Patronen aus dem Donbass-Gebiet F. explizit.netE.B.

Russlands Armee - aus baltischen Sicht

Die Litauer, die Letten und Esten sind wie die Ukrainer aus der Sowjetunion ausgeschieden und damit Objekt russischer Wiedervereinigungspläne. 40% der Bevölkerung Lettlands sind Russen. Hier die Einschätzung der Letten, wie die Zustimmung der Russen zum Ukrainekrieg zu erklären ist und warum sie froh sind, Mitglied der NATO zu sein.

Die drei Staaten sind militärisch wesentlich schwächer als die Ukraine und sind daher sicher, dass sie erstes Aggressionsziel gewesen wären, wenn sie nicht unter dem Schirm der Nato Schutz gefunden hätten.

Der russischen Propaganda waren die baltischen Völker bereits über Jahrzehnte ausgesetzt. Deshalb sind sie prinzipiell skeptisch, halten aber die russische Propaganda für erfolgreicher als die russische Armee. Im Unterschied dazu folgt die Mehrheit der Russen den russischen Medien, auch im Ausland.

Die Durchschlagskraft der Propaganda

Über alle noch empfangbaren Medien wird den Russen erzählt, dass der Westen ihr Land demütigt und zugrunde richten will. Gegen den Westen muss die Identität und die moralische Stärke Russlands verteidigt werden. Dieser Westen steht wegen seiner Dekadenz kurz vor dem Zusammenbruch.
In dieses Bild vom Westen passt dann der Krieg gegen die Ukraine, weil die Werte Russlands nicht erst verteidigt werden dürfen, wenn Russland selbst in Gefahr ist. Wenn dann noch geglaubt wird, dass die Ukraine von dem Gegner im Zweiten Weltkrieg, den Nationalsozialisten, regiert wird, dann bekommt der Krieg eine noch höhere Dringlichkeit. Der Erfolg dieser Argumentation erklärt sich u.a. aus der Armut der russischen Bevölkerung außerhalb von Moskau und Sankt Petersburg. Die Menschen dort haben weder die finanziellen Mittel noch die Kenntnisse anderer Sprachen und Kulturen, um sich einen Auslandsaufenthalt überhaupt vorstellen zu können. Das Bedrohungsgefühl wird auch durch die Erinnerung an die Feldzüge Napoleons und Hitlers gespeist. Was in Europa kaum verstanden wird, was aber eine mentale Realität ist, dass Russland sich nicht als Angreifer versteht, sondern sich verteidigen muss.

Die 70% Zustimmungsrate

Das Bedrohungsgefühl erklärt zu einem guten Teil die hohe Zustimmung zum Krieg, der also nicht einfach Putins Krieg ist. Aber es könnten nur 30% der Bevölkerung sein, die von der Propaganda wirklich überzeugt wurden. Denn wer, der sich durch den Alltag kämpfen muss, hat Bedarf an einem Krieg. Die Zustimmung von 70% erklärt sich nämlich durch die Methode der Umfrage. Sie erfolgt per Telefon. Der ausgebaute Überwachungsstaat und die Gefahr, von Nachbarn angezeigt zu werden, führt dazu, dass bei Telefoninterviews Russen nicht unbedingt sagen, was sie wirklich denken.

Kriegsgegner treffen auf Kriegsbefürworter

Während die Russen in Lettland und den anderen baltischen Staaten ihre Schüsseln auf russische Sender ausgerichtet haben, kommen andere, die vor Putin aus Russland fliehen. Es wird interessant werden, wenn Putin-Anhänger auf Putin-Gegner stoßen.

Die Schwächen der russischen Armee

Die Pläne Putins, in Kiew eine ihm ergebene Regierung einzusetzen und den Gebietsstreifen zwischen dem Donbass bis zur Krim zu erobern, sind von der Armee nicht umgesetzt worden. Grund dafür ist auch, dass die Armee-Reform nicht ihr Ziel erreichte, nämlich die Korruption zu überwinden. Die vielen technischen Probleme liegen nicht nur an der Befehlsstruktur aus Sowjetzeiten und der dadurch ausbleibenden Reaktion auf die Taktik der Ukraine, in kleinen Trupps anzugreifen und sich dann schnell zurückzuziehen. Es sind auch die fehlenden Ersatzteile, die von Offizieren verhökert worden sind. Auch Diesel und Munition fehlen aus dem gleichen Grund.

Russland ist auch für die baltischen Völker ein Aggressor. Die Wiederherstellung der Sowjetunion unter russischer Dominanz wird mit jeden Tag unwahrscheinlicher, an dem über die Gewaltexzesse der russischen Armee berichtet wird. 


Kategorie: Politik

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Zum Seitenanfang