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Bibliotheken gezielter nutzen:

Bibliotheken sind Archive des Geistes. Alles, was ich denke und schriebe, entsteht nicht im leeren Raum, sondern erst einmal in der Bibliothek meines Gehirns. Mit der Bibliothek erweitere ich meine Kapazität enorm. Da ich nicht alle Gedanken, die in den Büchern und Zeitschriften im Kopf haben kann, muss ich suchen.

Wie finde ich Forschungsliteratur:

Das Fundament erfolgreichen wissenschaftlichen Arbeitens ist die Fähigkeit, zu einem bestimmten, vorgegebenen Thema einschlägige Literatur zu finden. Dies geht soweit, dass sich die Qualität eines Essays oder einer Hausarbeit zu einem guten Teil an der herangezogenen Forschungsliteratur bemisst oder, mit anderen Worten, nicht allein die Brillanz des Gedankenganges ausschlaggebend ist; die schriftliche Arbeit wie auch der mündliche Vortrag müssen gut recherchiert sein, um überzeugen zu können. Hintergrund dafür ist die Tatsache, dass wissenschaftliches Arbeiten einen Kommunikationsprozess darstellt, bei dem es darum geht, sich einen Sach­verhalt klar zu machen und dann einem Gesprächspartner, das sind im Studium Kommilitonen; Dozenten; Prüfer, in verständlicher Form darzulegen. Die Argumentation erfolgt dabei auf der Grund­lage von Voraussetzungen, die beiden Seiten bekannt sind oder nachgeprüft werden können, und das ist in allen Wissenschaftszweigen zunächst die sogenannte Sekundär- oder Forschungsliteratur.

Katalogsuche

Auf den ersten Blick erscheint die Literatursuche unproblematisch: In Biblio­theks­kata­logen oder auch bei Online-Buchhandlungen kann ich eine thematische Suche durch­führen, die mir zu einem beliebigen Thema eine große Zahl relevanter Titel angibt. Alles, was ich zu tun habe, so scheint es, besteht darin, mir einige passende Bücher herauszusuchen und mit der Arbeit zu beginnen. Bei näherem Hinsehen zeigen sich aber verschiedene Schwierigkeiten: Welche Bücher aus der großen Zahl meiner Treffer sind wirklich relevant? Was ist seriöse „Forschungsliteratur“ zu einem Thema? Und: Gibt es vielleicht noch andere Informationsquellen außer den sogenannten „selbständigen Titeln“, die mir im Bibliothekskatalog oder der Online-Buchhandlung angezeigt werden? Im Folgenden sollen diese Schwierigkeiten der Reihe nach durchgegangen werden.

Wie finde ich relevante Literatur:

In gut erforschten Bereichen, aus denen die Themen für Haus­arbeiten meistens vergeben werden, gibt es eine sehr große Zahl an Sekundärliteratur, manchmal mehrere hundert Titel. Um sich hier zu­recht­zufinden, gilt als Faustregel: Neuere Literatur sollte bevorzugt werden. Nur in Ausnahmefällen ist ein Feld so wenig bearbeitet, dass auch noch Literatur aus der Zeit von vor dreißig oder vierzig Jahren berücksichtigt werden muss. Erst bei fort­ge­schrittenen Arbeiten, so für Diplom- und Doktorarbeiten wird auch die sogenannte For­schungsgeschichte wichtig; hier muss die ältere Literatur ein­gearbeitet werden.

Was ist seriöse Forschungsliteratur:

Vor allem bei der Suche in Online-Buch­hand­lungen werden auf eine thematische Suchanfrage hin eine bunte Menge von Titeln angezeigt, darunter auch solche, die für meine Arbeit keine Bedeutung haben: Populärwissenschaftliche Bücher, Belletristik oder sogar pseudowissenschaftliche Erzeugnisse. Eine Garantie für wissenschaftliche Qualität bietet zunächst das sogenannte peer review. Darunter ist die Begutachtung von Manuskripten durch einen Expertenkreis zu verstehen, der sicherstellt, dass nur solche Beiträge gedruckt werden, die den in dem jeweiligen Feld geltenden Standards entsprechen. Ein peer review ist immer dann gegeben, wenn neben dem Autor ein oder mehrere Herausgeber genannt werden, wie es bei wissenschaftlichen Reihen der Fall ist. Auch der Verlag kann ein Indikator für die Wissenschaftlichkeit eines Werkes sein; die Kenntnis der einzelnen Verlage und ihrer Fachgebiete stellt sich allerdings erst mit zunehmender Erfahrung ein. Bis dahin bietet die Benutzung einer wissen­schaftlichen Bibliothek, das ist erst einmal die Bibliothek meiner Uni in dem für mich relevanten Bereich, Gewähr für seriöse Literatur.

Weitere Informationsquellen für meine wissenschaftliche Arbeit

Neben den sogenannten „selbständigen Titeln“, d.h. von einem oder meh­reren Autoren verfassten Büchern zu einem bestimmten Thema, gibt es wissen­schaftliche Zeitschriften, die kleineren Aufsätze, in der Regel zwischen 10 und 30 Seiten, zu einzelnen Themen enthalten. Diese Aufsätze, auch „unselbständige Titel“ genannt, sind im Unterschied zu Büchern nicht in den Bibliothekskatalogen verzeichnet, d.h. ich kann über den Bibliothekskatalog zwar feststellen, ob meine Bibliothek eine be­stimmte Zeitschrift abonniert hat und wo ich die einzelnen Bände finde, den Inhalt der Bände kann ich auf diese Weise aber nicht erschließen. Die Erschließung von Zeitschriftenaufsätzen wird in dem Beitrag „Die Suche nach Aufsätzen“ vorgestellt.


Kategorie: Monatsthema

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