(explizit.net) Kann man sich denn das vorstellen, einen Nationalspieler, der kein Länderspiel bestritten hat?
Nein, das kann man nicht. Nationalspieler wird man ja gerade dadurch, dass man in einem Länderspiel mitmacht. Aber fast, so könnte man sagen, fast gibt es das trotzdem, was an dem Verständnis des Wortes „mitmachen“ liegt. Denn es gab einen Spieler, der sein erstes Länderspiel bestritt, ohne ein einziges Mal an den Ball zu kommen. Hartwig Bleidick von Borussia Mönchengladbach war das, der mit seiner Mannschaft mehrfach Deutscher Meister wurde, aber immer nur in der Amateurnationalmannschaft eingesetzt wurde. Ob ein Meisterspieler in der Bundesliga tatsächlich noch Amateur sein kann, soll hier nicht weiter hinterfragt werden, aber einmal wurde Verteidiger Bleidick doch zu einem Länderspiel eingeladen. 1971 beim EM-Qualifikationsspiel gegen Albanien war das. Gleich mehrere Abwehrspieler hatten verletzt absagen müssen, da griff Bundestrainer Schön in seiner Not auf Bleidick zurück. Die Absicht, ihn spielen zu lassen, hat er wohl nie gehabt, er wollte nur auf eine Notsituation vorbereitet sein. Aber da kannte er seinen Stammspieler Berti Vogts schlecht, der mit Bleidick befreundet war. Berti war schon immer ein Kumpel gewesen. Kurz vor Schluss des Spiels, das mühevoll mit 2:0 gewonnen wurde, spielte er plötzlich den Verletzten. Nein, die letzten zwei Minuten konnte er auf keinen Fall weiterspielen, signalisierte er zur Trainerbank, so dass Helmut Schön doch noch Bleidick einwechseln musste. Das geschah freilich so spät, dass er nicht mehr an den Ball kam. Ein Nationalspieler, der nicht mal den Ball berührt, also nicht im Wortsinne mitgemacht hatte, das konnte Helmut Schön nicht zulassen. So lud er ihn zehn Tage später zu einem weiteren Länderspiel ein und wechselte ihn nach einer Stunde für Beckenbauer ein. Zwei Länderspiele hat Hartwig Bleidick also bestritten. Eines mit Ballberührung und eines ohne.
<emphasize>Heinrich Peuckmann</emphasize>
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