Ikonostase, Kathedrale von Czernowitz, Foto: explizit.net

Die Eucharistiedebatte aus orthodoxer Sicht

Auf dem Katholikentag warnte der Metropolit Augustinos der griechisch-orthodoxen Kirche vor einer „Ökumene von Unten“. Dabei spricht er besonders von der Idee der Interkommunion. Unvorstellbar ist die Idee, dass die sich traditionell so unterschiedlichen Kirchen das Sakrament der Eucharistie teilen könnten. Denn durch die Interkommunion würden wichtige Punkte der Ökumene ausgeblendet. Eine voreilige und damit unsichere Ökumene werde dadurch gefördert.

Die Aussage von Metropolit Augustinos ist auf zwei Weisen zu verstehen: Auf der einen Seite soll keine voreilige Ökumene entstehen, um nicht eine Einheit ohne gegenseitiges Verständnis aufzubauen. Ebenso entscheidend se es, deshalb  keiner voreiligen Ökumene zuzustimmen, wenn die gegenseitigen Vorurteile nicht überwunden seien. Damit wäre auch eine unbedachte Ökumene von oben ein großes Problem, denn sonst führt das zu einer Gefährdung der Einheit. Die Bevölkerung wie die Priester würden die Vorurteile nutzen, um eine Ökumene überhaupt zu verhindern, da sie gar nicht an einer gemeinsamen Kirche interessiert sind.

In Bezug auf die Zulassung evangelischer Ehepartner zur Kommunion gab es ein großes Problem: Die gemeinsame Kommunion, wenn der evangelische Partner am katholischen Gottesdienst teilnimmt. Die Evangelische und Katholische Kirche scheinen das Problem der Kommunion aufgrund eines Beschlusses der Bischofskonferenz überwunden zu haben. Nun entflammt die Diskussion, ob diese Zulassung zur Kommunion umgesetzt werden soll.

Die Orthodoxie ist noch strikter

Die Evangelische und Katholische Kirche trennten sich vor 500 Jahren. 1000 Jahre liegt das morgenländische Schisma zurück. Seither teilen katholische, evangelische und orthodoxe Christen kaum Sakramente miteinander. Besonders die Eucharistie ist davon betroffen, da sich besonders Ehepartner nach einer gemeinsamen Kommunion sehnen.
Kirchenrechtlich ist es schon ein schwieriges Thema. In der orthodoxen Kirche ist die Entscheidung für eine gemeinsame Kommunion des orthodoxen Lebenspartners in einer katholischen Kirche der Entscheidung des Beichtvaters oder des Bischofs vorbehalten. De Jure ist die Interkommunion nicht möglich, aber aufgrund der Oikonomia ergibt sich im Notfall oder unter besonderen Umständen die Möglichkeit für einen Orthodoxen, in der katholischen Kirche die Kommunion zu empfangen.

Der Anstand verbietet den Kommunionempfang bei der anderen Konfession

Es ist eine Frage des Anstandes, dass ein evangelischer Christ nicht zur Kommunion der katholischen Kirche geht. Dazu gehört der Anstand gegenüber der eigenen Religion und der Religion des anderen. Letzteres ist sogar wichtiger. Denn durch eine Interkommunion verschwimmen einerseits die Grenzen der Konfessionen und andererseits wird die Tradition des Anderen nicht wahrgenommen. Es muss also ein Verständnis für das Sakrament seiner eigenen Kirche und das der anderen Kirche geben. Unterschiede trennen nicht ausschließlich, sondern ermöglichen eine tiefere Einsicht in den eigenen Glauben.
Ohne das Verständnis für den andere, wie er das Sakrament versteht, fehlt jeglicher Anstand dem anderen gegenüber. Erst das Verständnis führt zu der aufrichtigen Haltung gegenüber der göttlichen Erfahrung. Nicht umsonst wird vor der Kommunion in der Orthodoxen Kirche vom Gläubigen gesprochen: „Herr, verbrenne mich nicht!“. Es ist ein hoch spiritueller Moment, in dem die Erfahrung in den Vordergrund tritt. Wenn nun aber keine religiöse Erfahrung innerhalb der Konfession, in der der Gläubige die Kommunion empfangen will, stattfindet, tritt auch keine Konversion ein. Also ist die Konversion des Gläubigen zur Kirche des Lebenspartners der logische Schritt für eine religiöse Erfahrung. Deshalb sollte die Kommunion nicht ohne religiöse Erfahrung empfangen werden, weil damit die rituelle Handlung in eine irdische Form gedrängt wird und somit die himmlische Bedeutung der Eucharistie weggenommen wird.

Unvermischt und ungeteilt

Deswegen muss die Ökumene anders gedacht werden. Denn durch eine voreilige Interkommunion werden andere wichtigste Aspekte, und davon ist die religiöse Erfahrung nur einer davon, übersprungen. Wie groß die Sehnsucht der Ehepartner auch sein mag, eine voreilige Ökumene von unten führt zu einem Zusammenschluss von Vorstellungen, religiösen Praxen und religiösen Erfahrungen, sowie Traditionen, die nicht miteinander vereinbar sind. Das führt zu erneuten Spaltungen.
Es ist kein Beinbruch, nicht die gleiche Kommunion zu teilen, da es letztlich um eine innere Überzeugung geht, die einen dann zur Konversion bringen sollte. Deswegen müssen die Konfessionen  unvermischt, aber gleichzeitig ungeteilt agieren. Es geht um den Anstand zwischen ihnen und nicht um das Vermischen dieser. Respekt und Zusammenleben kann auch auf einer distanzierten Basis stattfinden. Denn man ist noch immer ein Christentum und teilt eine ähnliche Tradition, es ist im Kern eins, im Ausdruck jedoch verschieden.  

Euchristieverständnis katholisch-protestantisch



Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Zum Seitenanfang