Aids –Konferenz in Melbourne

Die World AIDS Conference in Melbourne begann eigentlich schon Tage vorher mit einem Donnerschlag: Der Abschuss von Flug MH17 über der Ukraine und der sinnlose Tod von fast 300 Menschen brachte das Welttreffen in die Schlagzeilen, waren doch so einige der Reisenden auf dem Weg nach Melbourne zu gerade dieser Konferenz.

Und so begann die Konferenz mit Trauer und Fassungslosigkeit und selbst die ewige Platitude „Sie, die Opfer, hätten gewollt, das es weitergeht“ konnte samt der Schweigeminute den Nebel der Unfassbarkeit während der gesamten Konferenz nicht verhindern.

Die World AIDS Conference in Melbourne begann eigentlich schon Tage vorher mit einem Donnerschlag: Der Abschuss von Flug MH17 über der Ukraine und der sinnlose Tod von fast 300 Menschen brachte das Welttreffen in die Schlagzeilen, waren doch so einige der Reisenden auf dem Weg nach Melbourne zu gerade dieser Konferenz.

Und so begann die Konferenz mit Trauer und Fassungslosigkeit und selbst die ewige Platitude „Sie, die Opfer, hätten gewollt, das es weitergeht“ konnte samt der Schweigeminute den Nebel der Unfassbarkeit während der gesamten Konferenz nicht verhindern.

Die Konferenz bringt Wissenschaft und Praxis zusammen

Konferenzen dieser Art sind ein Schmelztiegel von Wissenschaft und Aktivismus, hier begegnen sich Politiker, Grass-Root Aktivisten, Akademiker und Spezialisten der verschiedensten Genre, um sich auszutauschen über Fortschritte, aber auch Niederlagen im Kampf gegen den HI Virus. Hochkomplizierte Vorträge über biochemische Vorgänge im Körper wechseln sich ab mit einfachen Erfahrungsberichten von Gesundheitsarbeitern an der Basis. Ein Global Village bringt die fünf Kontinente zusammen und Posterausstellungen sowie ein Forum für kommerzielle Anbieter runden das Bild ab.

Staaten reduzieren Mittel zu früh

Dieses Jahr war die Konferenz nicht nur wegen des schrecklichen Auftaktes ruhiger – es schien, als ob viele Entscheidungsträger den Kampf gegen AIDS bereits gewonnen sahen – die Zahlen bestätigen, das Neuinfektionen in den meisten Ländern abnehmen und die Übertragung von Mutter zu Kind scheint allmählich gegen Null zu gehen. Was bleibt, so auch in den Vorträgen vieler Akademiker, sind drei Problemgruppen: MSM (Männer, die Sex mit Männern haben), Prostituierte und IDU (Menschen, die sich Drogen spritzen). Also wieder „die anderen“ – die Randgruppen, für die es ja schon in der Vergangenheit wenig Verständnis oder Mitleid gab im großen politischen Schauspiel. Wenig war über das Schicksal von Frauen in Afrika zu hören – und auch die Frage der Resistenzen gehörte nicht zu den Top-Themen der Konferenz.

6.000 Neuinfektionen täglich

Die Gesetzgebungen gegen Homosexualität in Uganda, Nigeria, Kenia und anderswo in Afrika waren prominent vertreten als Themen, und zur Recht so, da solche Gesetzgebungen die Prävention und Sorge für HIV positive Menschen fast unmöglich macht. Hinzu kommen noch die klaren Verstöße gegen die Menschenrechte auf diesem Gebiet.

Deutlich wurde auf der Konferenz, das viele Geldgeber sich mehr und mehr zurückhalten – es klingt verrückt, aber es ist so: In den letzten Jahren wurden so viele Fortschritte gemacht, dass es jetzt fast so aussieht, als wäre man dem Ziel einer HIV freien Generation ganz nahe gekommen – und nun, auf den letzten Metern, verweigern sich mehr und mehr Staaten dem Ziel in dem Irrglauben, es bereits geschafft zu haben. 35 Millionen Menschen, die HIV positiv sind – 6000 Neuinfektionen pro Tag – es scheint glatte Blindheit zu sein, die dazu treibt, das Problem schon gelöst zu sehen. Oder ist es doch, wie schon vorhin angedeutet, dass die Gruppen mit den meisten Neuinfektionen halt sogenannte Randgruppen der Gesellschaft sind? Gruppen, die im politischen und gesellschaftlichen Alltag nicht so viel zählen?

Auch andere Infektionskrankheiten kehren zurück

Die Konferenz vertagt sich auf 2016 nach Durban - Südafrika. Dort, wo das Epizentrum der Pandemie liegt, wird in zwei Jahren wieder Bilanz gezogen. HIV kehrt zurück nach Afrika – dorthin wo 2/3 der HIV-Positiven leben und vielfach leiden. Auch wenn der große Hype über HIV und AIDS momentan vorbei zu sein scheint, wenn vieles eher wie Lippenbekenntnisse klingen – der Kampf geht weiter und wer aufmerksam die Welt verfolgt sieht, wie all die einst besiegt geglaubt seienden Virusinfektionen wiederkommen. HIV ist keine Ausnahme – und wer die multi-resistente TB in Südafrika betrachtet, weiß, wie schnell einen die Vergangenheit in diesem Bereich wieder einholen kann. Wenn die Weltgemeinschaft jetzt aufgibt, dann werden es wieder die zu spüren bekommen, die sowieso keine Möglichkeit haben, ihrem Schicksal zu entkommen: die Armen, die Schwachen, diejenigen, die in Ländern der Dritten oder Vierten Welt geboren wurden.

Melbourne 2014 –

Eine Konferenz so anders als die in Washington, Toronto, Bangkok – und doch war sie notwendig: notwendig um diejenigen, die auf allen Ebenen versuchen, dieser Pandemie Einhalt zu gebieten, das Gefühl zu geben, nicht alleine zu sein. Der Ideenaustausch, das Lernen aus erster Hand, das Gefühl der Solidarität gerade angesichts einer Weltgemeinschaft, die so schnell und manchmal voreilig das Thema wechselt – all dieses ist so notwendig für diejenigen, die sehr oft das wenige, was sie an Zeit haben, Einfluss, Geld bereit sind zu opfern, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Und ein bessere Ort das heißt in diesem Falle: eine Generation zu ermöglichen, die angstfrei lieben und Familie Gründen kann und deren Sexualität nicht geprägt ist von Angst und Scham, von Diskriminierung und Stigmatisierung.

<emphasize>Stefan Hippler</emphasize>



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