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Gegengelesen: Mehr Karikaturen, weniger politisches Geschwätz

(explizit.net) Gegengelesen-Kommentar

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In Paris werden 12 Menschen umgebracht. Zynisch ist, wer daran erinnert, dass anderswo auf dieser Welt bestialisch Menschen ausgerottet werden, wie von Boko Haram in Nigeria; in Baga sollen 2000 Menschen hingeschlachtet worden sein. Ein Vergleich führt bei Mord jedoch immer in die Irre. Die Reaktionen vieler Politiker sind dagegen bitter böse. Der Mord an den Redakteuren von Charlie Hebdo wird genutzt, um mitzuteilen, dass man sich von der Pegida abgrenze. Es wird ein anderes Feindbild beschworen, Pegida Co. sind böse. Der AfD-Kasper Gauland hingegen sieht sich bestätigt mit seiner Islamismuskritik. Auf der anderen Seite wird betont, dass man ja zwischen Islam und Islamismus unterscheiden müsse. Wie gut, das man einen Ismus nicht so gut ans Christentum hängen kann, Christentumismus hört sich eher lächerlich als faschistisch an. Also neigt der Islam schon vom Wort her zum Islamismus.

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In Paris werden 12 Menschen umgebracht. Zynisch ist, wer daran erinnert, dass anderswo auf dieser Welt bestialisch Menschen ausgerottet werden, wie von Boko Haram in Nigeria; in Baga sollen 2000 Menschen hingeschlachtet worden sein. Ein Vergleich führt bei Mord jedoch immer in die Irre. Die Reaktionen vieler Politiker sind dagegen bitter böse. Der Mord an den Redakteuren von Charlie Hebdo wird genutzt, um mitzuteilen, dass man sich von der Pegida abgrenze. Es wird ein anderes Feindbild beschworen, Pegida Co. sind böse. Der AfD-Kasper Gauland hingegen sieht sich bestätigt mit seiner Islamismuskritik. Auf der anderen Seite wird betont, dass man ja zwischen Islam und Islamismus unterscheiden müsse. Wie gut, das man einen Ismus nicht so gut ans Christentum hängen kann, Christentumismus hört sich eher lächerlich als faschistisch an. Also neigt der Islam schon vom Wort her zum Islamismus.

Wie der Imam Benjamin Idriz aus Petzdorf klar formulierte, waren die Attentäter in Paris keine Islamisten, sie sind Wahnsinnige. Die Journalisten und Politiker sollten seinem Beispiel folgen. Attentäter, Mörder, Gewalttäter, egal mit welchem scheinbaren religiösen Hintergrund sie ihre Taten begehen, werden genau als solche bezeichnet: Attentäter, Mörder, Gewalttäter. Nutzt jemand den Begriff Islamist oder eine sonstige mit einer Weltanschauung verbundene Formel, spielt er nur denen in die Hände, die sich als Trittbrettfahrer toll fühlen wollen oder denen, die jetzt scheinbar allen Grund haben, sich gegen z. B. den Islam oder eine Islamisierung zu stellen.

Korrekte Sprache

Wer sich in der Öffentlichkeit äußert, sollte wissen, was er sagt und wie das wirkt, was er sagt. Journalisten sind der Objektivität und Unparteilichkeit verpflichtet. Sie dürfen zuspitzen, wie es die Redakteure von Charlie Hebdo getan haben, man darf ihre politische Ausrichtung bemerken. Und Journalisten dürfen auch emotional betroffen sein. Doch, was interessieren Einzelheiten? Wer muss das Szenario des Überfalls auf die Redaktion in Paris genau kennen? Welchen Wissensdurst befriedigen die Medien mit solchen Reportagen? Die Medienkonsumenten werden auf den Tatvorgang gelenkt, sie werden darauf konditioniert, sich für das Oberflächliche zu interessieren. Eine genaue und um alle möglichen Bedingungen und Ursachen bemühte Analyse wird den Fachkreisen überlassen. Doch Informationen dieser Art sind notwendig, damit Menschen mit islamischem Glauben oder / und Sozialisation in unserer Gesellschaft in Ruhe leben können, damit kein Hass zwischen Multi-Kulti-Freundschaften gesät wird. Die Attentäter von Paris, Baga und anderswo sind irregeleitete Seelen. Dafür trägt die westliche Welt eine Mitverantwortung und solche Geschehnisse müssen auch als ein Symptom unserer kranken Gesellschaft analysiert werden. Da fängt die korrekte Sprache an und nicht bei Formulierungen wie Menschen mit Migrationshintergrund.

