Zum Bildmotiv: Die Romanik zeigt die intensive Auseinandersetzung des Christentums mit der Gewalt.
Wenn ein Minister von der Partei, die von allen anderen als die Opposition behandelt wird, Zuspruch erfährt, alle anderen ihn aber kritisieren, dann läuft eine solche Verarbeitung des Themas doch an der Realität vorbei. Der neue Innenminister sollte doch nicht mit der Opposition, sondern mit den Muslimen über den Islam reden. Wann endlich gelingt es dem Verfassungsstaat wie den Religionsgemeinschaften, den Islam zu klaren Aussagen zu bewegen. Wenn schon Dialog, dann doch zu den kontroversen Fragen. Ein kurzer Durchgang durch die Themen wird allerdings zu dem Ergebnis führen, dass der Islam sein Verhältnis zu sich selbst klären muss.
Der Mangel an Bildung
Es sind die enttäuschenden Ergebnisse der Integration in allen europäischen Ländern, die Angewiesenheit auf Sozialhilfe, die mangelnde Förderung der Mädchen. Viele Daten belegen, dass die Muslime nicht verstanden haben, dass Bildung der Schlüssel für Integration ist. Das liegt nicht zuletzt an der fehlenden Qualifizierung der Imame und damit an der Religion. Denn im Islam gilt die wörtliche Auslegung des Korans. Wie soll ein solcher Umgang mit einem Text Bildungsimpulse setzen. Ein Vergleich mit dem Judentum zeigt, ob Religion geistige Abstumpfung fördert oder Kreativität freisetzt. Es sind nicht Außenstehende, sondern Muslime, die den Zustand des Islam auf mangelnde Bildung zurückführen.
Stellung der Frau
Eigentlich müsste dieser Beitrag von einer Frau, am besten von einer Muslima geschrieben werden. Einfach, weil man als christlicher Mann in einem Glashaus sitzt. Denn die Ursprungsdynamik des Christentums ist durch die Inbesitznahme der Religion durch den Adel überdeckt. Jesus wurde viel besser von den Frauen verstanden. Die erste, der der Auferstandene begegnete, war eine Frau, Maria von Magdala. Im Römischen Reich hat sich das Christentum durch Frauen verbreitet. Chlodwig wurde durch seine burgundische Frau zum Christentum bekehrt. Es war wohl die entscheidende Taufe für das westliche Christentum. Entgegen einer jahrhundertelangen Übersetzung des 1. Korintherbriefes mussten die Frauen im Gottesdienst nicht schweigen, sondern in der Gemeindeversammlung. Das lag wohl daran, dass damals außerhalb der Gemeinden Versammlungen so gehandhabt wurden. In jeder Generation blieben es die Mütter und Großmütter, die nicht bloß in die Lehre, sondern in das Verstehen und die Frömmigkeit eingeführt haben. Wie will der Islam über den Status der Disziplin hinauskommen, wenn er die Frauen zum Schweigen verurteilt.
Die Medienstrategie, die durchschlägt
Das Bild des Islam wird von Handlungen geprägt, die bewusst medienkonform inszeniert werden. Es sind nicht die "bösen westlichen Medien", sondern die Bedienung der Mechanismen vor allem des Fernsehens. Wer ein Attentat in einem Fußballstadion plant, will es vor laufenden Kameras inszenieren. Wer Videos von Hinrichtungen ins Netz stellt, will die Aufmerksamkeit nicht nur der muslimischen Öffentlichkeit. Wer einen Lastwagen in einen Weihnachtsmarkt fährt, kann sicher sein, in allen Nachrichtensendungen erwähnt zu werden und mit Foto auf den Titelseiten der Tageszeitungen zu erscheinen. Wenn die große Mehrheit der Muslime erst nach Jahren sich zu einer Verurteilung solcher öffentlichen Inszenierungen durchringt, ist das Bild des Islam längst in die Köpfe eingebrannt. Dann über die Ablehnung der eigenen Religion zu jammern, zeigt noch einmal die Unfähigkeit, mit dem Problem fertig zu werden.
