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Gegengelesen: „Mit der Erotik ist etwas Mysteriöses verbunden“

(explizit.net) So sprach der Mann, der ein wenig lispelnd, als Vorbild für viele Parodisten diente, der sich echauffierte, wenn es um Literatur ging. Und der immer wieder das Erotische in den Romanen suchte. Marcel Reich-Ranicki war eine Marke, er schaffte es, dass Menschen über Literatur redeten. Seine Kritik war gefürchtet und doch war er wenig eitel. Mit ihm ist Thomas Mann ein zweites Mal gestorben und der standpunktgeschmeidige Hellmuth Karasek macht nur noch Witze mit Eckart von Hirschhausen.

(explizit.net) So sprach der Mann, der ein wenig lispelnd, als Vorbild für viele Parodisten diente, der sich echauffierte, wenn es um Literatur ging. Und der immer wieder das Erotische in den Romanen suchte. Marcel Reich-Ranicki war eine Marke, er schaffte es, dass Menschen über Literatur redeten. Seine Kritik war gefürchtet und doch war er wenig eitel. Mit ihm ist Thomas Mann ein zweites Mal gestorben und der standpunktgeschmeidige Hellmuth Karasek macht nur noch Witze mit Eckart von Hirschhausen.

Wir wissen nicht, ob Marcel Reich-Ranicki Briefwahl gemacht hat und seine Stimme noch zählt. Welcher Partei hätte er seine Zustimmung gegeben? Durch Erotik ist die Politik jedenfalls nicht hervorgetreten und auch das engagierte Streiten in einem politischen Quartett war auf keinem Kanal zu finden. Da fehlt einfach der Sex, den Reich-Ranicki in jedem Roman finden wollte. Politik ist sexy, eine Fehlanzeige. Nichts für den alten Literaturkritiker.

Mutti braucht so etwas nicht

Der CDU macht das nichts, die braucht keinen Sexappeal für den Wahlkampf, keine sexy Frontfrau, die die Wähler betört. Die CDU lässt Stimmen einfangen. Die PKV, also der Verband der Privaten Krankenkassen, verschickt E-Mails und warnt davor, eine andere Partei als die CDU zu wählen. Genauso macht es Karl-Erivan Haub, der Tengelmanneigentümer, der bringt eine ganzseitige Anzeige in die Zeitungen und wirbt für die Wiederwahl Merkels. Da sagt sich doch der Wähler, wir brauchen keinen Kanzler, wir haben doch Angela. Wobei, Tengelmann stellt uns vor die Entscheidung: Stinkefinger oder Raute.

Mutti kann es auch nicht

Der ehemalige Sexprotz der CDU, der Kopiermeister aller Doktorarbeiten, Karl-Theodor usw. zu Guttenberg hat in der „Financial Times“ nun offenbart, warum es in der CDU keine erotische Spannung mehr gibt, Angela ist Opportunistin, d. h. mit anderen Worten geschlechtslos in ihren politischen Standpunkten.

Grün ist die Farbe der Erotik

Den Grünen ist der Sex vergangen, vor Jahren waren sie noch emsig bemüht um freien Sex und wenn es sein muss auch mit Minderjährigen. Während der Papst schon nicht mehr immer nur über Schwule reden will, haben die Grünen dieses Thema noch lange nicht hinter sich. Und der gerade neu ernannte König Horst aus Bayern fordert den Rücktritt des sexsüchtigen Trittin. Seehofer litt vor langer Zeit mal selber an Hypersexualität, da war doch mal etwas mit einer anderen Frau und einem gemeinsamen Kind. Doch im katholischen Bayern gesellt sich neben zu viel Potenz gerne zu wenig Erinnerung. Und wozu hat man das Oktoberfest? Da lassen sich so manche Affären verflüssigen.

Ob schwarz, ob rot, ob blau-gelb, ob grün, ob…

Am Sonntag haben der Deutsche und übrigens auch der Hesse die Qual der Wahl. Welche Partei soll er wählen? Welches Parteiprogramm hält dem Literaturkritiker stand? Wo ist verständlich geschrieben, um was es wirklich geht? Oder sind die Programme so austauschbar wie die traute Familie, die sowohl auf den Plakaten der FDP als auch der NPD zu sehen war. Alles nur geklaut, aus dem Netz gezogen, einen Spruch hinzu gesetzt und peinlich nur, dass die NPD die gleiche Idee hatte. Da lag der alte Reich-Ranicki doch ganz richtig, wer keine eindeutigen Standpunkte vertritt, der versprüht auch keine Erotik. Der verschickt nur ein wenig Chemie, damit irgendein Diktator in Syrien oder anderswo mit Chemiewaffen sein Volk besprühen kann.

Und doch ein gutes Buch

Auch wenn Reich-Ranicki keine guten Bücher mehr empfehlen kann, es gibt sie auch ohne diesen Literaturkritiker noch. Und wer noch nicht weiß, wohin er sein Kreuz auf dem Wahlzettel machen soll, vielleicht hilf es ja, ins Bücherregal zu greifen und sich inspirieren zu lassen. Vom Lesen, es darf auch Sex drin vorkommen, dann ganz eingenommen und vom Leben berührt, macht die Hand das Kreuz ganz automatisch dort, wo es richtig ist, richtig für Gerechtigkeit und Menschlichkeit, eben für das Leben.

<emphasize>Thomas Holtbernd</emphasize>



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