(explizit.net)
Elisabeth – die gütige Königstochter - Tag 21 der Fastenimpulse "barmherzig" von Pater Erich Purk
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Die Kirche hat viele Menschen heiliggesprochen wegen ihres gütigen Herzens für die Armen. Sie haben alle eine Vorbildfunktion für uns Christen. Und die wirkt bis in unsere Tage. In dem Tagesgebet der Hl. Elisabeth ist diese Wirkungsgeschichte über 800 Jahre gut ausgedrückt: „Gott, du Vater der Armen, du hast der heiligen Elisabeth ein waches Herz für die Armen gegeben, in denen sie Christus erkannte und verehrte. Gib auch uns den Geist deiner Liebe und leite uns an zu helfen, wo Menschen in Not und Bedrängnis sind. Auf ihre Fürsprache vertrauen wir. Darum bitten wir durch Jesus Christus.“
Elisabeths „öffentliches“ Wirken beginnt mit ihrer Hilfsaktion während der großen Hungersnot im Winter des Jahres 1225/1226. Während Ludwig auf Reisen ist – er war vom Kaiser zum Hof nach Cremona gerufen worden –, öffnet sie sämtliche Kornkammern Thüringens und verteilt die gesamte Ernte eines Jahres als Almosen an die Armen. Sie geht dabei nicht planlos vor, sondern wohldurchdacht. Elisabeth gab den Hungernden täglich nur so viel, dass sie satt wurden. Doch Almosen allein half lediglich zur Abwehr der unmittelbaren Not. Deshalb unterstützte Elisabeth mit einer weiteren Maßnahme die Armen und Mittellosen. Wir würden heute von „Hilfe zur Selbsthilfe“ sprechen. Sie gab allen Arbeitsfähigen Hemden und Schuhe. Sie ermahnte die Bauern, Saatgut zurückzulegen für die Aussaat im nächsten Jahr. In diesem Sozialprogramm kommt nicht nur Elisabeths „Option für die Armen“ zum Ausdruck, sie handelt auch in Übereinstimmung mit ihrem Mann Ludwig, der nach seiner Rückkehr alle ihre Maßnahmen zur Linderung der Hungersnot bestätigte und sie ausdrücklich guthieß.
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Während ihr Gemahl zum Kreuzzug ins Heilige Land aufgebrochen war und auf dem Weg dorthin an einer Seuche in Süditalien verstarb, machte Elisabeth mit dem christlichen Gebot der Nächstenliebe in radikaler Weise Ernst. Sie verteilte Getreide und Geld an die Hungernden. Sie pflegte die Kranken. Sie rüstete zuweilen auch verarmte Bauern mit Ackergeräten aus, damit sie sich ihre Lebensgrundlage wieder selbst erwirtschaften konnten.
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Wie sie in ihrem ganzen Leben eine Trösterin der Armen war, so wurde sie ganz und gar eine Wohltäterin der Hungernden, als sie bei der Wartburg ein Spital errichten ließ, in das sie viele Kranke und Schwache aufnahm. An alle, die sie um ein Almosen baten, teilte sie dort in reichem Maß Liebesgaben aus, und das nicht nur dort, sondern auf dem ganzen Gebiet des Landgrafen. Die gesamten Einkünfte, die sie aus vier Herrschaften ihres Gemahls bezog, gab sie so restlos aus, dass sie zuletzt ihren ganzen persönlichen Aufwand und ihre kostbaren Kleider für die Armen verkaufen ließ.
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Zweimal am Tag, morgens und abends, pflegte sie alle ihre Kranken selbst zu besuchen und versorgte dabei die besonders Abstoßenden unter ihnen persönlich.
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Als Ludwig vom Kaiserhof zurückkehrte, berichtete man ihm, Elisabeth habe im Ehebett einen Aussätzigen gepflegt. Als Ludwig verärgert die Bettdecke zurückschlug, lag im Bett – ein Kreuz.
