(explizit.net) Papst Franziskus hat ein vatikanisches "Finanzministerium" eingerichtet. Es soll die Kontrolle über Finanzen und Güter des Vatikans und des Heiligen Stuhles übernehmen. Der australische Kardinal Georg Pell wird als Präfekt dem Aufsichtsgremium vorstehen.
Papst Franziskus hat ein Sekretariat für Wirtschaftsfragen geschaffen. Damit beginnt er mit der lange erwarteten Kurienreform. Die grundsätzliche Entscheidung zur Einrichtung des Institutes wurde auf den einstimmigen Vorschlag des achtköpfigen Kardinalsrats getroffen. Kardinal Marx, Mitglied des Rates, erklärte, der Papst wolle in den Finanzangelegenheiten mehr Klarheit. Die Reform sei "ein tiefer Einschnitt in der Geschichte des Heiligen Stuhls". Nach Vatikansprecher Lombardi betrifft sie "die wirtschaftlichen und administrativen Dimensionen des Heiligen Stuhles und des Vatikanstaates in ihrem Zusammenspiel." Der konkrete Plan für das Sekretariat wurde durch den Chef der maltesischen Zentralbank, Josef Bonnici, erarbeitet.
Aufgaben des Gremiums
Aufgabe des Sekretariates wird es sein, Haushaltspläne für die Finanzen des Vatikans aufzustellen und ihre Umsetzung zu kontrollieren. Des Weiteren sollen internationale Standards des Rechnungs- und Berichtswesens durchgesetzt, die Nutzung der vorhandenen Finanzmittel optimiert und soziale Projekte gefördert werden. Durch das Gremium wolle die Kirche auch Vertrauen wieder gewinnen, so Kardinal Marx.
Zusammensetzung des neuen Gremiums
Die neue Institution ist einem Rat von 15 Personen unterstellt. Das Gremium setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Erstens eine Gruppe von acht Klerikern im Rang von Bischöfen oder Kardinälen. Zweitens sieben Fachleuten in Wirtschafts- und Finanzfragen, bei denen es sich um Laien handelt. Der Rat ersetzt den bisherigen Wirtschaftskontrollrat, der aus 15 Kardinälen bestand. Dem Gremium steht der australische Kardinal Georg Pell, Erzbischof von Sydney, vor. Mit einem Präfekten im Kardinalrang und der Bezeichnung als Sekretariat rückt die neue Institution in die Nähe des Staatsekretariats, dem es auch Aufgaben abnehmen wird.
Aif bleibt unabhängig
Neben dem neuen Sekretariat wird auch ein von diesem unabhängiger Wirtschaftsprüfer ernannt, um alle Institutionen des Vatikans zu überwachen. Ebenfalls unabhängig bleibt auch die Finanzaufsichtsbehörde Aif, die bereits zum Jahreswechsel 2010/2011 von Papst Benedikt XVI. eingerichtet wurde. Sie verfolgt den Zweck, die Finanzaktivitäten vor allem des IOR zu überwachen und Geldwäsche zu bekämpfen. Damit reagierte der vorherige Papst bereits auf die heftige Kritik gegenüber der Vatikanbank. Veränderungen erfährt hingegen die APSA, die päpstliche Güterverwaltung. Sie wird zu einer Zentralbank umgewandelt.
Blaupause für weitere Reformen
Mit der Einrichtung des neuen Wirtschaftssekretariates setzt Papst Franziskus drei wesentliche Punkte für die Reform der Kurie: Erstens baut er das Kontrollsystem weiter aus, mit dem sein Vorgänger bereits begonnen hatte. Zweitens beginnt er eine umfassende Neustrukturierung von Kurie und Vatikan, die das wesentlich noch aus der frühen Neuzeit kommende Dikastierensystem den modernen Bedingungen anpassen soll. Drittens eröffnet er den Laien die Möglichkeit, an entscheidenden Stellen in der Kirche mitzuwirken. Damit erfüllt er verschiedene, an ihn herangetragene Erwartungen und lässt eigenen Ankündigungen und Andeutungen Taten folgen. Das Motu Proprio kann daher als Beginn und Muster weiterer Reformen angesehen werden.
Die Vatikanbank wird dem Wirtschaftsrat zugeordnet
Die Auswirkung des neuen Gremiums auf die Vatikanbank sind laut Radio Vatikan noch nicht geklärt. Für die Reform des IOR wurde bereits im letzten Jahr eine eigene Kommission eingerichtet, die auch bereits erste Vorschläge vorgelegt habe, wie Kardinal Marx erklärte. Allerdings seien diese Überlegungen noch nicht abgeschlossen. Er gehe aber davon aus, dass die Vatikanbank nicht unabhängig von Wirtschaftssekretariat arbeiten werde. Allerdings steht das IOR nicht im Fokus der Reformbemühungen: "Es ist ein kleiner Dübel in einer sehr viel breiteren Realität", betonte Lombardi.
<emphasize>Maximilian Röll</emphasize>
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