(explizit.net)
Das Sakrament der Vergebung - Tag 37 der Fastenimpulse "barmherzig" von Pater Erich Purk
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Das Wörterbuch der deutschen Sprache ist eine Sammlung von etwa 300.000 Wörtern. Und man sagt, es kommen jährlich 2.000 neue hinzu. Eine Inflation von Wörtern? Welches Wort hat unter so vielen Wörtern schon Bedeutung?
Worte können heilen, Worte können verletzen. Worte können aufbauen, Worte können niederreißen. Worte können befreien, Worte können alles zerstören. Das verzeihende Wort aber kann ich mir nicht selber zusprechen. Haben Sie schon einmal erlebt, dass einer nach Jahren endlich zu Ihnen sagt: „Ich verzeihe dir! Fangen wir neu an!“
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Deine Sünden sind dir vergeben. (Mk 2,5) Mit Vollmacht und Überzeugung sprach Jesus dieses Wort aus. Für diesen Anspruch ist er später gekreuzigt worden. Denn wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? Diese Vollmacht überträgt Jesus zu Ostern und später am Pfingstfest ausdrücklich seinen Aposteln. Welch ein Geschenk an uns sündige Menschen, dass es einen Ort und Beauftragte gibt, die in Gottes Namen sprechen dürfen: „Ich spreche dich los von deinen Sünden.“ Was haben Menschen alles getan, um einen „gnädigen Gott“ zu finden. Wie viele Schlachtopfer hat man gebraucht, um Gott zu versöhnen. Jesus aber belehrt seine Jünger: Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten. (Mt 9,13)
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Ein Mann hat mir geholfen, dass ich dieses Wort als Priester nie mehr gedankenlos ausspreche: In unserem Klosterladenwir ein zu seelsorglichen Gesprächen. Ein evangelischer Mann hatte sich angemeldet. Er war mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Er war vom Gericht verurteilt worden. Er hatte die Strafe abgebüßt. In seiner Gemeinde war er wieder aufgenommen worden. Aber innerlich drückte die Schuldauf sein Gewissen. Er war auf der Suche nach einem, der ihm sagte: „Auch Gott verzeiht dir.“
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„Als evangelischer Christ kann ich das Gleichnis vom ‚verlorenen Sohn‘ in der Bibel lesen“, sagte er. „Aber ihr Katholiken sprecht von der Beichte, dem Bußsakrament. Erklären Sie mir, was das bedeutet!“ Nach mehreren Gesprächen hat dieser Mann am Karfreitag das Sakrament der Vergebung empfangen. Ich habe selten einen glücklicheren Menschen nach einem Beichtgespräch gesehen. Und ich habe als Priester wieder die Ehrfurcht vor diesem Wort gelernt: „Ego te absolvo... Ich spreche dich los!“
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War es eine Sternstunde, als Jesus zum Pfingstfest seine Jünger beauftragte, Sünden zu vergeben? Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat,so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert. (Joh 20,21-23)
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Es ist eine Erfahrung, dass wir das Wichtigste in unserem Leben uns nicht selbst sagen können, das bekommen wir gesagt. Eine ganz besondere Form der Sündenvergebung ist das Sakrament der Buße. Bei uns wird es meist verkürzt „Beichte“ genannt, weil man dabei seine Schuld nicht nur innerlich bereut, sondern auch mutig beim Namen nennt. Der Priester, der in der Nachfolge der Apostel steht, darfdann im Sinne Jesu die Lossprechung (Absolution) erteilen. Wer dieses Sakrament aufrichtig empfängt, erhält eine große Kraft, sein Leben zu ändern und ganz neu zu beginnen. Soziologen haben festgestellt, dass in Bezirken mit Beichtpraxis signifikant weniger Therapeuten und Psychologen niedergelassen sind.
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Für heute: Doch bei dir ist Vergebung, damit man in Ehrfurcht dir dient. (Ps 130,4)
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<emphasize>Pater Erich Purk</emphasize>
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