Bankentürme Frankfurt Foto: explizit.net

Aktienfonds, Niedrig-Zins, Anleiheankäufe der EZB, Rohstoffe

Interview Uli Spreitzer (US) mit Ralf Flierl (RF) Das Interview deckt aktuelle Fragen zu den Finanzmärkten ab. Ralf Flierl Gründer und Geschäftsführer der Smart Investor Media GmbH, Chefredakteur des Magazins „Smart Investor“, München.

Indexfonds

<emphasize>ETF sind Fonds die i.d.R. einen Index abbilden, also keinen „aktiven“ Fondsmanager bezahlen, kostengünstig bei den Gebühren sind und ähnlich Aktien mindestens täglich handelbar sind</emphasize>

US: Hinsichtlich der ETFs: Sind höhere Volatilitäten am Aktienmarkt durch ETFs initiiert?

Interview Uli Spreitzer (US) mit Ralf Flierl (RF) Das Interview deckt aktuelle Fragen zu den Finanzmärkten ab. Ralf Flierl Gründer und Geschäftsführer der Smart Investor Media GmbH, Chefredakteur des Magazins „Smart Investor“, München.

Indexfonds

<emphasize>ETF sind Fonds die i.d.R. einen Index abbilden, also keinen „aktiven“ Fondsmanager bezahlen, kostengünstig bei den Gebühren sind und ähnlich Aktien mindestens täglich handelbar sind</emphasize>

US: Hinsichtlich der ETFs: Sind höhere Volatilitäten am Aktienmarkt durch ETFs initiiert?

RF: Manager von ETFs müssen den jeweiligen Index nachbilden und lösen damit tendenziell mehr Bewegungen bei den Indizes als aktive Manager aus. Aber die letzten Steigungen des Dow Jones sind relativ volatilitätslos erreicht worden. Mittelabzüge aus den ETFs können aber natürlich starke Bewegungen auslösen – und zwar umso mehr, je größer ein einzelner Investor in einem ETF engagiert ist.

Zinspolitik der Federal Reserve und der Europäischen Zentralbank EZB

<emphasize>Federal Reserve</emphasize>

<emphasize>ein Zusammenschluss privat gehaltener Banken fungiert als Notenbank der USA. Bekannt ist sie für ihre weit aktivere Politik verglichen mit der EZB v.A. hinsichtlich Wirtschaftswachstum und Bekämpfung der Arbeitslosigkeit</emphasize>

<emphasize>Quantitative Easing</emphasize>

<emphasize>bedeutet geldpolitische Lockerung (Geldmenge) durch Aufkauf von Staatsanleihen, die Investoren (v.A. Banken) besitzen, durch die Zentralbanken. Die Investoren werden dadurch mit Liquidität versorgt. </emphasize>

US. Warum hat die Federal Reserve Ihrer Meinung nach kürzlich

<emphasize>(Ende Sept. d. Red.</emphasize>

) nicht die Zinsen erhöht?

RF: Weil Sie es sich nicht „traut“. Höchstwahrscheinlich ist die US-Wirtschaft nicht so stabil, wie oft gemutmaßt wird. Das wichtigste Instrument zur Steuerung einer Volkswirtschaft, der Zins, ist stumpf gemacht worden. Kurzfristig schafft dies eine Verschnaufpause, langfristig bilden sich Spekulationsblasen.

US: Die EZB praktiziert im Moment weiter Quantitative Easing mittels Rückkauf von Staatsanleihen im Umfang von 60 Mrd. EUR monatlich…

RF: Ja, die EZB sieht die europäische Wirtschaft als relativ schlecht an. Die offizielle These ist, dass sie Geld in die Wirtschaft pumpt. Aber dies funktioniert so nicht. Investoren verkaufen Anleihen und kaufen dafür Aktien. Die Bundesanleihe bei den momentanen Werten (über 150 entspricht weniger als 1% Zins p.a.) zu kaufen, macht ja keinen Sinn. Am Ende des Programms wird die EZB Anleihen für 1100 Mrd. EUR gekauft haben.

US: Wer verkauft denn im Moment Anleihen

RF: Das ist unklar. Ich weiß es nicht. Versicherer und Banken können es nicht sein. Denn Versicherer haben ja ständige Zuflüsse und müssen diese anlegen. Vielleicht sind es Hedgefonds, die diese Politik der EZB erwartet und sich vorher mit Staatsanleihen eingedeckt haben.

US Was tun die Versicherer dann um anzulegen?

RF Sie sind aufgrund von Regulierungsvorschriften gezwungen, diese Staatsanleihen zu kaufen. Ökonomisch ist es jedoch sinnlos diese Anleihen zu kaufen – geringer Zins bei erheblichem Risiko.

US: Dafür erwarten die Banken und Versicherer vom Staat dann Wohlwollen bei der Bankenrettung

RF: Das ist zwar unausgesprochen, aber es ist wohl so.

US: Wie kommt man aus der Niedrigzinspolitik raus?

RF: Gar nicht mehr. Man ist in einer Sackgasse!

