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Pro vobis – Für euch hingegeben - Tag 39 der Fastenimpulse "barmherzig" von Pater Erich Purk
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In unserem Kloster mit seinen langen Gängen gibt es viele Kreuzesdarstellungen. Ein Kreuz spricht mich sehr an. Jedes Mal wenn ich vorbeigehe, höre ich in mir ganz deutlich: „Für dich!“ Morgens habe ich das Wort schon gehört, denn beiden Wandlungsworten in der Eucharistiefeier heißt es zweimal: Für euch hingegeben – „pro vobis“.
Das Kreuz, das ich liebe, zeigt das aufgebrochene Herz des sterbenden Christus und erinnert mich an ein Wort aus dem frühen Mittelalter, das ich bei einer Pilgerfahrt am Türpfosten eines Zisterzienserklosters las: porta patet – cor magis. Die Tür steht offen – das Herz noch mehr. Wer begreift die Liebe Gottes, mit der er uns umfängt? Kreuz und Auferstehung sind der Gipfel der leidenschaftlichen Beziehungsgeschichte Gottes mit uns Menschen. Das Schlüsselwort zum Verständnis der Liebe Gottes hören wir in jeder Eucharistiefeier: „pro vobis“ –für euch hingegeben. Christus ist das sichtbare Zeichen, dass Gott immer gegenwärtig sein will bei uns Menschen.
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Gott selbst ist in seinem innersten Wesen Beziehung. Die innigste Liebesbeziehung besteht zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist. Das bekennen wir Christen vom dreifaltigen Gott. In diese Liebesbeziehung zieht Gott den Menschen hinein. Von Gott geht eine Kraft aus, die die ganze Welt durch dringt und umarmt. Er lässt uns nicht als Waisen zurück. Er sendet den Heiligen Geist. Er ist alle Tage bei uns bis ans Ende der Welt.
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Die Religion des Christentums ist eine Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch. Im Herzen der Botschaft Jesu befindet sich der Mensch. Er ist das Ziel der Inkarnation und der Erlösung. Der Mensch ist „Angelpunkt“ des Reiches Gottes. Der Ort in der Welt, an dem Gott gegenwärtig ist, ist der Mensch. Jesus feiert „am Abend vor seinem Tod“ mit seinen Jüngern das letzte Paschamahl. Er bricht das Brot, erreicht den Kelch, den Kelch des neuen und ewigen Bundes:„Das ist mein Blut, für euch und für alle vergossen zur Vergebung der Sünden.“ Christus ist das Paschalamm, das geschlachtet wurde, um das Volk aus der Knechtschaft zu befreien. Seine Lebenshingabe am Kreuz ist die endgültige Befreiungstat.
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„Mein Leben für euch hingegeben!“ Kann man ein solches Lebensopfer überhaupt annehmen? Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr erhoffe ich, dass einer für mich eintritt und im Notfall alles riskiert. Ich wünsche mir so etwas:einer für den anderen! Wenn niemand mehr einen Finger für mich krümmt, wie kann ich dann leben? Im Notfall für einander einstehen, das ist die Sehnsucht unserer Zeit, wo so viele allein über die Runden kommen müssen. Einer für den anderen – das kann ich nicht fordern, das bekomme ich geschenkt.
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Das ist das Licht, das in unsere Dunkelheit fällt. Die Kälte und Finsternis unserer Herzen erwärmen sich an der Liebe und Hingabe des „Lamm Gottes“. Beim Paschamahl offenbart Christus seine Hingabe für diese Welt. „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Joh15,13) Manche haben an diesem Vorbild Maß genommen. Maximilian Kolbe ging in Auschwitz für einen Familienvater mit fünf Kindern in den Hungerbunker und kam darin um.
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Er ist Beispiel dafür, dass man in unserer kalten Welt immer noch die Zeichen der Liebe finden kann.
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Für heute: Zeige mir, Herr, deine Wege, lehre mich deine Pfade! (Ps 25,4)
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<emphasize>Pater Erich Purk</emphasize>
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