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Die Taube und Pfingsten

Beim Gedanken an Pfingsten kommt einem unweigerlich ein Tier in den Sinn, das in den biblischen Texten zum Pfingstereignis genauso oft erwähnt wird, wie Ochse und Esel in den Weihnachtsgeschichten. Die Taube kommt in der Pfingsterzählung nicht vor, erscheint aber dennoch in diesen Tagen auf Messgewändern oder wird einfach mitgedacht.

 

 

Die Tauben in den Städten

Aus heutiger Perspektive birgt der Zugang zum Symbol der Taube einige Hindernisse. Besonders in Städten sind Tauben in Verruf geraten: In große Populationsdichten gelten sie als Plage, weil sie mit ihren Hinterlassenschaften Krankheiten übertragen und Bausubstanz zerstören. Das war nicht immer so. Früher galt die Taube als besonders sanftmütiges Tier. Was heute noch an der Symbolik der Friedenstaube erahnt werden kann. In der Spätantike ging man davon aus, dass Tauben keine Gallenblase besitzen und deshalb frei von allem Bitteren seinen.

Die Taube bei Noah

Damals gut, heute schlecht – und Ende der Geschichte? Noch etwas anderes kommt beim Gedanken an die Taube in den Sinn: Gerade im Einsatz als Brieftaube wird der Vogelart große Intelligenz zugesprochen, schließlich finden sie immer wieder zurück zu ihrem eigenen Schlag. Auch in der Bibel findet sich dieses Motiv wieder: Nachdem Noah zuerst einen Raben ausgesandt hatte, um zu prüfen, ob die Flut bereits abgenommen hatte, sandte er immer wieder eine Taube aus. Diese kehrt solange zu ihm zurück, bis sie ihm schließlich einen Ölzweig bringt, der das Ende der Flut ankündigt. Von ihrem nächsten Flug kehrt sie nicht zurück, weil das Land getrocknet war.

Der Heilige Geist bei der Taufe Jesu

Dass an Pfingsten die Taube als Symbol für den Heiligen Geist gebraucht wirkt, hat seinen Ursprung in der Erzählung von der Taufe Jesu. Nachdem Jesus von Johannes getauft worden war, öffnete sich der Himmel und er sah den Heiligen Geist in Form einer Taube auf sich herabkommen. Eine Stimme aus dem Himmel sprach: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ (Mt 3,13-17)

Vom Vater gesandt

Durch die Sendung des Geistes bestätigt der Vater den Sohn, den er in die Welt gesandt hat. Während des gesamten Geschehens vermittelt der Geist zwischen Vater und Sohn. Jesu Leben und sein Wirken werden von Heiligen Geist geprägt. Was er tut, geschieht in Übereinstimmung mit dem Vater, im Heiligen Geist. Der Geist ist es, der die zwei Personen, Vater und Sohn, in Liebe eint. Die Liebe der beiden wird zur dritten Person der Dreifaltigkeit. Oft wird der Heilige Geist als Kommunikations- und Liebesgeschehen zwischen Vater und Sohn – Sohn und Vater - als „Liebe der Liebe“ beschrieben. Daher ist die Wahl der Taube als Symbol für den Heiligen Geist gar nicht so abwegig. Wie eine Brieftaube zwischen Absender und Empfänger hin und her fliegt, bewegt sich der Geist zwischen Vater und Sohn.

Liebesdynamik des Hl. Geistes

Wenn an Pfingsten nun gefeiert wird, dass der Heilige Geist auch über die Apostel ausgegossen wird, kann die Taube die Kirche daran erinnern, in welche Liebedynamik sie hineingenommen wird. Jesus ist in den Himmel aufgefahren, doch er lässt uns nicht als Waisen zurück, er sendet seinen Geist, der wie eine Taube seinen Weg finden wird.



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