Der Regenbogen ist Symbol, dass Kosmos und Jenseits verbunden werden können. Foto: hinsehen.net E.B.

Deshalb Sonntag: Über diesen Kosmos hinaus

Die Physik lokalisiert den Menschen in einem Weltall, an dessen Grenzen auch Raum und Zeit enden. Der Mensch will über diese Grenzen hinaus. In der Idee der Gerechtigkeit, der Unbedingtheit der Wahrheit, in der ethischen Forderung überschreitet er die Grenzen von Physik, Chemie und Biologie. Erst in diesen Sphären findet er zu seiner vollen Entfaltung.

Auch wenn der Bauplan des Menschen entschlüsselt ist, der Mensch ist damit nur in den Grenzen dieses Weltalls erfasst. Das zeigt sich daran, dass anders als der Schimpanse, der nächste Verwandte der Homo sapiens, bis in die fernsten Regionen von Eies und Wüste vorgedrungen ist. Auch hat die forschende Affenart Mensch, anders als die Schimpansen, seine Entstehung rekonstruiert. Mit der Entdeckung der DNA, des Gen-Fadens ist evident, dass er mit allen Lebewesen verwandt ist, ja sogar von den ersten Lebewesen eine ununterbrochene Linie zu ihm führt. Aber in dem Homo sapiens, der biologisch zu über 90% mit dem Schimpansen übereinstimmt, ist etwas hinzugekommen, das Physik und Biologie nicht erfassen.

Schon die Höhlenmenschen hatten Sonntagsgedanken

Dieses Andere hat schon die Höhlenmenschen dazu gebracht, diese Dimension in Bildern ansichtig zu machen. Auch wenn der Mensch in der biologischen Zuordnung nur eine der Arten aus der Gattung der Affen ist, können wir von unseren Vorfahren von anderen Affenarten daran unterscheiden, dass sie das Feuer nutzten und Bestattungsriten praktizierten.
Das Andere muss also dem Menschen sehr früh bewusst geworden sein. Wenn wir uns am Bild des Aquariums verdeutlichen, wie wir unsere Existenz im Weltall verstehen, dann gibt es für uns tatsächlich etwas hinter der Glaswand, also jenseits der Grenze des Kosmos. Das existiert sogar nicht mehr in Raum und Zeit. wie die Fische durch die Glaswand eine andere Welt erkennen können, wissen wir, dass es außerhalb unseres Kosmos' noch etwas gibt. Einmal können wir als Zählende uns noch andere Universen vorstellen. Es kommt noch mehr von außerhalb kommt die Idee der Gerechtigkeit, nicht aus der Evolution. "Das Erwachen des Geistes" hat die Menschheit aus dem Gespür von etwas Größerem, Ritus, Kunst, Religion, Philosophie gemacht. Das Zahlensystem führt uns in die Welt jenseits der Glasscheibe, in die die Fische ja blicken können. Wie für die Fische ist es auch für uns mühsam, die Welt jenseits von Raum und Zeit zu verstehen. Zumindest verstehen wir, dass die Zahlen nicht an diesen Kosmos gebunden sind, die Gleichungen würden auch in anderen Welten das gleiche Ergebnis auswerfen. Die Geltung logischer Regeln ist nicht an diese Welt geknüpft

Etwas nicht Räumliches existiert

Die Welt der Zahlen, mit der wir die Forschungsergebnisse der Physik darstellen, ist bereits raum- und zeitlos. Mögen die physikalischen Gesetze nur in diesem Weltall gelten, ja erst nach dem Urknall sich herausgebildet haben, die Mathematik ist nicht an diesen Kosmos gebunden, sondern gilt für jede mögliche Welt.
Es gibt noch andere Anteile im Menschen, die nicht an die Physik und Biologie gebunden sind. Während z.B. die Kraft, die den Atomkern zusammenhält, nur existiert, wenn es Protonen und Neutronen gibt, findet sich im Menschen etwas, das auch eine gewisse Kraft hat, die aber nicht physikalisch wirkt. Es sind die Ideen. Wie die elektromagnetische Anziehung Atome braucht, um zu existieren, braucht z.B. die Idee der Gerechtigkeit Menschen, um sie ausmachen zu können. Jedoch wirkt die Idee nicht wie ein physikalisches gesetzt, sie existiert nicht einfach im Raum und ist nichts Materielles, auf das eine Kraft einwirken könnte. Auch haben wir den Eindruck, dass sie nicht aus dem Menschen kommt.

