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Noch korrupter? Journalismus in Österreich

Ein Regierungschef ist zum Rücktritt gezwungen. Die eigentlich ihren Berufsstand und ihre Leser hintergangen haben, kommen davon, ohne an den öffentlichen Pranger gestellt zu werden. Sind nicht Journalisten jedoch nicht ohne Wenn und Aber der Wahrheit verpflichtet? Oder eignen sich die Politiker besser als Sündenböcke als Zeitungsmacher? Kommentar eines Betroffenen.

Er ist einer nicht ganz zur Strecke gebracht, aber doch deutlich verwundet. Über Sebastian Kurz wird immer miterzählt werden, dass die Medien ihn abgeschossen haben. Der Jagdinstinkt ist befriedigt.
Aber wer redet über die Zeitung, „Österreich“ nennt sie ihr Herausgeber Wolfgang Fellner, die ihre Leser nicht mit ihren Recherchen versorgt, sondern bezahlte Public Relations als Berichterstattung getarnt hat. Befördert ein solcher Journalismus nicht mehr die Demokratie-Müdigkeit als ein Politiker, der sich nette Worte von Journalisten erkauft. Und was sind das für Sitten, Handymitschnitte aus dem Jahr 2016 aus der Staatsanwaltschaft heraus zu verbreiten. Und welche Dummheit des gerade Dreißigjährigen, wie unter Halbstarken ins Mikro zu plaudern.

Der Journalismus ist nachhaltig geschädigt

Als Mitglied des Berufsstandes fühle ich mich direkt betroffen. Wer glaubt mir noch, wenn ich etwas positiv heraushebe? Muss ich nicht immer negativ sein, damit ich glaubwürdig erscheine? Hat aber dann die Gegenseite mich für den Beitrag bezahlt? Als Mitspieler in dem Kampf um tägliche Aufmerksamkeit weiß ich, dass Politiker nicht anders als Vorstandsvorsitzende oder Bischöfe das Wohlwollen der Medien herbeisehnen. Ich beobachte auch, dass viele Journalisten die Nähe der Mächtigen suchen, weil sie dann etwas von deren Glanz abbekommen. Der einfache Leser oder Hörer, der sonst von seinem Beruf ausgelastet und auf die Wahrheitswürdigkeit seiner Zeitung bzw. seines Senders angewiesen ist, gerät da schnell aus dem Blick. Erstaunlich, wie treffsicher die kirchlichen Aussagen über Journalisten die Aufgabe beschreiben

Die kirchliche Lehre ist seit Pius XII. Klar

Der Journalist nimmt in Vertretung seiner Leser und Hörer die Informationsfreiheit wahr. Er handeln im Auftrag seiner Rezipienten, also der "Empfangenden", nicht der Gebenden, also derjenigen, die zu Hintergrundgesprächen einladen, um die Medien positiv einzustimmen. Dieser, allein der Wahrheit verpflichtete Journalismus, hilft einem Gemeinwesen, auch der Kirche, sich weiter zu entwickeln. Pius XII. betonte schon 1950, dass durch Öffentlichkeit sich ein Gemeinwesen weiterentwickelt kann. Dass Politiker mit einer Medienstrategie Erfolg habe, die nicht zuerst das Parlament im Auge hat, zeigen folgende Beispiele.

Schröder und Trump als Beispiel

Beide haben ihre Politik nicht vorrangig mit dem Parlament, sondern mit den Medien ausdiskutiert. Schröder, indem er die Medien umarmt hat, Trump, indem er die ihm kritisch gegenüberstehen Presse über Twitter und Fox-News bekämpfte. Beiden hat das nicht genutzt. Schröder hatte nicht nur seine eigene Partei gegen sich, sondern lief mit seinen Hartz-Reformen ins Leere, weil sie am Ende medial nicht zündeten. Wie sollten sie auch, wenn es um Reduktion von Leistungen geht. Trump konnte aus dem ständigen Gekabbel mit Journalisten seine Wiederwahl nicht realisieren können. Auch die Grünen haben im Wahlkampf von Ende April bis Ende September, trotz des undifferenzierten Wohlwollens der Journalisten, die meiste Zustimmung aller Parteien verloren, nicht 8%, sondern 14% der Wähler, die im April eine Kanzlerin Baerbock an die Macht gebracht hätten. Sie hätten im April mit 28% die Wahl gewonnen. Die Politiker sind also dumm, wenn sie auf mehr auf die Journalisten als auf die gewählten Abgeordneten setzen.

Und die Leser, Hörer, Zuschauer

Sie leben in Österreich mit einem Öffentlich-rechtlichen Sender, der noch fester in der Hand der Parteien ist als die ARD-Sender oder das ZDF. Die finanziell prekäre Situation der Zeitungen macht diese anfällig für finanzielle Avancen der Politiker. Es gibt zwei Zeitungen, die kostenlos verteilt werden und daher verführbar für bezahlte Artikel sind. Es sind die Titel „Österreich“ und „Heute“. Während unabhängiger Journalismus in Russland politisch ausgehebelt wird, sind es in Westeuropa die durch das Internet herbeigeführte Illusion, wahrheitsorientierter Journalismus sei kostenlos zu haben. Das gilt auch für die Kirchenpresse. Was sollen, wenn die Zeitung subventioniert ist, deren Redakteure veröffentlichen als das, was den Kirchen genehm ist. Wenn die Leser das nicht selber zahlen wollen, dann bekommen sie nur die halbe Wahrheit geliefert. Es nutzt auch nicht, wenn die Rundfunkgebühr zwangsweise eingezogen wird. Die Posten bei den so finanzierten Sendern werden immer noch von den Parteien vergeben. Beispiel ist der Intendant des Bayerischen Fernsehens. Er ist nicht als kompetenter Journalist, sondern als Sprecher der Bundesregierung auf den Sessel gekommen. „Österreich“, die zum Mitnehmen ausgelegte Zeitung, verlangt keinen Cent. Wie verlässlich ist ein solches Organ, wenn es sich nicht traut, seine Leser um eine Mitfinanzierung zu bitten Sie muss ja ihren Geldgebern mehr vertrauen schenken.

Zwei Lehren sollten die Medien Nutzer ziehen

Nicht der Politiker, sondern der Chefredakteur ist der Haupt-Übeltäter. Der Politiker muss sich um Zustimmung kümmern. Sein Streben überschreitet die Grenze, wenn er dafür die Steuergelder der Leser einsetzt. Das ist nicht nur Missbrauch der ihm anvertrauten Gelder, sondern auch Destruktion der freien Berichterstattung.
Das Gegenüber der Politiker sind nicht die Journalisten, sondern die Parlamentarier. Die beziehen ihre Macht nicht vom Kanzler, auch nicht von den Medien und sie bestimmen, wofür das Geld ihrer Wähler ausgegeben wird.
Die Leser und Hörer sollten für einen Journalismus sorgen, der von ihnen, den Rezipienten bezahlt wird. Andere Geldquellen verderben die Orientierung an der Wahrheit. So teuer kommt das nicht, im Vergleich zur durch das Auto finanzierten Beweglichkeit oder dem Steak im Restaurant.

 

 


Kategorie: Medien

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