Die beiden Schwergewichte der Deutschen Finanzindustrie Allianz Versicherung und Deutsche Bank sind aktuell diametral entgegengesetzt in Ihrem Wert, Verdienst und Ansehen. Dabei hat nicht nur die Deutsche Bank in den letzten Jahrzehnten große Fehler gemacht. Die Deutsche Bank hat aber, im Unterschied zur Allianz, das Wohlwollen der Gesellschaft und der Politik verloren.
(explizit.net)Das Image und auch der Börsenwert der Deutschen Bank sind sehr verschieden von dem der Allianz SE und viel schlechter als das der Allianz. Man fühlt sich an Franz und Karl Mohr in Schillers Räuber erinnert, wo der dem Augenschein nach Beliebtere in Ungnade fällt.
Die Deutsche Bank trat offenherzig und verbindlich sowie mit dem Nimbus des großen, alten Geldes auf, die Allianz hingegen bescheiden und fast im Verborgenen. Hier die glänzenden Hochhäuser an den Taunusanlagen in Frankfurt, dort der mehrstöckige Bau aus der Nachkriegszeit in der Königinstraße in München. Soweit ein bekannte Bild, bei dem aber einiges fehlt. Bei der Königinstraße befindet sich ein unterirdischer
<p>, von der fast schon griechisch klassisch anmutenden Eingangshalle ganz zu schweigen.</p> <h2>Politik ist wohlwollend zu den großen Versicherern</h2> <p>Geht man von der äußeren Erscheinung weg und analysiert die Geschäfte, so zeigt sich interessantes. Von der Öffentlichkeit wenig bemerkt erließ die Politik vorzugsweise Regelungen, die den Versicherern helfen.</p> <p>Das Regelwerk Solvency II müssen die Versicherer ab diesem Jahr einhalten. Es stellt die Versicherer bei Einhaltung der Regeln von weiteren Haftungen frei, wie sie in einer globalen Finanzkrise wie 2008 auftreten können. Umgekehrt lässt sich sogar ein Anspruch an die Gesellschaft/Politik ableiten, dass der Staat Versicherern im Fällen jenseits von Solvency II hilft. Solvency II bevorteilt Versicherungskonzerne in Form von Aktiengesellschaften gegenüber den früher oft vorkommenden Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit.</p> <p>Versicherungstarife sind seit einigen Jahren generell nicht mehr genehmigungspflichtig. Der Versicherer muss sein Produkt nicht mehr bei der Aufsichtsbehörde genehmigen lassen. Er muss sich "nur" an gute standesrechtliche Praxis halten.</p> <p>Gesetzesänderungen (Betriebsrentengesetz BetrAVG oder Einkommenssteuergesetz EStG) ermöglichten den Versicherungen leichteren Eintritt in das Gebiet der betrieblichen Altersversorgung. Die Vermögen darin im Umfang mehrerer Hundert Milliarden Euro waren „angelegt“ in Rückstellungen der Unternehmen. Diese werden nun aus den Unternehmen ausgelagert und in Fonds der Versicherungen überführt.</p> <p>Leistungen gesetzlicher Pflichtversicherungen, die v.a. im Umlageverfahren, also nicht mit dem Kapitalmarkt, finanziert wurden, wurden ausgedünnt. Beispiele sind die gesetzliche Krankenversicherung, Berufs-/Erwerbsunfähigkeit oder Rentenversicherung. In all diesen Fällen bieten Versicherungen wie die Allianz Produkte an, die reduzierten Leistungen auszugleichen oder aufzufüllen. So schließen Millionen von gesetzlich Krankenversicherten private Krankenzusatzversicherungen ab um höherwertige Leistungen im Krankheitsfall zu erhalten. Die Politik empfiehlt den Abschluss der privaten Versicherungen und bezuschusst ihn mit Steuervorteilen oder Zulagen.</p> <p>Produkte wie Mikroversicherungen sind bei Institutionen wie der Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hochgeschätzt. Versicherungen gelten als Produkt der Wahl um Entwicklung zu gestalten. In Indien und Indonesien hat die Allianz diese Produkte extrem erfolgreich vertrieben, teilweise in Zusammenarbeit mit Organisationen wie Care.</p> <h2>Transparenz der Versicherungs- und Bankprodukte</h2> <p>In Folge der Finanzkrise sind Banken in Kritik geraten für die Verbriefung (Weitergabe der Kredite) und hochkomplexe Konstruktion ihrer Finanzprodukte . Diese Produkte wie CDO, ABS etc. sind tatsächlich mathematisch komplex. Sie werden vom Großteil der Bevölkerung und auch manchem Investor nicht verstanden. Gleichwohl sind die Produkte nachrechen- und verstehbar. Die Informationen dazu sind Großteils zugänglich und publiziert.</p> <p>Produkte der Versicherer erscheinen auf den ersten Blick transparenter. „Normale“ Bürgern schließen Produkte wie Lebensversicherung, KFZ Haftpflicht ab und scheinen sie zu verstehen. Aber das Verstehen geschieht nur auf der Oberfläche. Bereits bei den Abschlusskosten der Lebensversicherungen– die berühmte Zilmerung – versteht der Versicherungsnehmer die Konstruktion nicht. Die Berechnungen im „Innern“ Produkt der Versicherung versteht der Versicherungsnehmer noch weniger. Die Berechnungen sind i.d.R. gar nicht zugänglich sondern benutzen interne Daten der der Standesvereinigungen wie der Deutschen Aktuarvereinigung DAV e.V.in Köln.