US: Was tut die EZB dann? Irgendwann muss es ja sein. Den Zins erhöhen?

RF: Nein. Anleihen werden an Wert verlieren, da Investoren nicht mehr glauben, dass dies gut geht mit Investments in deutschen Staatsanleihen. Der Rendite dieser Anleihen steigt dann auf vielleicht 3 oder 4% p.a. Das wäre aber für die Wirtschaft sehr gefährlich, Immobilienfinanzierungen würden kollabieren etc. In Folge würde die EZB den Markt für Bundesanleihen, vielleicht nicht mehr auf die alten Höchstwerte, aber doch hochkaufen mit noch größeren Rückkaufprogrammen: statt 60 vielleicht 200 Mrd. EUR pro Monat. Das ist dann Gelddrucken hoch drei und in Folge landet man in der Hyperinflation.

Inflation, Rohstoffe und BRIC

<emphasize>(BRIC: Eine von der Bank Goldman Sachs eingeführte Kurzbezeichnung im Umfeld von entsprechenden Fonds eingeführte Abkürzung für die Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) </emphasize>

US: Aber im Moment ist die Inflation bei null. Kommt das durch die niedrigen Energiepreise?

RF: Ja; Energie ist ein großes Thema. Und im Moment gibt es keine Notstände durch Missernten. Und auch die Lieferketten halten alle. Aber wenn zum Beispiel immer mehr Menschen nach Deutschland kommen und wir die Versorgung nicht mehr gewährleisten, kann es zu Chaos kommen und Lieferketten könnten reißen. Dann kommt es zu Missständen. Das Geld geht dann in die existentiell wichtigen Märkte Energie und Lebensmittel. Dort erwarte ich extreme Steigerungen am Ende dieses Finanzsystems

US: Warum sind die Energiepreise im Moment so niedrig?

RF: bei Öl ist die Nachfrage nicht wirklich tief; aber es kam ein großes neues Angebot. Und die OPEC hat sich entschlossen, den Preis nach unten zu drücken. Da kann man diskutieren, ob man Russland damit schaden wollte.

Bei Edelmetallen

<emphasize>(Gold, Silber d. Red.)</emphasize>

hatten wir Überspekulationen in 2011 und 2012 und jetzt eine Korrektur. Aber die Preise bei Edelmetallen werden wieder nach oben gehen, auch im Rahmen der wieder anziehenden Inflation.

US: Wie sehen Sie die Gründung der Entwicklungsbank und Entwicklungsfonds durch die BRIC-Staaten?

RF: Diese versuchen; eine Gegenbewegung zu dem von den USA dominierten Weltbanksystem zu etablieren. Ein schlauer Ansatz, vor allem um die Vereinnahmung durch die USA zu verhindern. Inwieweit das effektiv sein wird, hängt davon ab, wie man es macht und wieweit man sich intern einig ist. Es gibt auch bei den BRICs unterschiedliche Interessen.

US: Woher kommt die anhaltende Schwäche der BRIC-Staaten?

RF: Überspekulation und Rohstoffschwäche, beide Entwicklungen werden jetzt korrigiert. Es kommt hinzu: Viele der BRICs-Staaten haben sich Dollar-Kredite besorgt, sie sind also hinsichtlich des Dollar short

<emphasize>(haben zu wenig Dollar d.Red.)</emphasize>

. Der Dollar ist im Moment jedoch stark. Damit haben in der Tendenz diese Staaten Probleme.

Perspektiven für den Euro

US: Wie sehen Sie die Entwicklung des Euro-Raums? Wird er zerbrechen?

RF: Ich vermute, dass der Euro-Raum irgendwann zerbrechen wird, da die Politik sich immer weiter zuspitzt. Zudem hat sich die Situation in Portugal und Spanien nicht verbessert. Oberflächlich sieht es gut aus, in der Bilanz dieser Staaten hat man aber wieder stille Lasten aufgebaut.

Durch die Flüchtlingskrise werden neue Belastungen dazu kommen. Das wird besonders Deutschland treffen, einen der Hauptbonitätsgaranten der Euro-Zone.

Wahrscheinliche Terroranschläge sind dabei noch gar nicht mit berücksichtigt. Wenn solche Attentate noch hinzu kommen, würden sich Ressentiments aufbauen. Szenario „Niedergang des Abendlands“!

Russland

US: Wie sehen Sie die Effektivität der Sanktionen gegen Russland?

RF: Die Sanktionen schaden Russland, sie schaden aber auch Deutschland und auch Frankreich – allerdings kaum den USA. Cui bono!? Diese Vorgehensweise stimmt auch überein mit dem, was George Friedman von Stratfor sagt: Kernpunkt der Politik der USA ist es, die Verbindung Europa mit Russland zu verhindern. Auch wenn in Summe die Politik Russlands in vielem nicht richtig sein dürfte, ist sie für die eigene Bevölkerung nicht so katastrophal wie diejenige in der EU.

Zur Person: Ralf Flierl, Dipl.-Kaufmann, Gründer und Geschäftsführer der Smart Investor Media GmbH, Chefredakteur des Magazins „Smart Investor“, München



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