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Das Beckenbauer-Syndrom

(explizit.net) Gegengelesen-Kommentar

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„Ich habe immer alles einfach unterschrieben“, behauptet der Kaiser. Der Beckenbauer Franz, der unterschreibt alles, was man ihm vorlegt, er ist halt nur ein Fußballer, der in seiner kleinen runden Welt aus Leder lebt und für den Nachdenken einfach zu abstrakt ist. Wenn er einen Stift in der Hand hält und ihm etwas hingehalten wird, dann denkt er gleich: Autogramm! Und schon hat er einen Millionenvertrag abgezeichnet. Nicht so prominent, doch genauso eingekeilt in ihrer kleinen WhatsApp-Welt, ist jetzt die Frau verurteilt worden, die ganz verbunden war mit ihrem Smartphone und zwei Radfahrer umfuhr, das nicht merkte und weiterfuhr. Der eine Radfahrer starb, der andere wurde schwer verletzt. Die ‚Generation Kopf unten‘ verursacht so etwa 20 Prozent der Verkehrsunfälle.

(explizit.net) Gegengelesen-Kommentar

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„Ich habe immer alles einfach unterschrieben“, behauptet der Kaiser. Der Beckenbauer Franz, der unterschreibt alles, was man ihm vorlegt, er ist halt nur ein Fußballer, der in seiner kleinen runden Welt aus Leder lebt und für den Nachdenken einfach zu abstrakt ist. Wenn er einen Stift in der Hand hält und ihm etwas hingehalten wird, dann denkt er gleich: Autogramm! Und schon hat er einen Millionenvertrag abgezeichnet. Nicht so prominent, doch genauso eingekeilt in ihrer kleinen WhatsApp-Welt, ist jetzt die Frau verurteilt worden, die ganz verbunden war mit ihrem Smartphone und zwei Radfahrer umfuhr, das nicht merkte und weiterfuhr. Der eine Radfahrer starb, der andere wurde schwer verletzt. Die ‚Generation Kopf unten‘ verursacht so etwa 20 Prozent der Verkehrsunfälle.

Die schöne Formulierung ‚Generation Kopf unten‘ trifft nicht nur die Smartphone-Abhängigen, sie ist auch Kennzeichen einer modernen Lebenshaltung. Wer nach unten schaut, sieht halt nicht, was so vor sich geht. Der Skandalflughafen BER, der seit Jahren eröffnet werden soll, kennt fast ausschließlich Halunken, die eigentlich verschämt auf den Boden gucken müssten, stattdessen nur weggucken, während die Verantwortlichen fleißig auf den Boden schauen und nicht sehen, wie Siemens, Imtech und andere Millionen Euro in Rechnung stellen, dafür jedoch keine Leistung erbringen. Das Beckenbauer-Syndrom ist eine weit verbreitete Krankheit.

Schein und Scheine

Zwar ist die Arbeitslosigkeit statistisch zurückgegangen. Die Gewinne der Unternehmen flossen reichlich, doch gilt dies nur, wenn man nach unten auf sein Smartphone guckt. Die Zahl der Menschen, die im Schweiße ihres Angesichts ihre Brötchen verdienen, tragen oft das volle Risiko und die Lasten. Leiharbeiter machen die gleiche Arbeit wie Festangestellte, bekommen aber weniger Geld, müssen mit Hartz-IV aufstocken und können nicht sicher sein, ob sie auch morgen noch einen Job haben. Unternehmen schließen Werkverträge ab, Freiberufler lassen sich auf Konzerne ein, damit sie irgendwie klarkommen und tappen in die Falle Scheinselbständigkeit. Die Rentenkasse hebt dann den Zeigefinger und kassiert für die letzten 5 Jahre die Rentenbeiträge. Mit 30.000 kann dann so ein Selbständiger dabei und damit weg sein. Solche Machenschaften sind normal und keineswegs Einzelfälle. BER, FIFA sind keine Ausnahmen, sondern übliche Praxis.

Sollen sie doch streiken?

Amazon schaut weit nach vorn, ein Streik droht, das schöne Weihnachtsgeschäft wäre bedroht. Ja, was macht man denn da? Es merkt ja keiner, welchen Weg die Lieferungen nehmen. Da werden die Pakete halt über Polen ausgeliefert. Die Beckenbauers unterschreiben die Empfangsquittung und die Welt ist in Ordnung. Die ‚Generation Kopf unten‘ kriegt sowieso nichts mit und fährt noch die Briefzusteller um. Die Politik ist gerade mit Terrorismus beschäftigt, schaut auf die Twitter-Nachrichten, die gerade über Thomas de Maizière geschrieben werden und mit gesenktem Kopf sieht man nicht, was in der Vergangenheit versäumt wurde. Amazon indes macht weiter so, andere Unternehmen ziehen nach. Steuern zahlen ist ein Luxus, den sich nur der Durchschnittsbürger leisten soll. Gewinne lassen die Politiker jubeln, doch wo bleiben diese Gewinne? Wer zahlt in die Staatskassen ein? Wer leistet die Arbeit?

Thales von Milet

Der Philosoph Thales schaute in die Luft und fiel in eine Grube, die Magd lachte, dass es krachte. Der Philosoph war nicht mit sich beschäftigt, sondern beobachtete den Sternenhimmel. Thales kreiste nicht narzisstisch um sich, er war Forscher. Wer jedoch an einem Beckenbauer-Syndrom leidet und zur ‚Generation Kopf unten‘ gehört, der hat lieber einen Date mit sich als mit realen Menschen und macht solange Selfies, bis sich die Erde auftut und nicht nur eine Grube ist, sondern das unendliche Loch des Nichts.

<emphasize>Ein Kommentar von Thomas Holtbernd</emphasize>



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