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Im Winter 1227 wurde die verwitwete Landgräfin Elisabeth von Thüringen von ihrem Wohnsitz auf der Wartburg in Eisenach vertrieben. Ein Skandal ersten Ranges. Erst im September hatte sie ihren Mann Ludwig IV. verloren, nur kurze Zeit später ihr drittes Kind geboren. Nun wurde sie – mitten in der kalten Jahreszeit – von ihrem Schwager Heinrich Raspe buchstäblich vor die Tür gesetzt. Eben noch Burgherrin, fand sich die Fürstin unvermittelt in der Situation einer obdachlosen Bettlerin wieder. Dabei hatte sie selbst unablässig Armen und Notleidenden zu helfen versucht. Doch genau das war ihrem Schwager ein Dorn im Auge.
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Das berühmte Rosenwunder gehört in die Zeit der Vertreibung von der Wartburg durch ihren Schwager Heinrich Raspe. Er hat ihr verboten, weiter Brot, Kleider und Almosen an die Armen zu verschenken. Aber sie tut es doch. Als sie wieder einmal mit einem Korb voll Brot unterwegs ist, wird sie erwischt. Zur Rede gestellt, was sie da unter ihrem Mantel verborgen hat und es zeigen muss, hat sich das Brot in duftende Rosen verwandelt.
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Elisabeth hatte aus tiefer Religiosität heraus einen Zugang zum Ideal der Armut. Ihre Spiritualität wurde durch die franziskanische Armutsbewegung getragen. Als Elisabeth 1223 von der Wartburg vertrieben wurde, begann eine schlimme Zeit für sie. Aus Angst vor dem neuen Landesherrn wurde sie von den Bürgern wie eine Aussätzige behandelt. Sie wohnte mit ihren Kindern in einem abbruchreifen Haus. Wenn adlige Frauen Witwen wurden, traten sie in ein Kloster mit strenger Klausur ein. Die heilige Hedwig zum Beispiel handelte so. Elisabeth schockierte die Adligen. Sie blieb bei den Armen und pflegte die Kranken. Elisabeth hat mit ihrer Armen hilfe die mittelalterlichen Strukturen zwischen Armen und Reichen ins Wanken gebracht. Auch die Ständeordnung war gefährdet, weil sie sich als Königstochter und Landeserrin erniedrigte und selber die Geschwüre der Kranken auswusch.
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Später erstritt ihr geistlicher Begleiter, Konrad von Marburg, beim Landesherrn Heinrich Raspe ihren Witwenanteil. Darauf lud Elisabeth alle Armen zu einem festlichen Mahl ein. So war Elisabeth. Von diesem Anteil baute sie in Marburg ein Hospital und pflegte die Kranken eigenhändig.
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Nach 800 Jahren wird mit der 1207 in Ungarn geborenen Königstochter eine der ungewöhnlichsten Frauengestalten des Mittelalters geehrt. Mit 24 Jahren ist die ehemalige Landgräfin in Marburg ganz arm gestorben.
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Es war diese mildtätige, am heiligen Franz von Assisi orientierte Haltung Elisabeths, derentwegen ihr Schwager sie von der Burg jagen ließ. Dies war auch für Papst Gregor IX. der Grund, sie schon vier Jahre nach ihrem frühen Tod heiligzusprechen. Elisabeth gab aus vollen Händen und mit ganzem Herzen. „Gott ist Fülle“ bedeutet das hebräische Wort „Elisabeth“ – der Taufname war ihr Programm.
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Ihr Lebenszeugnis hat viele über 800 Jahre ermutigt zu Güte und Barmherzigkeit. Denn es gibt nichts Lebendigeres als einen toten Heiligen.
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Für heute: Das Almosen eines jeden ist bei ihm wie ein Siegelring, des Menschen Wohltat behütet er wie einen Augapfel. (Sir 17,22)
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<emphasize>Pater Erich Purk</emphasize>
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