Die leitenden Ideen scheinen angeboren

Während eine Sonate erst komponiert werden musste, gab es die Idee der Gerechtigkeit schon, bevor der Mensch sie entdeckte. Er hat sie nicht selbst erdacht, sondern entdeckte sie in sich selber oder hörte sie von anderen. Aber anders als eine Sonate oder ein Gedicht musste er die Idee nicht selbst entwickeln, sondern nur finden. Er konnte sie aber allerdings kaum exakt in den Beziehungen entdecken, die Menschen untereinander aufbauen. Auf dieses Miteinander der Menschen zielt ja die Gerechtigkeit. Dieses Miteinander tendiert immer zu Ungleichheit. Die Beziehungen werden erst einmal nicht durch die Gerechtigkeit, sondern durch Einfluss und Macht bestimmt. Gerechte Verhältnisse unter den Menschen sind deshalb nicht aus dem faktischen Zusammenleben abzulesen. Vielmehr kommt die Gerechtigkeit als regulierende Vorstellung in die Gruppe der Menschen. Erst die Orientierung an dieser Idee macht aus der Gruppe eine Gemeinschaft, in der sich der einzelne nicht mehr nur dem Machtanspruch anderer ausgesetzt fühlt. Die Idee der Gerechtigkeit muss immer mehr Realität gewinnen. Das geschieht erst dann, wenn auch die Mächtigen sich ihr unterwerfen. Ein kurzer Blick in das eigene Umfeld und wenige Nachrichtensendungen genügen für die Erkenntnis, dass die Idee der Gerechtigkeit noch einen langen Weg vor sich hat, bis sie im menschlichen Zusammenleben Realität geworden ist.  

Die Wirksamkeit der Ideen

Woher gewinnt die Idee der Gerechtigkeit ihre Kraft, dass sie tatsächlich menschliches Zusammenleben formt? Diese Kraft haben weder Physik, Chemie noch Biologie bisher erfasst.  Vielleicht kommt die Hirnforschung den Zellen im Menschen auf die Spur, in denen die Ideen so wirksam werden, dass sie auch zu Handlungen führen, indem der Stärkere dem Schwachen hilft und der Mächtige die Freiheit des anderen nicht abwürgt. Die allgemeine Idee der durch Gerechtigkeit geformten Verhältnisse unter den Menschen findet sich anderswo, nämlich in der Liste der Menschenrechte. Weiter hat diese Idee sogar zur Ausbildung der Institution des Gerichts geführt, in der für den konkreten Fall die Prinzipien der Gerechtigkeit Anwendung finden. So scheint die Idee ähnlich zu wirken wie die DNA, die aus einer Eizelle eine Rose, einen Löwen wie auch einen Menschen ausformt. Könnte die Idee als wirksames Gestaltungsprinzip in den Genen gefunden werden? Angeboren und nicht erst vom Menschen gemacht scheinen die Ideen zu sein. Aber ist das nach der herrschenden Vorstellung möglich, die den Menschen als Produkt der Evolution bestimmt.

Wir finden das Geistige im Menschen

Wenn die Idee der Gerechtigkeit physisch wirksam wäre, dann könnten Physiker auch ihre Kraft messen. Sie braucht aber Menschen, die es nicht bei der Idee belassen, sondern sie in die konkrete Gestaltung des Zusammenlebens umsetzen, auch durch Regeln und Gesetze. Ob die Ideen von außerhalb des Kosmos kommen, können die Naturwissenschaften prinzipiell nicht klären, denn ihre Instrumente enden an den Grenzen dieses Kosmos. Bisher ist es nicht gelungen, in der Evolution oder bei den höheren Tierrassen dem nahe zu kommen, wo der Übergang zum Menschen einsetzte. Wohl deshalb gibt es den Sonntag: Der Mensch hält Ausschau nach dem was hinter den Erscheinungen dieser Welt liegt. Er sucht, wie früher die Tierbeschauer, die aus der Leber des geschlachteten Tieres die Zukunft herauszulesen versuchten, aus den Erscheinungen ein Mehr zu erkennen. Trotz der vielen Erkenntnisse der Naturwissenschaften müssen wir auf der Aussichtsplattform bleiben, um herauszufinden, was den Menschen in dem ausmacht, wodurch er sich vom Affen unterscheidet. 

Link: Das Absolute macht den Menschen erst frei



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