(explizit.net)Endlich ist klar, die durchleuchtete Gesellschaft ist kein Ergebnis von NSA, Facebook, Stasi, BND, CIA oder sonstigen Geheimbünden. Es sind die Mediziner, die röntgen, was das Zeug hält. Der Ruhrverband macht sich inzwischen große Sorgen, weil die Röntgenrückstände im Trinkwasser verdächtig steigen. An der Ruhr wurden im letzten Jahr 2,6 Tonnen Röntgenkontrastmittel aus dem Wasser gefischt. In anderen Regionen wird es nicht anders sein. Wenn schon 2,6 Tonnen Kontrastmittel im Trinkwasser zu finden sind, wie viel wurde dann eigentlich geröntgt? Die Deutschen leben nach der Devise: Ich bin von Kopf bis Fuß auf Röntgen eingestellt und sonst gar nichts.
Gegen solche Missstände gibt es nur ein probates Mittel: Ab morgen wird nicht mehr ausgeschieden, Pinkelverbot für alle, die Medikamente nehmen oder gerade geröntgt wurden. Oder, so schlägt es die Wasserwirtschaft vor, es wird nur noch in Spezialbeutel gepinkelt. Entsorgt werden diese Beutel dann in irgendeinem Salzstock, wenn dort nicht schon die radioaktiven Abfälle aus den Krankenhäusern lagern. Bei all dem ist noch nicht geklärt, was es sonst in den Klärwerken noch aus dem Wasser herauszufiltern gilt. Da macht sich der normale Bürger gar keine Gedanken, er macht sein Geschäft und zack kommen aus seinem Wasserkran allerlei nützliche oder gefährliche Substanzen. Der Apotheker liefert die Herzmittel via Wasserleitung, der Drogendealer muss sich gar nicht mehr auf den Weg machen, das Trinkwasser enthält fast alles, was das Herz begehrt. Zwar ist die Dosis gering, doch wer viel trinkt, ist auch schön high.
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Und erst die Trinkwörter
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Der fleißige Arztgänger scheidet nicht nur Medikamente, Kontrastmittel u. a. aus, er sondert auch Wörter ab. Darüber haben die Wasserwerke noch gar nicht nachgedacht. Was hilft ein sauberes Trinkwasser, wenn die Wörtermeere verseucht sind. Da will jemand etwas kommunizieren und verwechselt miteinander reden mit mitteilen. Da hat jemand ständig ein Thema, das besprochen werden soll und in Wirklichkeit handelt es sich um eine Aufgabe, die erledigt werden muss. Da sagt jemand schwul und meint blöd. Das sagt jemand behindert und schon ist die Political-Correctness-Polizei vor Ort und reklamiert, das dürfe man nicht sagen, es hieße ein Mensch mit Handicap. Das macht allerdings den Menschen auch nicht heil. Und dann wird auch noch jedes Jahr ein Unwort gewählt. Das ist total alternativlos. Was wird da für ein Müll geblubbert und ungeklärt in die Gewässer der Öffentlichkeit abgeleitet?
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Maut aufs Maul
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Es streiten sich die Weißwürstler mit dem Rest der Republik über eine Maut für die Autofahrer: Soll es ein Vignette werden? Welche Ausnahmen können gemacht werden? Und wie erreichen wir, dass es eine Maut gibt, die zwar so heißt, aber gar keine ist, sondern nur dem Dobrindt sein Gesicht wahren lässt? Eine Maut für die Autobahnen des gesprochenen und geschriebenen Wortes, die ist zu erheben. Wer sich der deutschen Sprache bedient, der soll auch dafür zahlen, vielleicht lernen die Dahinplapperer dann, dass die Infrastruktur der Sprache einen Preis hat. Der Rückstau der Investitionen ist immens. Der postschulische Analphabetismus nimmt zu, die Fähigkeit, einen Satz mit Subjekt, Objekt und Prädikat zu bilden, ist für manche schon wie eine Fremdsprache. Orthografie verbinden viele nur noch mit dem Orthopäden und wundern sich, dass man auch mit Einlagen immer noch über die Rechtschreibung stolpert.
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Mit Röntgen zu den Wörterleuchten
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Die Ärzte sollten endlich nicht mehr nur die Knochen, die Lunge und das andere Drumherum durchleuchten. Sie sollten ihren Patienten ein wortwörtliches Kontrastmittel spritzen, die Dumpfbackensprache würde sichtbar, der Patient wäre beschämt ob der Auswahl seiner Worte. Und gelangt ein solches Kontrastmittel ins Trinkwasser, hielten die Worterkrankten inne, spürten den Schmerz der Sprache, hielten einfach mal den Mund. Sie läsen erst die Dichter und lernten die rechte Ehrfurcht im Umgang mit der Sprache. Die Kranken könnten sich laben am wohlgewählten Wort. Und in Verzückung fangen sie an zu leuchten wie Röntgenstrahlen niemals die Materie durchdringen.
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<emphasize>Thomas Holtbernd</emphasize>
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