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Gegengelesen-Kolumne: Von Deutschland lernen...

(explizit.net) ...heißt Demokratie vermeiden

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Der chinesische Premierminister Li Keqiang besucht Deutschland, geht mit der Kanzlerin in einen Supermarkt, es werden Aufträge für die deutsche Industrie unterschrieben, der Bundesonkel Gauck darf ein bisschen kritisch sein. Doch sonst bleibt es stumm im Land, in dem es noch nie eine Revolution gegeben hat, wo kritische Stimmen im Keim erstickt werden, indem man für alles Verständnis hat und die Salafisten die Einzigen sind, die laut aufbegehren und klar ist, dass alle dagegen sind.

(explizit.net) ...heißt Demokratie vermeiden

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Der chinesische Premierminister Li Keqiang besucht Deutschland, geht mit der Kanzlerin in einen Supermarkt, es werden Aufträge für die deutsche Industrie unterschrieben, der Bundesonkel Gauck darf ein bisschen kritisch sein. Doch sonst bleibt es stumm im Land, in dem es noch nie eine Revolution gegeben hat, wo kritische Stimmen im Keim erstickt werden, indem man für alles Verständnis hat und die Salafisten die Einzigen sind, die laut aufbegehren und klar ist, dass alle dagegen sind.

67 Milliarden Euro, das ist die Summe, die zählt. Die Bundesrepublik exportiert Waren im Wert von, es sei wiederholt, 67 Milliarden Euro nach China. VW und Audi verdienen fleißig in diesem Land, 4000 deutsche Firmen sind vor Ort, um Profit zu machen. Dass der Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo im Gefängnis sitzt, das ist ein kleiner Schönheitsfehler. Menschenrechte sind schon irgendwie wichtig und gut, doch was helfen humane Grundsätze, wenn die Wirtschaft keine Gewinne macht? Und außerdem muss man doch vorsorgen, denn die Konjunktur schwächelt gerade ein wenig. Und wenn Deutschlands Wirtschaft nicht mehr so läuft, dann ist die ganze Weltwirtschaft gefährdet.

Die deutsche Klugheit

Die Chinesen kommen gerne und oft nach Deutschland, hier sind sie willkommen, andere europäische Länder sind da etwas kritischer. Und die Chinesen wissen, in diesem Land kann man als Diktator viel lernen. Es werden hier Krieger ausgebildet für den islamischen Staat, schon vor vielen Jahren hat man hier einen der größten Vorbilder für aktive und zukünftige Tyrannen aus Österreich willkommen geheißen, man versteht in diesem Land, das Volk ruhig zu halten und alles geht seinen geregelten Gang. Die Chinesen sind begierig zu wissen, wie ein Volk so bequem geführt werden kann, denn in Hongkong hat man gerade ein kleines Problem mit demokratiewilligen Studenten. Die Deutschen verstehen etwas von solchen Dingen. Dort gibt es freie Wahlen und man hat es geschafft, dass kaum noch jemand hingeht, man also machen kann, was man will.

Die Religion der Atheisten

Die Chinesen haben es mit Religion nicht so, Christen hat man nicht gern. Das ist in Deutschland nicht wesentlich anders. Doch die Chinesen haben erkannt, die Deutschen sind da ganz geschickt. Den Kirchen gibt man ein wenig Macht und Geld, dann sind die mit sich selbst beschäftigt und stören nicht. Das nennt man dann Konkordat und klingt ganz fromm. Die Menschen sollen außerdem nicht an Gott glauben, sondern fleißig sein, Geld ausgeben und den Mund halten. Auch das läuft in Deutschland hervorragend. Die Kirchen sind leer, die 10 Gebote behutsam uminterpretiert und kaum noch jemand kennt den Originalwortlaut. Du sollst keine anderen Götter nehmen mir haben, musste gar nicht umgedeutet werden, Angela, die Kanzlerin, verehrt den einen Gott und die Deutschen folgen ihr. Wirtschaftlicher Erfolg ist das erste Gebot. Als Kommunist eine Religion haben, die atheistisch ist, das gucken die Chinesen den Deutschen ab.

Sozialdemokratie weichgespült

Die Deutschen sind Perfektionisten und dafür nicht durch das „made in germany“ bekannt. Sowohl die Kirchen hat man in das System gepresst und zu konformen Mitstreitern gemacht, auch die Sozialdemokraten sind kryptokritische Aufbegehrer. Da kommt schon mal ein Widerwort, doch dann siegt die „Vernunft“ und der brave Sozialdemokrat steht stramm vor seinem Idol, dem Willy Brandt, er träumt von seinen Worten „Mehr Demokratie wagen!“, ist trunken von diesem schönen Satz und hat seinen Einsatz mal wieder verschlafen.

Transparenz oder Demokratie

Der Chinese schaut fast ungläubig in den neuen Reichstag, er kann es kaum fassen, die Deutschen sind nicht nur perfekt, sie sind überperfekt. Das Flüchtige ihrer Scheindemokratie haben sie in Stein geschlagen. Dort, wo die Abgeordneten sitzen und der Fokus deutscher Demokratie sein soll, haben sie mit der Architektur bewiesen, alles ist transparent, durchschaubar und offen. Die deutsche Freiheit ist nicht hohl, es gibt weder Schale noch Kern. Und das ist genial. Das wollen die Chinesen auch und kommen immer wieder zu Bildungsreisen nach Deutschland. Denn von Deutschland lernen, heißt: Sage Demokratie, schaffe Hohlräume und regiere nach deinem Gusto.

<emphasize>Thomas Holtbernd</emphasize>



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