Zwei schreien sich an Foto: explizit.net

Böse Geister loswerden

Einige der unangenehmen, vernachlässigten, ja, kaschierten Themen betrifft den Umgang mit unreinen Geistern. So etwas gibt es doch nicht. Dabei sind solche Einflüsse nichts ungewöhnliches, kein Krankenstand. Im Gegenteil: Sie sind Alltag. Die Heilige Schrift hilft uns, das Phänomen zu verstehen und damit umzugehen.

Die Romanik hat die Dämonen drastisch dargestellt

 

Das Herausschreien der Wahrheit, das Hin- und Herausgeworfen werden, das Brüllen und der Abgang der Plage. Wenn jemand derartige Anzeichen hat: ein klarer Fall für den Psychiater. Sofort bekommt das Kind den Namen „Krankheit; Psychose, Neurose“. Dabei können wir die vier Elemente, die uns das Evangelium vor Augen führt, täglich beobachten:  

hin- und hergerissen

Immer wenn in unserem inneren Zwiegespräch die Frage aufkommt: «Soll ich, soll ich nicht?», dann heißt es, wachsam zu sein. Wir sind ausgespannt in zwei Richtungen. Als wären die Arme jeweils angeseilt. Und jemand zieht daran. Wir wissen dann nicht so genau: Dagegenhalten? Standpunkt wahren? Oder in eine Richtung nachgeben, sich einlassen? Das ist oft bei den größeren Fragen der Fall: Ist das der richtige Partner? Will ich wirklich das studieren? Vielleicht doch eine andere Arbeitsstelle? Aber nicht nur dort, sondern auch bei den kleineren Fragen: Der da hat mich enttäuscht, zahle ich es ihm heim? Lasse ich ihn meine Enttäuschung spüren? Warum sollte ich dir helfen? Du hast mir auch nie geholfen! Ach, lass mal, ich gehe heute lieber ins Kino! – Es gibt diese Fragen. Jeder kennt sie, jeder hat das schon erlebt und erlebt es auch im Alltag. Man muss nicht gleich von Besessenheit reden. Das ist zu viel. Aber guter wie schlechter Einfluss – woher der auch immer kommen mag – ihn gibt es!

Der Geist der Rechthaberei

Den schlechten Einfluss erkennt man daran, dass man die Wahrheit vor sich herträgt und anderen damit auf die Nerven geht. Man hat etwas erkannt, was sehr wertvoll ist. Man hat etwas entdeckt, was man den anderen voraushat, was einen über sie erhebt. Das lässt man die anderen spüren. Man mutiert zum Schlaubi-Schlumpf, zum Besserwisser. Man setzt die Wahrheit als Waffe ein! Und das ist sehr gefährlich. Man wird blind gegen seine eigenen Schwächen, gegen seine eigenen Fehler und vor allem auch Irrtümer. Man hält sich für jemand besseren. Nach und nach steigert sich das, bis man gegen Kritik immun wird. Dann wird man seinen Mitmenschen richtig lästig.
Ein solcher Einfluss ist der schlimmste und effektivste, denn er kommt im Gewand der Wahrheit daher. Wie sehr gefällt man sich, wenn andere sagen müssen: Da hast du recht gehabt! Es ist gar nicht der Geist der Wahrheit, sondern der Geist der Rechthaberei. – Das Gegenmittel ist sehr einfach: Die Wahrheit ist leise. Sie macht nicht viel Aufhebens. Das hat sie gar nicht nötig. Sie kann sich selbst verteidigen. Sie ist so groß, daß sie im Zweifel sogar schweigen kann. Auch ohne Bestätigung von außen ist und bleibt sie wahr. Das macht hier übrigens Jesus: Er befiehlt dem Geist, zu verstummen.

