger Bundespräsident vor Gericht um seinen guten Ruf. Wir hätten ihn längst vergessen und die Geschichte wäre erledigt. Der eine kämpft gegen Kinderlähmung und Armut in der Welt, der andere für seinen Leumund.
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Die Entscheidung des Bürgers
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2022 sollte in Bayern die Olympiade stattfinden, doch die Bürger lehnten dankend ab. Und der Kaiser ist pikiert, der Beckenbauer will der Basis an den Kragen, direkte Demokratie via Bürgerentscheid das sei doch nichts. Die Bürger dürfen begehren, was den Funktionären und Parteibossen passt. In anderen Ländern geht es da noch viel direkter zu, da wird gestreikt. Wer regieren will und den Bürger dabei vergisst, der wird kräftig wach gerüttelt. Die Franzosen brauchen keinen Bürgerentscheid, die legen das Land durch Streiks lahm. Was in Deutschland noch undenkbar ist, das führen die Franzosen munter vor, Feuerwehrleute und Polizisten gehen da sogar auf die Straße. Der Präsident hat ausgedient, die Basis ergreift das Ruder.
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Mehr Willy wagen
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Die SPD hatte als Bürgerpartei mal edle Grundsätze und sogar Heilige. Wie ein solcher wird Willy Brandt verehrt, der kniete nicht nur in Warschau, der hatte auch eine Bergpredigt gehalten, aus der die Genossen gerne den Kernsatz „Mehr Demokratie wagen!“ zitieren. Er soll auch Wunder gewirkt haben, denn die Wiedervereinigung hat nach der Lesart der SPD Willy vorbereitet und damit vollbracht. Der heilige Willy wird im Dezember 100 Jahre alt. Da wäre es doch an der Zeit, sich auf das zu besinnen, was die SPD ausmacht: Mehr Demokratie. Und der Onkel Gabriel wagt dies mit der Öffnung zu den Linken. Mehr Willy wagen, wäre da die Parole, die SPD war selber mal links, die SPD an ihre Wurzel gepackt und schon wäre der Willy über seine Partei froh und munter. Die Basis der Demokratie ist die Basis. Stattdessen überlassen wir den Bill Gates, Warren Buffetts und anderen die Politik. Mehr Basis wagen! Und die Demokratie lebt. Politikverdrossenheit, das war einmal.
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<emphasize>Thomas Holtbernd</emphasize>
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