Blick in die Synodenaula am letzten Synodentag

Prof. Söding (li.) und Bischof Overbeck vor der Synodalaula

Weltsynode: "Die Synode in Rom hat grünes Licht für Veränderungen gegeben": Interview mit Prof. Söding (ZdK)

Am gestrigen Sonntag (27. Oktober) ist die Weltsynode 2024 mit einem Festgottesdienst im Petersdom offiziell zu Ende gegangen. Prof. Thomas Söding (Vizepräsident des ZdK) begleitete - wie 2023 - die Synode als theologischer Berater und zieht im "3 Fragen an..." - Interview ein Fazit zu den vierwöchigen Beratungen in Rom: "Die Synode in Rom hat grünes Licht für Veränderungen gegeben (...), aber freilich ist noch viel zu tun."

Anlässlich der Weltsynode 2024 haben die Online-Portale www.explizit.net und www.kath.de eine Artikelserie zum Thema "Synodalität von Kirche" gestartet.

Interview mit Prof. Dr. Thomas Söding (Vizepräsident des ZdK), der - wie 2023 - als theologischer Berater die Beratungen von Bischöfen und Lai:innen in der Synodenaula begleitet hat.

1. Die Weltsynode 2024 hat am 26. Oktober ein Abschlussdokument beschlossen. Wie bewerten Sie dessen Inhalt? Was hatten Sie erwartet? Was hat sie überrascht?

Söding: Der Text ist auf den letzten Metern noch einmal besser geworden. Mehr Rechte für Frauen, mehr gesicherte Beteiligung auf allen Ebenen, mehr Dezentralisierung. Und: Er ist vom Papst sofort in Kraft gesetzt worden. Ein bemerkenswerter Vorgang, der an die Anfänge der Synoden im Aufbruch nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil erinnert: Der Papst will eine Synode, er bekommt sie – und er setzt die Beschlüsse in Kraft. Freilich ist noch viel zu tun. Es gibt Appelle und Erklärungen, aber noch keine Vorschriften und Regeln. Und es gibt zwar Bewegung in der Verwirklichung von Frauenrechten, aber zu wenig und zu langsam.
 
2. Sie hatten im Vorfeld gegenüber kath.de gesagt, dass bei der Weltsynode auch die "Machtfrage" gestellt werden müsse. Wie bewerten Sie aus Sicht der Laiinnen und Laien die Beratungen und Ergebnisse des zweiten Teils der Weltsynode?

Söding: Das Problem des Klerikalismus ist erkannt: der religiös überhöhten Macht von Klerikern. Die Lösung wird angegangen. Einerseits verbindliche Beratung und gemeinsame Entscheidung, andererseits Rechenschaftspflicht und Evaluationsgebot, d.h. Controlling. Die profanen Begriffe sind nicht Tabu. Die Kirche ist mehr als eine Organisation. Aber ist sie auch eine. Deshalb muss sie auch gut funktionieren. Das tut sie jetzt nicht. Zu viele Rollenunsicherheit und Reibungsverluste, zu viel klerikales Gebahren, zu viele devoter Gehorsam. Aber gerade ändert sich das: weltweit. Die Synode in Rom hat grünes Licht für Veränderungen gegeben.
 
3. Nach vier Wochen Beratungen in der Synodenaula: Welche drei Themen nehmen Sie aus Rom mit nach Hause und welchen Einfluss könnten diese Themen auf die synodalen Prozesse in Deutschland (z.B. beim "Synodalen Ausschuss") haben?
 
    1    Es gibt keinen Grund, weiter zu zögern. Der Synodale Weg kann weitermachen. Er führt nicht ins Abseits, sondern ins Herz einer Kirche, die auf dem Weg der Umkehr und Erneuerung ist.

    2    Frauenrechte müssen weiter entwickelt werden. Das Moratorium beim sakramentalen Diakonat („ist offen“) kann weder die Anstrengungen lähmen, die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen, noch den Einsatz von Theologie und Kirche bremsen, die Forschungen zum Diakonat in die Tat umzusetzen.

    3    Die Kirche wird gebraucht. Sie muss zeigen, wie Gottesliebe die Nächstenliebe und wie sie soziale Gerechtigkeit stimuliert. Dazu muss die Kirche die Ungerechtigkeit in ihrem Inneren überwinden. Synodalität ist das Mittel.
 
Das Interview führte in Rom Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de).

Fotos: Christian Schnaubelt / kath.de


Kategorie: Monatsthema

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