Der Geist der Unentschiedenheit

Ein anderer schlechter Einfluss entsteht, wenn man ständig zwischen verschiedenen Haltungen hin- und herschwankt. Man pendelt und dreht sich im Kreis. Einerseits ist das sehr ermüdend und zermürbend. Andererseits greift es über auf Dinge im Leben, die vielleicht gar nichts mit den Schwankungen zu tun haben. Man schwankt betreffs eines Freundes und plötzlich vernachlässigt man andere Freunde oder seinen Beruf. Dieser Einfluss wirft nicht nur hin- und her, sondern zerrt auch weg von anderen Dingen.
Das Gegenmittel gegen diesen Geist findet man nicht so schnell. Beständigkeit ist etwas Gutes, aber es ist zugleich auch kein Selbstzweck. Die Gefahr ist groß, einen falschen Frieden zu schließen. Man hat einen Waffenstillstand mit Mühe und Not errungen, doch in wenigen Wochen geht die Schlacht von neuem los. So wird es nur schlimmer. Man muss sich diesem Einfluss wacker stellen. Geduld und Gelassenheit sind hier die wichtigsten Tugenden. Bloß nichts überstürzen. Und falls es um gravierende Entscheidungen geht, dann soll erst Ruhe einkehren. Die Kräfte, die zerren, müssen klar und benannt sein. Dann kann man ohne Druck entscheiden. Lieber keine Entscheidung treffen als eine schlechte.

Der Geist des Zornes

Einen weiteren schlechten Einfluss erkennt man am Brüllen. Man wird schnell laut, obwohl dazu kein Anlass besteht. Kleinigkeiten werden schnell groß und wie Riesen behandelt. Man ist schnell gereizt. Die bloße Gegenwart von manchen Menschen oder Dingen bringen einen auf die Palme. Gerade in der Ehe geht das schnell, dass aus Mäuschen eine Kuh wird und aus Hasi ein Rindvieh. Am Ende steht die Erkenntnis: Das habe ich nicht so gemeint. Das habe ich nicht gewollt. Das war im Eifer, im Zorn. - Dennoch verletzt das. Es greift sogar auf andere über. Man verbreitet ein schlechtes Klima. Niemand kann brüllende Menschen leiden. Sie wirken wie Gift.
Als Gegenmittel empfiehlt Jesus das «Fahren lassen». Statt auszurasten, loslassen; den Anlass des Brüllens nicht an einem Menschen auslassen, sondern wo anders hinschicken. Das heißt nicht, dass den Streitgegenstand runterschlucken und in sich hineinfressen soll. Im Gegenteil: schon rauslassen. Gib den Ärger Gott. Der verträgt das und freut sich, wenn er aus dem Gebrüll sanfte Töne machen darf.

Ich bin es nicht, der die Geister aus mir vertrieben hat

Schließlich: Was soll nun daran schlecht sein, wenn sich nun der böse Einfluss verabschiedet und verschwindet? An diesem Punkt scheitern die meisten. Denn sie schreiben sich den Sieg über den schlechten Einfluss selbst zu: Sie schrieben es sich als eigene Leistung zu, „die Wahrheit nicht heraus zu posaunen“, „die Klappe zu halten“. Als wäre es ihre Geduld und ihre Gelassenheit, die zu einer richtigen Entscheidung geführt hat. Es wäre ihre Selbstbeherrschung gewesen, an Gott den Ärger weiterzugeben statt ihre Umwelt anzuschreien. Als verdienten sie dafür Anerkennung und Bewunderung.
Das ist eine Selbsttäuschung.  Ohne die Hilfe und den Beistand Gottes, den Heiligen Geist, wäre es dazu nie gekommen. Der Mensch alleine ist dazu zu schwach, erst mit Gott ist er stark. Man besiegt unreine Geister, schlechte Einflüsse nicht durch menschliche Klugheit. Gott besiegt sie, wenn man ihn darum bittet, ihm vertraut, auf das hört, was er einem zu sagen hat. Auch das steht im Evangelium: Jesus redet mit einer Lehre und einer Vollmacht, die neu ist und neu macht. Von dort kommt die Stärke her, die unreine Geister austreibt.

Zum Evangelium des Sonntags:
Jesus treibt einen schreienden Geist aus



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