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Gegengelesen: Wer nervt uns jetzt?

(explizit.net) Dieter Hildebrandt, der Kabarettist, von dem gesagt wird, er sei das deutsche Kabarett, nervt nicht weiter. Er fühlt dem Patienten Deutschland nicht mehr auf den Zahn. Dabei gäbe es so viel Stoff, der für das Kabarett ist. Z. B. der Düsseldorfer Stadtchef Dirk Elbers, der richtig mit Luxus flog, da kann der jetzt im Kloster ausharrende Bischof nur staunen, statt für 800 Euro flog der Schickimicki-Elbers für 11.500 Euro nach China. Das hat doch Stil, dafür muss dann halt das Verpflegungsgeld für die Kita-Kinder um 20 Prozent angehoben werden. Ein Oberbürgermeister aus Düsseldorf hat dem Image der Modestadt Düsseldorf gerecht zu werden.

(explizit.net) Dieter Hildebrandt, der Kabarettist, von dem gesagt wird, er sei das deutsche Kabarett, nervt nicht weiter. Er fühlt dem Patienten Deutschland nicht mehr auf den Zahn. Dabei gäbe es so viel Stoff, der für das Kabarett ist. Z. B. der Düsseldorfer Stadtchef Dirk Elbers, der richtig mit Luxus flog, da kann der jetzt im Kloster ausharrende Bischof nur staunen, statt für 800 Euro flog der Schickimicki-Elbers für 11.500 Euro nach China. Das hat doch Stil, dafür muss dann halt das Verpflegungsgeld für die Kita-Kinder um 20 Prozent angehoben werden. Ein Oberbürgermeister aus Düsseldorf hat dem Image der Modestadt Düsseldorf gerecht zu werden.

Was hätte Dieter Hildebrandt dazu in seiner zornigen Art hinausgeschwungen? Vielleicht hätte er dazu nichts gesagt, denn er hatte etwas gegen allzu moralische Mahner, die mit ihrem Blick auf solche lästigen Zeitgenossen den Blick aufs Ganze vergessen oder mit seinen Worten: „Es wächst der Mensch mit seinen höheren Zielen… dem lieben Gott zum Hals heraus.“

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Mit Lust aus Frust

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Was hilft es, wenn man sich echauffiert über die Pseudoklimakonferenz in Warschau? Welchen Zweck hat es, einen Christian Wulff zu attackieren? Das ist alles Frustablassen aus Frust darüber, dass man eh nichts ändern kann. Aus Frust muss Lust werden und nicht nur neuer Frust. Welch ein Spaß kann es sein, das eine mit dem anderen zu verbinden? Schlüsse zu ziehen, die völlig aus der Luft gegriffen sind und sich nachher als gar nicht so dumm erweisen? Es ist der Spaß am Absurden, der die Realität besser spiegelt als klare Analysen. Abgedreht und angriffslustig, Spaß am Spiel mit böser Zunge, immer mit dem Herzen in der Wunde stochern. Und eine Pointe finden, die so genial ist, dass selbst die Feinde lachen. Werner Finck, der große Lehrer für Hildebrandt und viele andere, trat einst auf die Bühne mit einem Bild von Adolf Hitler und sprach ins Publikum: Wo soll ich ihn aufhängen?

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„Ich musste immer lachen“

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Wer weinen muss, wenn er die Realität anschaut, der sollte in sich schauen und nicht seinen Zorn nach außen fabulieren. Zorn muss aus Lust erwachsen, Wut ist nur dann ergiebig, wenn sie Lebensgeister wecken will. Wer nicht trotzdem lachen kann, der hat keinen Spaß an der Freud. Den hat man doch bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin oder Hessen. Erst gegen Maut, dann für Maut mit Bedingungen, in Hessen wurde der SPD-Kandidat gerade noch in Leipzig gefeiert, heute verhandelt die CDU mit den Grünen, die SPD ist raus. Wer weiß, vielleicht verhandelt morgen schon Gysi mit Angela, die beiden vereinbaren eine Koalition, die SPD löst sich als Partei auf und Helmut Schmidt gründet mit Peer Steinbrück die Partei der Hinterbliebenen. Und Bayern wird endlich wieder ein unabhängiges Königreich.

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Und ewig glüht J.F.K

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Ein Präsident, dem wenig gelungen ist, der Glamour verbreitet, der eine glückliche Ehe vorgespielt hat, der die Wälder in Vietnam hat entlauben lassen, der die Welt vielleicht gerettet hat, weil er standhaft war als die Kuba-Krise die Welt erschütterte, dieser Präsident wird wie ein Star verehrt. Vor 50 Jahren wurde er ermordet. Worüber kann man da lachen? Es ist der Mensch, der uns zum Lachen reizt. Nicht Kennedy, sondern was Menschen aus einem Menschen machen. Der Spaß, das Verlachen eines Menschen ist primitiv. Das Menschliche, das Allzumenschliche, das ist der Spaß. Und damit lache ich über mich als Mensch.

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Ein jeder werde zum Giftmischer

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Ob Sand im Getriebe oder Giftmischer in aller Öffentlichkeit, wer nichts sagt, der stirbt an innerer Vergiftung, wer sich nicht einmischt, wird schnell untergemischt, wer nicht zu Sand im Getriebe wird, der versandet, wer nicht lachen muss, der wird zur Heulsuse und wer nicht nerven will, der hat die Nerven schon verloren. Gift in der richtigen Dosis ist Lebenselixier und der Witz am Bösen öffnet den Blick fürs Gute.

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<emphasize>Thomas Holtbernd</emphasize>



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