Gewalt wendet sich gegen deren Anwender
Auch wenn unter den "Bewohnern des dekadenten Westens" Angst verbreitet wird, die Gewalt wendet sich vor allem gegen die Mitglieder der eigenen Religionsgemeinschaft. Wenn ein französischer Imam, der sich um die Integration des Islam in einen westlichen Staat bemüht, unter Polizeischutz in Deutschland sprechen muss, ist deutlich: Gewalt wirkt zerstörerisch auf die eigene Gemeinschaft zurück. Ehe die Zerstörung Syriens weiter getrieben wird, ist es Zeit, dass man sich an einen Tisch setzt, die Einflussbereiche absteckt, um so wenigstens zu einem Waffenstillstand zu kommen. Ehe allerdings der Westen eine solche Forderung aufstellt, sollte er in die eigene Geschichte der Konfessionskriege schauen. In Deutschland brauchte es im 17. Jahrhundert 30 Jahre, ehe die katholische und protestantische Partei zu dieser Einsicht kamen. Der Krieg zwischen Schiiten und Sunniten begann vor 37 Jahren, als Chomeini im September 1980 zum Sturz von Saddam Hussein aufrief. Beide Konfessionen müssen erst einmal weitere Gebietsgewinne aus ihren Plänen streichen. Ob es dann wirklich zu einem Frieden kommt, ist dann von den Theologen abhängig.
Der widersprüchliche Koran
Hamed Abdel-Samad hat in seinem Buch „Der Koran, Botschaft der Liebe, Botschaft des Hasses“ die nicht wenigen Stellen des Korans zusammengestellt, die Gewalt legitimieren. Nach seiner Darstellung ist das die eine Seite des Buches. Sie ist bisher nicht in Einklang mit der anderen Seite gebracht, die den Islam in seiner Fähigkeit zeigt, Menschen zur Verehrung Gottes zu führen. Wie die Bibel bedarf auch der Koran einer Auslegung. Die wird faktisch sowohl von den Salafisten wie von den Muslimen vorgenommen, die Gewalt ablehnen. Schon allein die gegensätzlichen Konsequenzen, die Muslime aus dem Koran ziehen, zeigen, dass es eine Interpretation gibt. Wenn diese aber praktiziert wird, obwohl man theoretisch an der wörtlichen Auslegung festhält, braucht es eine Hermeneutik. Das ist ein riesiges theologisches Defizit des gesamten Islam. Erst wenn der Islam sich auf eine Auslegung des Korans verständigen kann, die zur Anerkennung der Menschenrechte, des Gewaltmonopols des Staates und zur Überwindung des Antijudaismus führt, kann er nicht nur mit Duldung rechnen, sondern zu einer gestaltenden Kraft der Staaten werden, die Muslime aufgenommen haben. Bis dahin ist noch ein langer Weg.
Resümee:
Juden und Christen können bei den Stellen im Koran anknüpfen, an denen Allah als der genannt wird, der Abraham und Moses berufen hat und als dessen Prophet Jesus anerkannt wird. Wenn Monotheismus, dann können Juden und Christen nicht zu einem anderen Gott beten als zu dem, der im Koran spricht. Jedoch kann der Islam nicht ohne gewaltige Bildungsanstrengungen, ohne die Befreiung der Frau aus der männlichen Herrschaft, ohne Absage an den internen Konfessionskrieg, ohne eine Theologie, die sich mit Judentum und Christentum auf einer Ebene in der Auslegung der Grundlagentexte bewegt, noch nicht zu Deutschland gehören.
Es fehlt der muslimische Wohlfahrtsverband
Was auf jeden Fall von den Muslimen erwartete werden kann: Eine Sozialorganisation wie die AWO, die Caritas, das Diakonische Werk. Warum die Muslime die Ehre ihrer Religion nicht infrage gestellt sehen, wenn die Wohlfahrtsverbände, zu nennen ist auch der Paritätische Wohlfahrtsverband, sich um ihre Mitglieder kümmern. Warum schicken muslimische Männer ihre Frauen in Krankenhäuser, wo es zwar muslimisches Pflegepersonal gibt, aber der Anstellungsträger von „Ungläubigen“ besetzt ist? Dem Arzt nicht die Hand geben dürfen, aber von ihm operiert werden, wie stimmt das überein? Eine Religion kann sich doch erst dann als solche verstehen, wenn sie die Sorge für die eigenen Mitglieder nicht anderen überlässt. Besser kann man die eigenen Frauen nicht von der spirituellen Überlegenheit der „Ungläubigen“ überzeugen, als sie in ein christliches Krankenhaus zu schicken.
Ein Kommentar von Eckhard Bieger SJ
Links: Der Islam ist noch nicht Grundgesetz-kompatibel
Zur Gewalt im Koran schreibt der Sohn eines ägyptischen Imams
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