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Der Geist zeigt sich mir

Pfingsten, die Zeit des Geistes, fängt mich auf einer Ebene ein, die ich nur spüren kann. Jeder von uns kennt dieses Gefühl, dass in manchen Erfahrungen oder Ereignissen ein guter Geist mitgewirkt. Selten sprechen wir über dieses Unbegreifbare und sagen nur allenfalls: „Glück gehabt“. Es ist etwas gut gelungen, Neues ist entstanden, Freude lässt sich spüren. Wie komme ich dem guten Geist näher:

Den Geist kann ich spüren

Wenn ich spazieren gehe oder in meinem Garten zur Ruhe komme, kann ich etwas spüren, das ich nicht sehen kann. Es ist eine Kraft, eine Energie, die von dem Lebendigen um mich herum ausgeht. Von den Pflanzen, den singenden Vögeln, den saftigen Bäumen, den Stauden mit ihren leuchtenden Blüten. Ich stehe oft davor und versuche, in diese Pflanzen hineinzuhören, mich einzufühlen, mitzubekommen, was sie ausmacht. Sie strömen etwas aus, was mich in meinem Innersten erreicht. Pulsierendes Leben, wunderbare Gerüche, harmonische Klänge von den Vögeln. Diesen Strom des Geistes, der aus den Pflanzen fließt, in den ich einbezogen werde, erreichen und  verbinden mich wie mit einem Draht nach oben. Dieser Geist ist wie eine leichte Brise, die mein Inneres berührt. Ich höre den Wind in den Baumwipfeln und spüre  den Hauch auf meiner Haut. Die Bäume, die für mich den Wind einfangen, umgeben auch meinen Garten, in dem sich mein Alltag abspielt. Manchmal treibt der Wind den gerade sehnsüchtig erwarteten Regen heran. Wenn der Boden getränkt ist, lässt die Sonne die Blüten aufbrechen und das Gemüse wachsen. Anders wenn ich darin arbeite, hacke, umgrabe, dann ist das Gefühl für den Geist, die Weite des Himmels über mir eher weniger im Blick. Meine Aufmerksamkeit gilt dem Boden, ihn mit Achtung zu behandeln, ihn mit den Dingen zu versorgen, die ihm gut tun. Wenn ich mich aber gegen den Himmel ausstrecke, den Blick hebe, spüre ich die Gegenwart, mit der alles erfüllt ist. Ich kann mich im Ganzen aufgehoben fühlen.
Gott verbirgt sich nicht, er ist in seinem Geist da. Ich kann ihn spüren, denn mein Dasein ist wie ein Stück Garten, in dem sich mit einem guten Geist mein Leben entwickeln soll. Diesen guten Geist kann ich auch in den Menschen spüren, die mir wohlwollen, in jeder Blüte, in jedem Gedanken, der mich erhellt. Nahe ist er mir im Vaterunser das der Geist mit mir betet.

Der Geist zwischen den Menschen

Ähnliche Erfahrungen wie im Garten mache ich auch in Gruppen. Dieser Geist, der mich im Garten umfängt, ist für mich auch in Begegnungen spürbar. Wenn ich in einer Gruppe meinen Platz suche, spüre ich, welcher Geist in dieser Gemeinschaft herrscht, welche Offenheit ich vorfinde, die für mich einen Platz bereit hält. Lebt in dieser Gruppe ein konstruktiver, wohlwollender Geist, strahlt etwas aus den Menschen, die Augen blicken mit Wohlwollen in die Runde. Worte und Blicke verletzen nicht sondern unterstützen den Einzelnen in seinem Dasein. Jeder hat einen eigenen Platz. Ich kann mich auch ohne Worte willkommen geheißen fühlen. Ich spüre, dass ich hier offen sein kann, brauche meinen Schutzschild nicht auszufahren. Ich muss nicht befürchten, verletzt zu werden.
Wenn in einer Gruppe ein Konflikt heranreift, spüre ich das auch wie ein herannahendes Gewitter. Viele kennen das, wenn sich die Stimmung zuspitzt, wenn Worte scharf werden, das Wohlwollen verloren geht, wenn mein Platz gefährdet ist, wenn die Luft so dick ist, dass wir sie schneiden könnten. In diesen Momenten schleicht sich ein unguter Geist ein, der sich breit machen will. Wird er aufgedeckt, poltert er manchmal erst richtig los, aber das ist dann manchmal wie bei bellenden Hunden, die nicht beißen, denn der ungute Geist verliert seine Macht, wenn er sich wirklich zeigen muss. Damit er keine Schäden anrichtet muss ich ihn beim Namen nennen.

Auch Räume können von einem guten Geist erfüllt sein

Ich spüre den Geist auch, wenn ich in eine Wohnung komme, ein Gebäude betrete oder mich in einem Kirchenraum bewege. Es sind vermutlich die ästhetischen Kompositionen, die Farben, das Licht, die liebevolle Gestaltung, die harmonischen Blumenarrangements, die mich einladend begrüßen oder wenn der Geist fehlt mich wenig ansprechen. In einem gelungen gestalteten Kirchenraum lasse ich mich gerne nieder, kann verweilen und beten. Ich kann mich ganz in den Geist der Zeit versinken lassen, in der die Menschen damals lebten. In einer für mich mit Liebe gestalteten Wohnung kann ich mich eingeladen fühlen, ich spüre den „Geist“ dessen, der hier sein Zuhause gestaltet. Ich kann da auch gerne eine Weile bleiben. In einem Büro mit Geist erlebe ich  die Atmosphäre kreativ, lebendig, menschlich und inspirierend für neue Gedanken. Hier kann etwas wachsen. Der Geist, den ich spüre, scheint von den Menschen auszugehen, die in diesen Räumen leben, arbeiten, atmen. Es ist wie im Garten. Es sind auch hier die Pflanzen, Bäume und Tiere, aus denen mich der Geist einfängt, der mich beten und danken lässt.

Beten ist wie den Wind spüren

Im Gebet hat bei mir das Danken einen vorrangigen Platz. Ich spüre die Weisheit in vielen Dingen meines Lebens, kein Hauruck, kein Blitz, der von oben auf mich geschleudert wird. Ich danke erst einmal für all das Schöne und Gute das mich umgibt. Wenn ich mit anderen bete fühle ich mich eng verbunden mit diesem Großen, das uns umfängt. Manchmal spüre ich deutlich seine lenkende Hand, wenn etwas geschieht, das ich aus eigenen Kräften möglicherweise nicht geschafft hätte oder wenn Menschen ihren Platz, ihren Lebensauftrag gefunden haben, wenn Gefahren überstanden sind, die auch ganz anders hätten ausgehen können. Unter diesem großen Himmelszelt ist Raum für mich und jeden anderen wie für seinen ganz einzigartigen Lebensweg. Im Gebet fließt Energie hin und her. Achtung ist im Spiel. Geist ist zwischen den Menschen spürbar, er verbindet mich mit den anderen, mit den Menschen im Geist. Er verbindet Erde und Himmel, wie mit einer Himmelsleiter.

 


Kategorie: Religion Monatsthema

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