Wir konzentrieren uns auf die Falschen

Wenn Männer mit Gewehren andere abknallen, dann ist es gefühlsmäßig recht leicht, Mitleid mit den Opfern zu haben. Unschuldige sind kaltblütig erschossen worden. Ein solches berechtigtes Mitleid kann auch zu einer Falle werden. Die Täter werden zu heroischen Kämpfern gemacht, und weil sie zu Mördern mit einem geplanten und eiskalten Vorgehen stilisiert werden, dienen sie anderen als Vorbilder und Helden. Vielleicht waren es aber auch nur zum Töten abgerichtete Idioten. Und weil es solche brutalen Mörder gibt, werden auch Vorratsdatenspeicherung und andere Spielchen von den Lederhosenträgern aus Bayern gefordert. Komisch nur, dass trotz aller Überwachungen und Geheimdiensttätigkeiten diese Tat nicht verhindert werden konnte. Aber vielleicht hat man dies geschehen lassen, damit man überzeugende Gründe für schärfere und weitreichendere Überwachungen hat. Eine aufgeklärte Gesellschaft muss einfach erkennen, dass es Idioten gibt und immer geben wird, die sich für fanatische Aktionen instrumentalisieren lassen. Veränderbar ist jedoch der Umgang mit Kritik. Wer immer noch den Schutz vermeintlich religiöser Gefühle vor Satire fordert, der darf sich nicht wundern, wenn gerade dort zugeschlagen wird. Religionsstifter wie Mohammed und Jesus Christus haben bei Gotteslästerung nicht gleich den Kadi zu Hilfe gerufen. Satire, die alles darf, ist ein Schutz der Demokratie und der Menschlichkeit. Die Hüter einer „korrekten Satire“ betreiben eine Schönfärberei und verhindern eine Auseinandersetzung, die auch wehtun darf. Mohammed-Karikaturen, der inkontinente Papst der Titanic u. a. sind willkommene Anstöße, sich in Gleichmut zu üben. Wen eine Satire vom Weg des Glaubens abbringt, der hat nicht bemerkt, dass er längst von den Mächten des Marktes, der Einlullindustrie und dem Mammon beherrscht wird.

Satiriker aller Länder vereinigt euch!

Es ist an der Zeit, Gotteslästerung zu erlauben und nicht durch den § 166 StGB zu verfolgen. Die Giordano Bruno Stiftung hat dafür bereits eine Petition eingebracht. Gläubige Menschen können es Allah, Gott, Elohim, Jahwe oder Jehova überlassen, wenn ein Satiriker, Künstler o. a. Spott über ihn ausschüttet. Religiöse Menschen haben für solche Animositäten keine Zeit, sie kümmern sich um die Seelen, nicht um Paragraphen. Gerechtigkeit steht im Vordergrund, eine Gerechtigkeit, die den Menschen sieht und in seine Freiheit führen will. Satiriker sind da die besten Gefährten, weil sie gelernt haben, den Finger geschickt in jede Wunde zu legen. Gläubige und Satiriker würden ein gutes Team ergeben, die Satiriker weisen auf die Wunden hin und die Gläubigen verbinden die Wunden. Beide schauen hin und nicht weg.

<emphasize>Ein Kommentar von Thomas Holtbernd.</emphasize>



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