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Gegengelesen: Das Buch ist Wurst, es lebe das Fleisch!

(explizit.net) Gegengelesen-Kolumne

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Der Deutsche isst Fleisch. Nach einigen Angaben sind es 60 Kilo im Jahr. Männer essen mehr Fleisch als Frauen und junge Männer zwischen 19 und 24 essen am meisten. Weniger dagegen liest der Deutsche. Wenn er liest, dann halbgare Sachbücher oder Schundliteratur. Böse Zungen könnten behaupten, der Deutsche liest immer mehr von der Fleischeslust, weil er immer mehr Fleisch von Schweinen isst, denen eine solche abgegangen ist. Schweine haben keinen Sex, denn sie warten nur darauf, dass sie zum Schlachter geführt werden und dann ihre erste große Reise antreten, sie werden kreuz und quer durch Europa gefahren, hier werden sie gemästet, dort geschlachtet, da wiederum zu Wurst verarbeitet und hier liegen sie endlich im Supermarktregal. Es ist ein Schweineleben. Rindern geht es nicht viel besser. Und Kindern auch nicht, denn kein Schwein liest ihnen mehr vor, wie z. B. die alten Tiere nach Bremen zogen und die Räuber erschreckten.

(explizit.net) Gegengelesen-Kolumne

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Der Deutsche isst Fleisch. Nach einigen Angaben sind es 60 Kilo im Jahr. Männer essen mehr Fleisch als Frauen und junge Männer zwischen 19 und 24 essen am meisten. Weniger dagegen liest der Deutsche. Wenn er liest, dann halbgare Sachbücher oder Schundliteratur. Böse Zungen könnten behaupten, der Deutsche liest immer mehr von der Fleischeslust, weil er immer mehr Fleisch von Schweinen isst, denen eine solche abgegangen ist. Schweine haben keinen Sex, denn sie warten nur darauf, dass sie zum Schlachter geführt werden und dann ihre erste große Reise antreten, sie werden kreuz und quer durch Europa gefahren, hier werden sie gemästet, dort geschlachtet, da wiederum zu Wurst verarbeitet und hier liegen sie endlich im Supermarktregal. Es ist ein Schweineleben. Rindern geht es nicht viel besser. Und Kindern auch nicht, denn kein Schwein liest ihnen mehr vor, wie z. B. die alten Tiere nach Bremen zogen und die Räuber erschreckten.

Warum sollte es den Tieren besser gehen als den Büchern?

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Auch die Bücher werden geschlachtet. Es gibt weder eine Kultur des guten Essens und Trinkens noch eine erlesene Buchkultur. Vereinzelt findet man in einigen Städten noch richtig gute Buchhandlungen. Dort werden die Bücher nicht aufgehäuft wie die Dosen im Supermarkt, da werden Bücher präsentiert. Der Buchhändler kennt seine Kunden und deren Vorlieben und manchmal kennt er wie der Biometzger persönlich das Rind, von dem das Steak ist, den Autor, der in der Buchhandlung neulich sein neuestes Buch vorgestellt hat.

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Übergewicht und Fehlernährung

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Schnell ist Einigkeit darüber erzielt, dass eine falsche Ernährung dick macht und das Krebsrisiko fördert. Wer viel rotes Fleisch isst, ist schneller in der Kiste, so behaupten einige Forscher. 1,4 Milliarden Menschen gelten als übergewichtig, die essen anderen die Suppe weg, auslöffeln tun dies wiederum die Agrarökonomen, die behaupten, man müsse mehr Nahrungsmittel erzeugen, um die wachsende Erdbevölkerung ernähren zu können. Wer lesen kann, der wäre bei seiner Lektüre schon einmal auf einen hilfreichen Bibeltext gestoßen. Bei Lukas finden sich z. B. ultimative Formeln für die Sättigung der Weltbevölkerung: Man setze die Menge jeweils in Gruppen zu fünfzig zusammen, nehme, was gerade so da ist an Nahrungsmitteln, etwa fünf Brote und zwei Fische, und teile sie. Alle werden satt und es bleiben noch etwa zwölf Körbe an Brotstücken übrig. Eine einfache Methode und kein Vorsitzender des Bauernverbandes muss Lügen auftischen wie Pofalla zur NSA-Affäre: Massentierhaltung gibt es nicht, das ist vom Tisch.

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Fleischbeschau

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Der dicke Deutsche sitzt, da er nicht mehr so laufen kann, vor seinem Teller, auf dem ein großes rotes Steak liegt, schaut auf seinen Teller und von dort auf seinen Flachbildschirm und kann so recht den Unterschied nicht wahrnehmen. Fleisch auf dem Teller und nacktes Fleisch auf dem Bildschirm, wo gerade merkwürdige Gestalten seltsame Dinge tun in einem Käfig, der Dschungelcamp genannt wird. Und ist der Teller leer, wird umgeschaltet auf Diätfernsehen. Bei Galileo erklären lustige Menschen ganz einfach die Welt und alles ist gut.

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Lektüre by Fitness

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Der aufgeklärte Bürger, der isst zwar auch sein Fleisch, doch die Fleischbeschau ist live. Im Fitnessstudio oder Sportpark setzt er sich auf ein Fahrrad, fährt damit nach Nirgendwo, gibt sich intellektuell und liest dabei ein Buch über Wellness, Stressabbau und ein gutes Leben. Wenn er aufschaut, sieht er die leicht bekleideten Mitradler, erblickt viel Fleisch und hat sich den Museumsbesuch gleich gespart, denn so viele Bilder wie auf dem Fleisch der Leistungsträger sieht er in keiner Galerie.

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Mehr Pfunde!

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Während Mediziner warnen, dass jedes Pfund das Krebsrisiko erhöht, können Buchhändler, Verlage und Autoren verkünden: Bei uns ist es umgekehrt! Wir können mit den Pfunden wuchern! Jedes Gramm Lesestoff mehr verringert die Verkalkung in den Gehirnwindungen und befreit von unnötigen Ballaststoffen. Jedes Kilo Buch verändert das Weltbild und ist ein Joker im Spiel des Lebens.

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<emphasize>Ein Kommentar von Thomas Holtbernd.</emphasize>



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