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Gegengelesen: Sterne gehen auf über Deutschland

(explizit.net) Deutschland ist nicht nur Exportmeister und beunruhigt damit die ganze Welt, Deutschland kann auch Küche. Michelin hat mal wieder Sterne verteilt und da regnete es wie im Märchen Sterne vom Gourmethimmel. 274 Restaurants sind mit einem, zwei oder drei Sternen ausgezeichnet worden. Selbst Frauen beherrschen das Rühren in den Töpfen. Drei Frauen haben sich den Michelinstern gerührt. Bei diesem Sternenwunder können die Franzosen nur staunen. Bocuse war einmal, jetzt kommen Eckart Witzigmann und Christian Jürgens vom Tegernsee.

(explizit.net) Deutschland ist nicht nur Exportmeister und beunruhigt damit die ganze Welt, Deutschland kann auch Küche. Michelin hat mal wieder Sterne verteilt und da regnete es wie im Märchen Sterne vom Gourmethimmel. 274 Restaurants sind mit einem, zwei oder drei Sternen ausgezeichnet worden. Selbst Frauen beherrschen das Rühren in den Töpfen. Drei Frauen haben sich den Michelinstern gerührt. Bei diesem Sternenwunder können die Franzosen nur staunen. Bocuse war einmal, jetzt kommen Eckart Witzigmann und Christian Jürgens vom Tegernsee.

Essen hält Leib und Seele zusammen, das floriert in den Edelrestaurants. Dort verkehren dann die mit dem dicken Geldbeutel, die vorher mit der Deutschen Bank dunkle Geschäfte gemacht haben. Denn dort, wo man gerne und oft von deutscher Sauberkeit redet, wird fleißig Geld gewaschen. Und die Deutsche Bank soll sich da als Waschweib verdient gemacht haben. Wer wäscht schon gerne als Mafiosi in Italien sein Geld, dafür gibt es doch das schöne Deutschland. So bleibt nicht nur das schmutzige Geld nicht in den südlichen Ländern, der amerikanischer Ökonom und Nobelpreisträger Paul Krugman analysierte scharf, dass die florierende Wirtschaft in Deutschland den Süden Europas ausbluten lässt.

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Die schwarzen Löcher

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Während auf den Tellern mit den homöopathischen Dosen an Essen die Sterne funkeln, verschlucken die schwarzen Löcher z. B. 435.000 Deutsche zwischen 16 und 64, die nach einer Studie dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen bleiben, dazu kommen dann noch 300.000 Kinder, die in den Haushalten der Dauerarbeitslosen leben. Für diese und weitere Aufstocker ist der Michelin-Führer keine große Hilfe, da tut es Die Tafel. Die hatte Geburtstag, die Tafel wurde 20 Jahre alt. 2012 gab es 906 Tafeln, 1,5 Millionen Bedürftige werden regelmäßig versorgt, 50.000 Menschen engagieren sich ehrenamtlich. Deutschland geht es gut, wir essen gut und reichlich. Der eine mit Sternen, der andere unter Sternen.

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Nicht alles was funkelt, ist ein Stern

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Der Ex-Staatsminister Eckart von Klaeden hatte sich aus der Politik verabschiedet und gedachte als Lobbyist bei Daimler aufleuchten zu können, doch dieser Stern ist schnell verglüht. Jetzt droht auch noch dem Daimler-Chef Zetsche ein Prozess wegen Vorteilsnahme. Dagegen geben die Doktorwürden von Steinmeier und Lammers weiter Licht, sie dürfen ihre Doktorhüte behalten. Und endlich leuchten auch wieder die Farben. In München fand man 1500 Bilder, die von den Nazis beschlagnahmt und zu Geld gemacht wurden. Jetzt, so hoffen die Kunstkenner, dürfen diese Werke wieder ihre ganze Pracht entfalten.

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Laterne, Laterne…

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Wenn die Sterne nicht funkeln wollen, dann muss die Laterne her und die Gans geschlachtet werden. Nachdem „Süßes oder Saures“ gerade verklungen ist und niemand sich über diesen keltischen Brauch aufgeregt hat, wird der arme St. Martin nun seiner Heiligkeit beraubt. Manchen funkelt dieser heilige Mann zu sehr. Er wäre ein Affront in unserer multikulturellen Welt. St. Martin soll nicht mehr reiten, die Laternen dürften aber leuchten. Was machen jetzt die vielen Gänse, die auf den Feldern wachten und auf ihre Wiedergeburt als Martinsgans warteten?

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Die wahre Sterneküche

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St. Martin mit seinem Schwert, dem Mantel und dem Bettler erinnert an die frohen Kindertage. Da gab es Brezel und die Augen leuchteten, es schmeckte wie nur einmal im Jahr Brezel schmecken können. Und wenn Mutter kochte, die Gans im Ofen ihrer Bestimmung zuschmorte, dann fielen die Sterne vom Himmel. Doch das alles gehört der Vergangenheit an, Kinder sterben aus. Mann und Frau von heute sind kinderlos, sie schauen nicht in die leuchtenden Augen dieser kleinen Racker, kochen nicht die gnadenlos guten Nudeln, die Gerichte, die dann das Kind erwachsen gegen jedes Gourmetgericht gerne eintauschen würde. Und dann müssen diese armen Menschen ohne Kinder ins Nobelrestaurant, um Sterne gegen funkelnde Augen einzutauschen. Doch auch der beste Sternekoch kann die Prise Salz, die das Leben wie einen Stern aufgehen lässt, nicht zaubern.

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<emphasize>Thomas Holtbernd</emphasize>



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