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Fußball-Weltmeisterschaft: Fußball-Fragen für Experten Nr. 8

(explizit.net) Einen Torwart, der bei einer Weltmeisterschaft einen Sonnenstich erleidet, in tranceähnlichem Zustand durch den Torraum taumelt und schließlich vom Masseur, der hinter seinem Tor steht, dirigiert wird, sich nach links oder rechts zu werfen, weil er die Schüsse auf sein Tor nicht mehr erkennen kann, hat es das gegeben?

(explizit.net) Einen Torwart, der bei einer Weltmeisterschaft einen Sonnenstich erleidet, in tranceähnlichem Zustand durch den Torraum taumelt und schließlich vom Masseur, der hinter seinem Tor steht, dirigiert wird, sich nach links oder rechts zu werfen, weil er die Schüsse auf sein Tor nicht mehr erkennen kann, hat es das gegeben?

Ja, auch das ist vorgekommen. Im Viertelfinalspiel bei der Weltmeisterschaft 1954 zwischen Österreich und Gastgeber Schweiz erlitt der österreichische Torwart Kurt Schmied schon kurz nach Anpfiff einen Sonnenstich, was dadurch auffiel, dass er plötzlich durch die eigene Hälfte irrte, kaum noch ansprechbar war und so gut wie nichts vom Spiel mitbekam. Es war ein glühend heißer Tag, als „Hitzeschlacht von Lausanne“ ging das Spiel in die Annalen ein. Vor allem aber als dasjenige WM-Spiel, in dem bisher die meisten Tore fielen. Die Schweizer gingen mit 3:0 in Führung, kein Wunder bei dem Handicap der Österreicher, die dann ihre Taktik umstellten. Bedingungsloser Angriff war fortan ihre Devise, zumal sie sich auf ihre Abwehr ja nicht mehr verlassen konnte, und tatsächlich verwandelten sie den klaren Rückstand innerhalb von nur zehn Minuten in einen Vorsprung von sage und schreibe 5:3. In der Halbzeit wurde Schmied ohnmächtig, konnte aber rechtzeitig bis zum Anpfiff wieder zu Bewusstsein gebracht werden. Nur noch zwei Tore ließ er zu, Dank der Mithilfe des Masseurs natürlich, der ihn dirigierte und Schwämme mit kaltem Wasser zuwarf, zwei Tore schossen aber auch die Österreicher, so dass sie am Ende mit 7:5 gewannen. Alle österreichischen Spieler haben später von diesem Sieg in höchsten Tönen geschwärmt, Schmied hat sich ihre Berichte immer nur ungläubig angehört. Er konnte sich nämlich an nichts erinnern.

Im Halbfinalspiel gegen Deutschland musste er durch den verletzten Stammtorwart Zeman ersetzt werden, der einen rabenschwarzen Tag erwischte. Locker mit 6:1 besiegten die Deutschen die Österreicher und schafften im Finale die Sensation gegen Ungarn. Wer vom „Wunder von Bern“ redet, sollte auch die „Hitzeschlacht von Lausanne“ nicht vergessen.

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<emphasize>Heinrich Peuckmann</emphasize>


Schlagworte: #Frage 8 #Fußball #WM

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