Foto: Christian Schnaubelt

Viel Schatten, aber auch Licht!

Am 11. März endete die fünfte und vorerst letzte Synodalversammlung von „Der Synodale Weg“ in Frankfurt. Der (mediale) Wirbel hat sich gelegt und daher blickt explizit.net – Redaktionsleiter Christian Schnaubelt auf das, was nach drei Jahren synodaler Reformprozess bleibt und nun folgen sollte. Ein Kommentar.

"Ein Kompromiss ist dann vollkommen, wenn alle unzufrieden sind", sagte Aristide Briand. Demnach müssten die Ergebnisse des Synodalen Weges eigentlich gelungen sein. Denn weder Lai:innen noch Bischöfe, weder „Konservative“ noch „Reformer:innen“ und auch weder „Maria 1.0“ oder „Maria 2.0 „äußerten sich am Ende wirklich zufrieden. Auch wenn die Beschlüsse zur Grundordnung, zu Segensfeiern, zur geschlechtlichen Vielfalt und zur Stärkung der Frauen in sakramentalen Ämtern als „wichtige Schritte“ bezeichnet wurden, wurden doch mehr Mut für weitergehende Schritte und eine baldige Umsetzung angemahnt.

„Die Machtfrage ist gestellt“

In fünf Synodalversammlungen haben Lai:innen und Bischöfe miteinander gerungen und gestritten. Einmal (bei der 4. Synodalversammlung) stand der Prozess kurz vor dem Scheitern, doch am Ende haben sich die Synodalen „zusammengerauft“. Dazu waren viele Kompromisse – vor allem von Seiten der Lai:innen, die manche Kröte schlucken mussten, nötig. Hier setzt einer der zwei größten Kritikpunkte an den Ergebnissen des Synodalen Weges an: Das „Synodalität“ vor allem von Lai:innen – nicht aber von den Bischöfen – gelebt wurde.

Den Bischöfen wurde vorgeworfen, mehrheitlich an ihrer Macht festzuhalten und erst dann zustimmen, wenn der (öffentliche) Druck zu groß wird – oder DBK-Vorsitzender Bischöf Georg Bätzing die Bischöfe zu "Sondersitzungen" (ebenfalls bei der 4. Synodalversammlung) einberuft oder gemeinsam mit ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp "die Einigkeit beschwört" (bei der 5. Synodalversammlung).

"Die Machtfrage ist gestellt. Die, die Macht haben können an Legitimität gewinnen, wenn sie Macht teilen", bewertet Prof. Thomas Söding (Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, ZdK) rückblickend gegenüber unserem Partnerportal www.kath.de den Synodalen Weg.

„Wir brauchen mehr Mut für Veränderungen“

Den zweiten großen Kritikpunkt an den Ergebnissen des Synodalen Weges beschreibt BDKJ – Bundesvorsitzender Gregor Podschun: „Der Synodale Weg hat etwas bewegt, er ist aber in seinem Kern doch gescheitert. Denn wir brauchen mehr Mut für Veränderungen, um die strukturellen und systemischen Probleme, die den Machtmissbrauch begünstigen und bereits von der MHG-Studie benannt worden sind, endlich zu beheben. Hier sind die Erwartungen vieler junger Menschen, die über Beschlüsse der 'Würzburger Synode' hinausgehende Veränderungen erwartet haben, enttäuscht worden.“

Zudem wurde die Kritik geäußert, die Bischöfe würden zu wenig persönliche Verantwortung für den mangelhaften Umgang mit den Missbrauchsfällen übernehmen und tiefgreifendere Reformen „aussitzen“. Eine Debatte, die nach der heutigen Annahme des Rücktrittsangebotes von Bischof Franz-Josef Bode durch Papst Franziskus sicherlich wieder neue Fahrt aufnehmen wird.

„Aufbruch statt Rückzug“

Doch der Synodalen Weg hat mit seinen Beschlüssen – für manche zu kleine, aber auf jeden Fall enorm wichtige – auch Impulse, nicht nur für die Kirche in Deutschland, gesetzt. Ein Lichtblick, der manchmal durch den oben beschriebenen Schatten überdeckt wird. Der Synodale Weg hat beispielsweise dazu beigetragen, die Rolle der Frauen in der Kirche zu stärken. Auch wenn hier noch viele weitere Schritte notwendig sind. Zu diesen Schritten gehört es auch, die Stimme von jungen Menschen stärker in den Blick zu nehmen. Denn die "U30"-Delegierten waren ein weiterer Lichtblick im Rahmen des Synodalen Weges. Sie haben gezeigt, dass Reformen jetzt notwendig sind, auch wenn sie - wie die Wahrheit - manchmal schmerzen.  

"Aufbruch statt Rückzug sollte jetzt das Motto lauten, denn durch einen Aufbruch kann das, was darunter liegt, wieder lebendig werden", blickt Prof. Thomas Söding (der auch dem Präsidium des Synodalen Weges angehört) nach vorne. Denn mit der Konstituierung des „Synodalen Ausschusses“ – der langfristig den vom Vatikan kritisierten „Synodalen Rat“ vorbereiten soll - und der von Papst Franziskus initiierten „Weltsynode“ stehen bereits die nächsten zwei wichtigen Projekte auf der Agenda. Und eine Chance, dass schlussendlich doch mehr Licht als Schatten vom Synodalen Weg bleibt. Eine (Rest-) Hoffnung, die auch viele Katholik:innen (noch) haben.

Also: Viel Schatten, aber auch Licht! Wie kann das „Erbe“ des Synodalen Weges – insgesamt 15 Beschlüsse - jetzt angegangen und Synodalität von Kirche weiter mit Leben gefüllt werden?

Fazit: „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen“

Der Synodale Weg ist zwar vorerst beendet (in drei Jahren folgt noch eine Reflexionsveranstaltung) , aber jetzt geht es an die Umsetzung der Beschlüsse. Vieles kann vor Ort in den Bistümern, Städten, Gemeinden und Pfarreien umgesetzt werden, manches in Rom. Und auch wenn dort nicht alle Beschlüsse des Synodalen Weges Zustimmung erhalten werden sollten: Es ist etwas in Bewegung geraten, was langfristig nicht mehr gestoppt werden kann. Zu hoch ist der Druck, nicht mehr hinter die Beschlüsse des Synodalen Weges zurückgehen zu können.

„An ihren Taten sollt ihr sie erkennen“ heißt es in 1. Johannes 2,1-6. Jetzt ist die Zeit für Taten gekommen!

Ein Kommentar von: Christian Schnaubelt (Redaktionsleiter explizit.net)

Als Berichterstatter für unser Partnerportal www.kath.de hat er alle fünf Synodalversammlungen begleitet.


Kategorie: Kirche

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