(explizit.net) Kaum ein Kabarettist, der nicht irgendwann einmal diese unnachahmlich leise und näselnde Stimme Ronald Pofallas parodiert hätte. Jetzt wechselt diese Figur in den Bahnvorstand. Dort findet er sich in guter Gesellschaft. Ausrangierte Politiker werden dort als Manager endgelagert, wie Reinhard Klimmt, Johannes Ludewig, Jürgen Heyer, Hartmut Meyer, Otto Wiesheu etc., die von der Ministerbank oder ähnlichen Ämtern gleich aufs Abstellgleis kamen mit einem Salär, wovon der Hartz IV-Empfänger nur träumen kann.
Doch nicht nur der gemeine Bürger ist sauer, auch die CDU-Basis will Pofalla in die Wüste schicken. Da haben sich die Parteimitglieder im Kreis Kleve im Wahlkampf abgemüht, um ihren Kandidaten auf fast 50 Prozent zu bringen. Und nun wird er sein Bundestagsmandat wohl abgeben, weil sich das nicht vereinbaren lässt mit dem Job als Bahnhofsvorsteher. Der Pofalla hat schon verkündet, dass es keine Verspätungen mehr geben wird. Die Bahnkunden werden von Pofalla demnächst klare Durchsagen zu hören bekommen: „Unser Zug hat heute nicht keine Verspätung, ich werde meinen Anschlusszug erreichen und ihre Fresse kann ich sowieso nicht mehr sehen.“ Das Bahnchaos gibt es gar nicht, denn wie schon bei der NSA-Affäre verkündet Pofalla: „Alles vom Tisch.“
Der Zug der Peinlichkeiten
In Bayern wirft sich der Zugführer Seehofer in die Brust und wischt vom Tisch, was die Errungenschaften abendländischer Kultur waren, Anstand und Menschlichkeit. Die Rumänen und Bulgaren wollen unser schönes Land nur ruinieren, Hartz-IV abziehen und nicht arbeiten. Dagegen arbeiten die Leute von Krauss-Maffei Wegmann äußerst fleißig. 600.000 Euro soll Antonios Kantas, der Vize-Generaldirektor für Rüstung im griechischen Verteidigungsministerium, bekommen haben, damit die integre Firma mit Hauptsitz in München ihre Panzer an Griechenland verkaufen konnte. Aber das stimmt alles gar nicht, denn es waren keine Panzer, die Firma Krauss-Maffei Wegmann GmbH Co. KG ist Marktführer für hochgeschützte Rad- und Kettenfahrzeuge. Man muss eine Waffe nur anders nennen und schon könnte jemand aus Bayern auf die Idee kommen, eine Rüstungsfirma für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen.
Klimmzüge für Frau Ministerin der Verteidigung
Da hat Frau von der Leyen ja noch einmal Glück gehabt. Frauen müssen keine Klimmzüge mehr machen, wenn sie Soldatinnen werden wollen. Allerdings kommt die Verteidigungsministerin nicht ganz daran vorbei, einige Klimmzüge muss sie wohl machen, um die Geschichte mit den Drohnen zu klären. Vielleicht sollte sie sich an die Werbetexter der Firma Krauss-Maffei Wegmann wenden, die kennen sich mit schönen Formulierungen aus. So müsste die Ministerin keine Klimmzüge, sondern nur geschickte Schachzüge machen.
Ab morgen wird zurückgebildet
Die Verteidigungsministerin hat in der neuen Regierung den Takt vorgegeben, sofort an die Front, Soldaten besuchen und alles ändern wollen. Die Bildungsministerin, Frau Johanna Wanka, die will jetzt auch angreifen, eine Bafög-Reform soll es geben. Und 23 Milliarden sollen in die Bildung fließen. Die Ministerin redet viel über Geld, was sie inhaltlich verbessern will, da liegt ein großer Schleier drüber. Wie sieht es aus mit dem dualen Bildungssystem, wenn Betriebe stöhnen und keine Auszubildenden mehr haben wollen, weil die die Voraussetzungen gar nicht mitbringen? Welche Qualifikationen werden tatsächlich in den Schulen und Universitäten vermittelt? Welches Bildungsideal gilt eigentlich?
Politische Kultur
Vielleicht wird die Politik auch einfach nur überschätzt, Deutschland ist nicht zusammengebrochen, weil von September bis Dezember niemand so richtig regierte. Doch eine politische Kultur wird gebildet durch die Verhaltensweisen, die Politiker an den Tag legen. Und es mag ja sein, dass der reibungslose Übergang Pofallas vom Kanzleramt zur Bahn als solches überbewertet wird, doch Menschen, die im Blick der Öffentlichkeit stehen, haben auch eine besondere Verantwortung, weil man auf sie schaut, weil sie Marken setzen, weil sie auch Grundpfeiler einer politischen Kultur setzen. Und deshalb lieben viele Bürger den alten Helmut Schmidt, der sich nicht beirren lässt. Eine Pofalla-Kultur hingegen zersetzt das, was einmal als Dienen für das Volk verstanden wurde.
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