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Garten: Roden und Wachsen lassen

Gärtnern heißt, wachsen lassen und dabei den Wildwuchs eindämmen. Doch zuerst muss man den Garten dem Wildwuchs abringen. Dann kann die Gärtnerin pflanzen und über Monate hinweg ernten.

Gärtnern heißt zuerst Roden

Angefangen hat es mit meinem Garten auf einem verwilderten Ackerland. Viel Mühe und Schweiß hat es gekostet, um aus dem Brachland Beete anzulegen. Riesige Brombeersträucher überwucherten das 500 qm große Land. Streuobstbäume standen wild durcheinander und stellten sich der Gartengestaltung entgegen. Ich stand oft ratlos da. Wie sollte ich das schaffen! Es war Knochenarbeit, das Land zu roden und zu kultivieren. Ohne Maschinen - wie sollte das funktionieren? Ich konnte vor Muskelkater manchmal nicht mehr aufrecht gehen. Mein Gartennachbar war mir in den Anfängen eine große Hilfe. Er verpflanzte die Obstbäume und übernahm die schwere Arbeit. So setze er den Zaun zum Wald hin. Doch es blieb noch genug für mich zu tun.
Stück für Stück arbeitete ich mich auf meinem neuen Land vor. Ich wusste eigentlich zu Beginn nicht, was ich mit dem vielen Grund und Boden machen sollte. Ohne großen Plan fing ich an zu roden, umzugraben und aufzuräumen. Das Schlimmste waren die Brombeerhecken, an denen ich mir Arme und Beine verkratzte.

Garten für die Ernte und für die Augen

Da ich noch voll im Beruf stand, musste der Garten nebenher laufen. Pflegeleicht sollte er werden. Zugleich aber wollte ich Blumen und Gemüse, einen Garten zum Sitzen und Entspannen. Ich begann nach der Rodung mit einem Gemüsebeet mittendrin, etwa in der Größe von zwei mal drei Metern. Das war ein kleiner Anfang. Mein Herz geht auch heute noch auf, wenn ich zusehe und erlebe, wie das Gemüse, der Salat, die Zucchini und Kürbisse wachsen. Staunend stehe ich jedes Mal davor, wie aus einem kleinen Samenkorn Salatköpfe oder Radieschen hervorkommen. Wie sich an den Tomatensträuchern die kleinen grünen Früchte bilden, wenn die Blüte abfällt und dann langsam größer und mit der Sonne rot werden.
Auch freue ich mich, wenn sich zwischen dem Gemüse auch Blumen einnisten und das leuchtende Gelb der Ringelblume und der Kapuzinerkresse sich mit den verschiedenen Rot- und Blautönen der Rosen und Dahlien zu einer aparten Farbkomposition mischen. Mein Garten ist keine Parklandschaft und kein akkurater Ziergarten. Es ist ein lebendiger, bunter, wilder Garten ohne Chemie. Ich liebe ihn sehr und fühle mich darin zuhause, geborgen und frei.

Erntezeit

Erdbeeren gibt es in meinem Garten nicht viele, aber dafür habe ich Johannisbeeren und Stachelbeeren. Ist die Johannisbeerernte vorbei, sind oft auch schon die Salatköpfe groß. Der Feldsalat ist knackig und die ersten kleinen Zucchini und der Mangold lassen sich auch schon zu einer Mahlzeit verarbeiten. Die weißen Kartöffelchen, die so gut zum Spargel schmecken, sind bereits gewachsen. Ich kann sie aus der Erde holen. Es ist jedes Jahr für mich ein Wunder, wie aus einer kleinen Kartoffel, die nicht größer als ein Daumen ist, oft 8 große Kartoffeln entstehen. Kartoffelernte ist wie Schatzsuche, immer wieder voll Spannung und überraschend.
Wenn dann die Erdbeeren und Johannisbeeren reif werden, beginnt die Marmeladenzeit. Den Rhabarber kann ich noch bis zum 16. Juni ernten, denn dann wird er giftig.
Wenn ich so bei der Ernte bin, die Beeren vom Strauch ziehe, ist es still auf dem Grund. Vielleicht singen ein paar Vögel oder der Grünspecht hackt.
Eine meditative Ruhe lässt mich in Erinnerungen eintauchen. Bilder aus meiner Kindheit steigen in mir auf.
Ich bin ziemlich autark. Wenn ich wollte, könnte ich mich zu mindestens 80% von meinem Grund ernähren. Ich komme mit den Kartoffeln bis Weihnachten, mit dem Gemüse bis in den nächsten Sommer. Da ich die Tomaten nicht alle essen kann, verschenke ich sie oder verarbeite sie zu Tomatenpüree. Die Tiefkühltruhe füllt sich im Lauf des Sommers und Herbstes. Was zu viel wird, verschenke ich an die Nachbarn.
Ist das Feld leergeräumt, kann ich das Beet für etwas Neues bereit machen.

Andere Gärten

Die Kinder gehen, bevor sie eingeschult werden, in einen Garten, den Kindergarten. Dann kommen Schule, Studium und Ausbildung, um danach wieder im Garten zu arbeiten. Der Beruf, vor allem wenn es um Unterricht, Fortbildung und Training geht, ist auch Gartenarbeit.
Im Kinder-Garten konnten sich Kinder durch eine partnerschaftliche Pädagogik frei entfalten und ihre Begabungen und Talente ausbilden. In den Trainingskursen, dem Garten für Führungskräfte, in dem ich lange gearbeitet habe, eignen sich die Leitungskräfte neue kommunikative Kompetenzen an, um ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten deutlicher in den Blick zu nehmen. 

Mein Garten ermöglicht mir jetzt im Alter, mich mit meiner Existenz, meinen Lebensfragen, meinem letzten Lebensabschnitt und meiner Spiritualität auseinanderzusetzen. Ich komme zum Meditieren und zum Schreiben. Ich kann mich noch einmal kreativ verwirklichen, mich von den Erträgen des Gartens ernähren und die Ernte mit anderen teilen. 
Einladung zur Landesgartenschau in Bad Schwalbach, am 3.6. kommt Jutta Mügge

Meine Pflanzen haben Frucht getragen 

 

 

 



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