</p> <h2>Innovationskraft der Versicherer </h2> <p>Versicherer waren in ihrer Geschichte innovativ. In den letzten Jahren profitierten sie von mehreren Entwicklungen.</p> <p>Die Liberalisierung und der Wegfall der Genehmigung führt zu mehr Produktarten und zu immer vielfältigeren Varianten und Kombinationen der Produkte.</p> <p>Auch der Zuwachs an gesammelten und immer feinkörnigeren Daten ist hilfreich. Dies erlaubt neue Kombinationen verschiedenster Daten unter dem Begriff „Korrelation statt Kausalität“. Darauf basierend werden verschiedenste Produkte neu konstruiert. Beispiele sind Daten im Fitnessarmband für die Krankenversicherung oder die Blackbox im Auto für die Kraftfahrzeugversicherung.</p> <p>Versicherer gehen auch vermehrt dazu über, die Leistung nicht mehr finanziell sondern als Sachleistung zu erbringen. Sie bieten dem Versicherungsnehmer einen günstigeren Tarif. Dafür führen sie, meist mittels Partnerunternehmen, Reparaturen von Autos, medizinische Dienstleistungen u.a. durch.</p> <h2>Fehlende Innovationskraft der Banken</h2> <p>Die Banken haben viele neue Finanzprodukte entwickelt, oft mit großer Komplexität. Auch den Handel mit diesen Produkten haben sie ausgeweitet, z.B. bei den täglich handelbaren Fonds, den ETFs. Dennoch fehlen Innovationen und vor allem erschließen die Banken zu wenig neue Tätigkeitsfelder.</p> <p>Banken haben kaum neue gesellschaftliche Bedürfnisse geweckt oder versorgt. Gesellschaftliche Themen, die versorgt werden müssten, gäbe es genug. Risikokapital für start-ups, Finanzierung von Studium oder Finanzierung medizinischer Leistung aus Vermögen wäre zu nennen. Auch neue Methoden der Vermögensbildung wären zu nennen.</p> <h2>Banken sollten sich auf Ihre Stärken besinnen</h2> <p>Vor allem müssen Banken ihre Produkte oder die Finanzinstrumente weiter in die Gesellschaft hinein bringen. Ein Beispiel sind die Depots und Handel mit Wertpapieren. Dies wurde lange Zeit von kleinen Internetbrokern betrieben. Die Großbanken sind erst spät mit konkurrenzfähigen Preisen und Produkten nachgezogen</p> <p>Banken sollten auch breite Bevölkerungsschichten finanziell „bilden“ und die Angst vor Dingen wie Aktien nehmen. Den Begriff Hausbank, also Kunden langfristig betreuen, beraten und schulen, sollten sie wieder mit Leben erfüllen und das Konzept Beratung gegenüber dem Konzept Provision der Versicherer stärker machen.</p> <h2>Investmentbankings und Aufsichtsbehörden </h2> <p>Das Investmentbanking der Deutschen Bank ist in Verruf geraten auch durch Fehlverhalten wie im Skandal um den manipulierten Zinssatz LIBOR. Auf Investmentbanking kann aber eine Bank wie die Deutsche Bank nicht verzichten. Gerade dort kann man gesellschaftlich und wirtschaftlich gestalten. Die entscheidende Frage ist die: Warum konnte eine Deutsche Bank Geschäfte in einer rechtlichen Grauzone nicht mit den Aufsichtsbehörden informell abklären? Versicherer wie die Allianz oder die Generali können dies. Auch eine Deutsche Bank konnte so etwas früher.</p> <h2>Ausblick</h2> <p>Die Deutsche Bank kann durchaus wieder das führende Finanzinstitut Deutschlands werden. Dazu muss die Deutsche Bank den eigenen Stolz zurück gewinnen und sich mehr gesellschaftlich einbringen. Sie muss daran arbeiten, dass ihr die Gesellschaft und Politik wieder mehr gewogen wird.</p> <p>Schrumpfen als Geschäftspolitik alleine ist keine Lösung. Vorstandsvorsitzende John Cryan muss auch gegenüber Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner stärker werden. Das kann bei der Vernetzung Paul Achleitners schwierig sein und den Vorgängern Fitschen und Jain ist dies nicht gelungen. Jo Ackermann konnte diese, auch wenn ihm in der Kommunikation nicht alles gelang und er am Schluss in Ungnade der Politik der Kanzlerin fiel. Aber die Statik der Bank muss korrigiert werden vom AR-Vorsitzenden weg zum Vorstandsvorsitzenden. Letzterer muss wieder das Gesicht der Bank werden.</p> <p>Trotz der aktuell guten Position hat die Allianz viele Aufgaben. Sie muss Ihre Dynamik in neuen Produkten erhöhen, den Internetvertrieb besser machen: Der allgemeine Vertrieb der Allianz ist weiter sehr teuer und sie tut sich weiter schwer eigene Töchter mit abweichender Firmenphilosophie wie die Investmentgesellschaft PIMCO adäquat zu führen.</p> <p>In der Summe wird es für die Allianz nicht reichen Seriosität und Verlässlichkeit darzustellen. Ein Konkurrent wie die Generali ist dynamischer, ohne sich hinsichtlich Seriosität eine Blöße zu geben. Und selbst diese hat gerade den vielleicht gefragtesten Manager der Versicherungsbranche Herrn </p> <p> <p> an den Konkurrenten Zurich Insurance Group verloren.</p> <p><emphasize>Uli Spreitzer <p><emphasize>Mehr Informationen finden sie in derFacebook Gruppe<link xhtml:id="js_34" url_id="2321"></emphasize>
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!