Die deutschen Medien sind sich einig: Erdogan hat den Putsch genutzt, um das, was er schon immer vorhatte, zu erreichen: unbeschränkter Herrscher der Türkei zu bleiben und dafür alle seine Gegner kaltzustellen. Seine Behauptung, der Prediger Gülen habe mit seinen Anhängern den Putsch betrieben, wird nicht intensiv genug geprüft. Man hofft eher, dass die Auslieferung des Predigers durch die USA nicht die Genehmigung eines Richters findet, weil das Erdogan noch mehr stärken würde. Aber ist es so einfach? Wenn Fethullah Gülen mehr ist als ein Organisator eines weltweiten Schulsystems, sondern die Macht in der Türkei übernehmen will? Es geht hier nicht darum, den türkischen Präsidenten zu verteidigen, auch nicht, Gülen anzuklagen. Es geht um die Berichterstattung, die in vielen Medien trotz vieler ungeklärter Tatbestände die Wirklichkeit allzu glatt bügelt. Journalismus ist kein Moralunterricht, sondern Vermittlung von Tatsachen. Man wird sich wohl eher auf eine lange Auseinandersetzung einstellen müssen. Die Aufklärung des Putsches ist nicht abgeschlossen, sie wird aber ein anderes Bild ergeben als die Medien bisher gemalt haben. Dazu drei Fragepunkte: